Es ist ein schmaler Grat: Bauprojekte sollen ermöglicht werden, auch wenn sie nicht zu 100 Prozent den Vorgaben entsprechen. Der Volkacher Stadtrat scheint nach manch großzügiger Auslegung dieser Praxis in der Vergangenheit nun besonders sensibilisiert bei dem Thema zu sein, wie eine Diskussion des Ferienausschusses am Montagabend zeigte. Wegen der Corona-Pandemie tagte die verkleinerte Version des Stadtrates im Schelfenhaus. Vor dessen Fenstern hüllten die Schneeflocken die Altstadt ein und ließen sie verstummen, drinnen trafen kontroverse Meinungen aufeinander.
Bei der ersten Bauvoranfrage zum Neubau eines Einfamilienhauses in Eichfeld war der Sachstand relativ schnell klar. Auf dem Grundstück hatten zwei landwirtschaftliche Hallen gestanden, die abgerissen und neu gebaut werden. Darüber hinaus soll im östlichen Grundstücksbereich ein neues Einfamilienhaus entstehen. Einziges Problem dabei: Es liegt laut Flächennutzungsplan innerhalb einer Grünfläche. Darf es dennoch gebaut werden? Entscheiden müsse das letztlich das Landratsamt, hatte Ottmar Böhnlein vom Bauamt vorab erläutert. Ortssprecher Patrick Fischer sprach sich dafür aus: "Ich befürworte die Anfrage extrem, das Vorhaben wäre eine Verbesserung für Eichfeld." Genau das wolle man schließlich, dass solche landwirtschaftlichen Gebäude wieder genutzt werden. Zudem stünden in der Flucht des Einfamilienhauses bereits weitere Häuser.
Als Nachverdichtung angesehen
Auch Andrea Rauch sah die Lage innerhalb der Grünfläche nicht als problematisch an: "Für uns als Grüne ist das okay, wir sehen das als Nachverdichtung." Einzig Elmar Datzer (Bürgerliste) verwehrte sich dagegen, diesem Vorhaben jetzt schon zuzustimmen, obwohl der Flächennutzungsplan das anders vorsieht und dieser für ganz Volkach erst noch überarbeitet werden soll. Mit 8:1 Stimmen entschied der Ferienausschuss für die Bauvoranfrage.
Knapper war die Entscheidung beim Bauantrag für ein Doppelhaus im Baugebiet "An der Schaubmühle". Das Problem in diesem Fall: Die Baugrenze im Norden soll um sechs Meter überschritten werden. Das war der Mehrheit des Gremiums deutlich zu viel. Mathias Krönert (FDP) nannte das "nicht tragbar" und Gerhard Schulzki (SPD) verwies darauf, dass die Nachbarn dem Plan nicht zugestimmt hätten. Auch Udo Gebert sagte: "Sechs Meter können es nicht werden." Da ein Stück weiter, im gleichen Baugebiet, ein Haus bereits 4,20 Meter über der Baugrenze Richtung Norden steht, einigte sich der Ferienausschuss (6:3 Stimmen) schließlich auf den Kompromiss von 4,50 Metern. Ein Plus für Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU): "Wir bringen zwei Familien unter."
Plötzliches Nein zum Astheimer Baugebiet
Die Diskussion verdeutlichte einmal mehr, wie begehrt neuer Wohnraum für Familien auch in Volkach ist. Denen dürfte nicht gefallen, dass das Baugebiet "Am Escherndorfer Weg 2" in Astheim neue Gegner bekommen hat. Die Grünen hatten diesem noch im Juli 2020 zugestimmt, nun wollen sie es doch nicht mehr haben. Die Fraktion hat beantragt, die Planungsmaßnahmen "sofort einzustellen". Als Hauptgrund für diesen Kurswechsel nennen sie, dass ein Kartierungsexperte des Bund Naturschutzes dort zahlreiche Rote-Listen-Arten an geschützten Pflanzen und Tieren gefunden hat.
Auf Facebook schreiben die Grünen: "Wir finden, neun Häuser sind es nicht wert, den (mindestens) deutschlandweit einzigen Sandmagerrasen platt zu machen." Es sei unumstritten, "dass wir Wohnraum brauchen", heißt es im Antrag. Doch angesichts der hohen Leerstände in Stadtgebiet und Ortsteilen sei "eine neue Strategie gefragt". Wie diese aussehen könnte und wie es mit dem Astheimer Baugebiet weitergeht, dürfte bald im Volkacher Stadtrat zur erneuten Diskussion über Wohnraum stehen.