Sie tragen so klangvolle Namen wie Sand-Silberscharte, Ohrlöffel-Leimkraut und Nördliches Mannsschild und haben eine große Gemeinsamkeit: Sie fühlen sich auf der Sandgrasheide im Naturschutzgebiet Astheimer Dürringswasen wohl – und sie sind vom Aussterben bedroht. Und als Bedrohung für eben dieses Naturschutzgebiet sehen Volkachs Grüne das daran im Norden angrenzende, geplante Baugebiet. Per Antrag im Stadtrat wollten sie darum am Montagabend das Vorhaben stoppen. Doch ohne Erfolg.
Einzig Elmar Datzer (Bürgerliste) stimmte mit den drei Grünen für den Planungsstopp. Die anderen Stadtratsmitglieder sprachen sich dafür aus, das Verfahren fortzusetzen und abzuwarten, wie die Träger öffentlicher Belange (TÖB), darunter Naturschutzbehörden und -verbände, das bewerten. Bürgermeister Heiko Bäuerlein sagte vor gut 50 Zuhörern in der Mainschleifenhalle über die Fläche des geplanten Baugebiets : "Es ist kein Naturschutzgebiet, es sind keine Biotope. Wir machen hier nichts Schlimmes."
Wissenschaftler befürchten gravierende Schädigung
Das ließ Andrea Rauch, Fraktionssprecherin der Grünen, nicht gelten: "Es ist ein Unterschied, ob etwas rechtlich möglich ist oder ob man es moralisch machen kann. Das ist ein wichtiges, sensibles Gebiet." Sie verwies auf die Stellungnahme, unterschrieben von 16 bayerischen Wissenschaftlern, in der die Bedeutung des Astheimer Dürringswasen hervorgehoben wird. Bei der Realisierung des Baugebiets sei "mit einer gravierenden Schädigung eines für Mitteleuropa einzigartigen Lebensraumes zu rechnen", heißt es in dem Schreiben.
Davon wenig beeindruckt zeigte sich Herbert Römmelt, Fraktionssprecher der Freien Wähler (FWG). Er nahm an, dass viele der Wissenschaftler gar nicht vor Ort gewesen seien und sah zwischen Baugebiet und Naturschutz "keinen Konflikt". Auch seine Fraktionskollegin Anja Hirt bestätigte: "Wir sind immer noch der Meinung, dass dieses Baugebiet vorangetrieben werden sollte." Und Peter Kornell (FWG) ergänzte: "Es ist eine ganz normale, landwirtschaftliche Nutzfläche. Das haben wir vorab geprüft und dann die Grundstücke gekauft."
Auch Astheims Ortssprecher Jochen Flammersberger (Bürgerliste) erinnerte an die Zeit vor dem Kauf: "Da wurde gemulcht und gefräst, wurden Herbizide und Pestizide eingesetzt. Da hat kein Hahn danach gekräht, dass da die Silberscharte ist." 2019 hatte die Stadt die Flächen am südöstlichen Rand von Astheim erworben, um dort auf rund 5500 Quadratmetern per Ortsabrundung Bauplätze zu schaffen. "Aufgrund des dringenden Bedarfs", wie es in der Vorlage der aktuellen Stadtratssitzung hieß. Bei der ersten Beratung im Juli 2019 hatte der Stadtrat auch noch geschlossen dafür gestimmt, von einer möglichen Erschließung im Frühjahr 2020 war die Rede.
Nur sechs bis neun Bauplätze möglich
Doch davon ist man nun weit entfernt. Was den Grünen mittlerweile besonders sauer aufstößt: Dass man für sechs bis neun Häuser "einmalige Natur zerstöre", wie es in einem Flyer heißt. Bürgermeister Heiko Bäuerlein forderte in der Sitzung am Montagabend Andrea Rauch hingegen auf, "die Moralkeule stecken zu lassen". Und in der TÖB-Anhörung plus anschließendem Umweltbericht mit Ausgleichsflächenplan sah er sogar einen Vorteil: Es sei nicht verwerflich, sich das schwarz auf weiß anzuschauen.