
Der Flächennutzungsplan ist ein bürokratisches Monstrum und im Grunde dazu gemacht, die mittel- bis langfristige Entwicklung einer Kommune zu steuern. Iphofen steht gerade vor der 13. Änderung des umfangreichen Werks. In der Hauptsache – das wurde am Montagabend in der Sitzung des Stadtrats klar – geht es mal wieder um die Frage, wie und wohin die Stadt wachsen kann. Konkret gesagt: Wo kann, wo soll in nächster Zeit Bauland entstehen? Das von der Stadt beauftragte Fachbüro hat dazu weit in die Zukunft geblickt und zu klären versucht, wie viel Bauland Iphofen braucht.
Die Realität ist: Im Rathaus stapeln sich die Nachfragen nach Baugrundstücken. Iphofen könnte vermutlich gerade seine halbe Flur in baureifes Land verwandeln – so groß ist der Bedarf. Das Planungsbüro Markert in Nürnberg hat den Wohnlandbedarf für Iphofen ziemlich exakt berechnet: auf 14,9 Hektar bis zum Jahr 2039. So stellte es Stadtplaner Matthias Fleischhauer am Montag dar. Den daraus resultierenden Einwohnerzuwachs bezifferte er auf knapp 200 Menschen. „14,9 Hektar – ich dachte, das wäre viel“, sagte Bürgermeister Dieter Lenzer. Aber so viel – das machte der Planer dem seit anderthalb Jahren amtierenden Chef im Rathaus klar – sei es dann doch nicht.
Ein neues Gesetz soll Konflikte auf dem Land befrieden
Die Stadt tut, was sie kann. Im Gebiet Ost IV sollen demnächst 4,8 Hektar Bauland erschlossen werden – Platz für etwa 30 Grundstücke. Dazu hat es die Stadt mit mehr oder minder sanftem Druck geschafft, immerhin ein Dutzend der teils seit Jahrzehnten unbebauten Privatgrundstücke auf den Markt zu bringen. Jetzt liegen nur noch 51 brach. Helfen soll auch das Baulandmobilisierungsgesetz, das die alte Bundesregierung noch vor der Sommerpause auf den Weg gebracht hat.
Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung sieht künftig das „dörfliche Wohngebiet“ vor. Damit soll das Zusammenleben auf dem Land erleichtert werden. Aber geht das, indem man einfach einen neuen Passus aufnimmt und die alte Unterscheidung zwischen Dorf- und Mischgebiet abschafft? Experten haben ihre Zweifel.
Das dörfliche Wohngebiet – so die Theorie – soll die Grenzen zwischen Wohnen auf der einen Seite sowie land- oder forstwirtschaftlichen Betrieben und nicht störendem Gewerbe auf der anderen Seite durchlässiger machen. In der Praxis bedeutet das, dass in einem solchen Bereich neben reinen Wohngebäuden auch kleine Nahversorger, Gaststätten, Pensionen und Nebenerwerbslandwirte mit ihren Höfen zulässig wären, in Ausnahmefällen auch Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftlicher Vollerwerbsbetriebe mit den dazugehörigen Wohngebäuden, Gartenbaubetriebe und sogar Tankstellen. Befürworter sehen darin die Möglichkeit, Wohnbaupotenzial in Dorfgebieten zu mobilisieren.
Für Nebenerwerbslandwirte bleibt die Lage ungewiss
Die Landwirtschaftskammern beurteilen das Ganze deutlich kritischer, weil in der Regel nur von nebenerwerblichen Land- und Forstwirtschaftsbetrieben die Rede ist. Zielführender wäre es aus ihrer Sicht, wenn sich grundsätzlich solche Betriebe, unabhängig vom Haupt- oder Nebenerwerbscharakter, in einem dörflichen Wohngebiet ansiedeln könnten. Neugegründete Nebenerwerbsbetriebe, die sich künftig zu einem Haupterwerbsbetrieb entwickeln wollen, würden sonst zum Aussiedeln gezwungen, da sie sich in dem festgelegten Geltungsbereich nicht weiter ausdehnen könnten.
Für Stadtplaner Fleischhauer wäre eine Ausweisung solcher dörflichen Wohngebiete ausschließlich zum Wohnen ein „Etikettenschwindel“. Schaffen Kommunen solche Gebiete, müsse daher schon von vornherein eine gemischte Nutzung angedacht werden. Darauf wies auch Stadtrat Hans Brummer hin. Außer im Stadtteil Dornheim mit seiner ausgeprägt landwirtschaftlichen Struktur gibt es nach Worten Fleischhauers derzeit keine Flächen für eine solche Mischnutzung auf Iphöfer Stadtgebiet.
Der Flächennutzungsplan wird jetzt ein zweites Mal öffentlich ausgelegt. In dieser Zeit können Ämter, Unternehmen, aber auch Privatleute Einwendungen geltend machen, die der Stadtrat dann abzuwägen hat. Ist das geschehen, tritt der Plan in Kraft. Allerdings wird er laut Bürgermeister Lenzer immer nur eine „Momentaufnahme“ bleiben. Die Dynamik in einer Stadt ist einfach zu hoch, um alle Entwicklungen der nächsten zehn Jahre aktuell abzubilden.