
Sie stehen an dem großen Grabmal, bekleidet in Winterjacken, Schals und Mützen. Die Sonne scheint und sie lächeln in die Kamera. Das Foto zeigt Michele Herman mit ihren Kindern, Schwiegerkindern und vier Enkeln auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee. Die Amerikanerin ist eine Nachfahrin des ehemaligen jüdischen Weinhändlers Nathan Gerst, seiner Frau Jette und deren acht Kindern. Im November 2018 haben sie sich auf Spurensuche nach Kitzingen begeben.
Margret Löther erzählt von dem Treffen, das fast ein Jahr her ist. "Es ist immer schön, wenn man einen halben oder ganzen Tag mit den Familien verbracht hat", sagt die Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, die sich seit 2013 aktiv ehrenamtlich gegen das Vergessen der Naziverbrechen engagiert.

Dass sich Nachfahren jüdischer Familien bei ihr melden, ist keine Seltenheit. „Ich hab sogar fast das Gefühl, es wird mehr.“ Die 63-Jährige versucht den meist aus den USA oder Israel anreisenden Familien während ihres Aufenthalts möglichst viel über die Vorfahren zu erzählen – insbesondere was die ehemalige Wohnung oder aber auch die Grabstätte auf dem Rödelseer Friedhof betrifft.
In den kommenden Wochen werden die Vorfahren von Michele Herman wieder Thema in Kitzingen sein: In der Ausstellung "Kitzingen – Stadt der 100 Weinhändler", die als lokaler Zusatz zur Ausstellung "Wein im Judentum: Von Traditionen und Genuss" in der Alten Synagoge stehen wird, porträtiert der Förderverein ehemalige Synagoge den Weinhandel in Kitzingen sowie das Leben und Schicksal dreier jüdischer Weinhändlerfamilien: Max Fromm, Max und Rosa Stern sowie Nathan und Aron Gerst.
Bedeutung des jüdischen Weinhandels für Kitzingen
Die Ausstellung dokumentiert den jüdischen Weinhandel in Kitzingen zwischen 1835 und 1935. Nach der Aufhebung des Matrikelparagraphen 1861, er hatte die Anzahl der jüdischen Familien beschränkt, ließen sich immer mehr jüdische Händler in Kitzingen nieder – der erste war Emil Hellermann. Ihm folgten 1865 Nathan Gerst und sein Bruder Aron aus Frankenwinheim.

Der Weinhandel, der zuvor überwiegend von christlichen Händlern betrieben wurde, erlebte mit den zugewanderten Juden einen Aufschwung und wurde zur Schlüsselbranche der Stadt. Als einer der Pioniere im jüdischen Weinhandel galt Max Fromm, der 1907 Branchenführer vor Wilhelm Meuschel wurde. Aus wirtschaftlichen Gründen und angesichts des wachsenden Antisemitismus in der Stadt verlegte er sein Geschäft nach Bingen am Rhein, bis er 1939 zur Auswanderung gezwungen wurde.
"Wir wollen mit der Ausstellung zeigen, welchen Beitrag die jüdischen Weinhändler zum heutigen Wohlstand und zur Entwicklung der Stadt Kitzingen geleistet haben", erklärt Margret Löther, die hauptberuflich Lehrerin ist. Neben eigenen Informationen aus dem Vereinsarchiv und des jüdischen Heimat- und Familienforschers Michael Schneeberger basiert die Ausstellung unter anderem auf der Forschungsarbeit des Stadtarchivs Kitzingen sowie des Historikers Elmar Schwinger.
Was mich viel mehr stört, ist ihre Wortwahl "Judenfriedhof". Denn, gibt es einen Katholenfriedhof oder Christenfriedhof? Nein!
Bitte einfach jüdischer Friedhof nennen.
Mit Essen und Trinken hat so ein Grabstein auf dem Rödelseer Judenfriedhof eigentlich nichts zu tun: Daher würde ich in der ersten Textzeile auf das "h" im "Grabmahl" verzichten. Grabmal genügt. Aber es war ohnehin nur, vermute ich mal, ein Tipp-Fehler
vielen Dank für den Hinweis! Wir haben den Fehler korrigiert.
Viele Grüße
Lukas Will
Digitales Management