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Kitzingen/ Iphofen
Aus dem richtigen Holz: Die Forstbetriebsgemeinschaft Kitzingen macht mit dicken Bräuten Männer glücklich
Fast alle Gemeinden des Landkreises sind Mitglied, hunderte Privatleute ebenso. Doch was ist die FBG eigentlich genau? Ein Interview zum runden Geburtstag.
Der Wald in besten Händen: Dieter Rammensee und seinem Team geht es nicht nur um die Holzernte, sondern sie pflegen die Wälder der FBG-Mitglieder nach Kriterien wie Klimatoleranz und Zukunftsfähigkeit.
Foto: Diana Fuchs | Der Wald in besten Händen: Dieter Rammensee und seinem Team geht es nicht nur um die Holzernte, sondern sie pflegen die Wälder der FBG-Mitglieder nach Kriterien wie Klimatoleranz und Zukunftsfähigkeit.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 16.10.2024 02:46 Uhr

Hackschnitzel für die Heizung, robuste Stämme für die Zukunft: Um 70 Prozent der Wälder im Kreis Kitzingen kümmert sich die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Kitzingen. Zum 50. Geburtstag der FBG berichten Geschäftsführer und Förster Dieter Rammensee sowie Verwaltungsfachfrau Ruth Holfelder von glücklichen Männern, stämmigen Bräuten und Tränen im Wald.

Garantiert nicht auf dem Holzweg: Ruth Holfelder, Dieter Rammensee und Johannes von Rotenhan am Wertholzplatz in Iphofen, begleitet von zweien der fünf FBG-Hunde, Hugo und Xara.
Foto: FBG Kitzingen/Richard Schober | Garantiert nicht auf dem Holzweg: Ruth Holfelder, Dieter Rammensee und Johannes von Rotenhan am Wertholzplatz in Iphofen, begleitet von zweien der fünf FBG-Hunde, Hugo und Xara.
Was ist die FBG?

Dieter Rammensee: Wir sind Partner der Waldbesitzer im Raum Kitzingen. Unsere Mitgliederzahl wächst. Aktuell beraten wir über 650 Mitglieder mit einer Waldfläche von rund 13.000 Hektar hinsichtlich Holzvermarktung, Wiederaufforstung, Fördermöglichkeiten. Wir bündeln die Interessen. Das ermöglicht bessere Konditionen und Arbeitsweisen sowohl beim Durchforsten als auch beim Holzverkauf.

Wie groß ist die FBG?

Rammensee: Von den 18.000 Hektar Wald im Landkreis Kitzingen decken wir von der Fläche her rund 70 Prozent ab. Der Rest sind die Staatsforsten und zwei große Privatwälder. 2023 hat die FBG 40.000 Festmeter Holz gemacht. Der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr hat 1,6 Millionen Euro betragen.

Mit vereinten Kräften geht alles besser: Beim Zaunbau im Wald helfen Förster Dieter Rammensee und sein mobiler Trupp - Voitek, Michael, Pavel und Josef - zusammen.
Foto: Diana Fuchs | Mit vereinten Kräften geht alles besser: Beim Zaunbau im Wald helfen Förster Dieter Rammensee und sein mobiler Trupp - Voitek, Michael, Pavel und Josef - zusammen.
Welche Erlebnisse haben Sie besonders beeindruckt?

Rammensee: Wenn die Braut aus dem eigenen Wald kommt, kann man glückliche Männer erleben! Die Braut ist der dickste Stamm bei der Holzsubmission.

Ruth Holfelder: Manchmal sehen wir Freudentränen, manchmal aber auch Trauer. Wenn der Borkenkäfer im Wald gewütet hat, zum Beispiel. Oder ein Sturm…

Rammensee: … wie 2018 "Fabienne". Nach der Sturmnacht, die in Iphofen nicht viel mehr als ein Lüftchen war, hat ein Ebersbrunner angerufen und gefragt, ob wir noch aus der Stadt rauskommen? Ich hab' ahnungslos zurückgefragt: "Wieso?" und konnte es gar nicht glauben, als er von den Riesenschäden, dem abgeknickten Kirchturm und den Straßensperrungen berichtet hat. 

Aus dem richtigen Holz: Die Forstbetriebsgemeinschaft Kitzingen macht mit dicken Bräuten Männer glücklich
Gibt's auch lustige Begebenheiten?

Rammensee: Jede Menge. Zum Beispiel, wenn man in einer Parzelle, die grade mal zwei Meter breit ist – sowas gibt es im Kreis Kitzingen -, einen Baum umschneidet und der nicht ganz in die richtige Position fällt. Der Versicherung begreiflich zu machen, wie eine Baumkrone im übernächsten Waldgebiet einen Schaden verursachen kann, ist echt lustig.

Was wäre, wenn es die FBG nicht gäbe?

Rammensee: Auf jeden Fall müsste man sie dann schnellstens erfinden. Ansonsten hätten viele Gebäude keine Hackschnitzel zum Heizen, die Sägewerke hätten Leerlauf...

Holfelder: …und die Besitzer kleiner Waldgebiete könnten ihr Holz nicht vermarkten, ihren Wald nicht zukunftsfähig machen. Wir haben zwar immer noch Mitglieder, die gern selbst Holz machen, aber immer mehr – gerade die Jüngeren – sind froh über unsere Dienstleistungen und die Vorteile einer Gemeinschaft, zum Beispiel den Austausch von Informationen und verschiedenste Lehrgänge. 

Beobachtet von Dieter Rammensee schlagen Voitek und Josef einen Stützpfeiler für einen Wildschutzzaun in den Waldboden.
Foto: Diana Fuchs | Beobachtet von Dieter Rammensee schlagen Voitek und Josef einen Stützpfeiler für einen Wildschutzzaun in den Waldboden.
Was kostet die Mitgliedschaft?

Holfelder:  Bis zu einer Größe von zehn Hektar pauschal 20 Euro pro Jahr. Jeder weitere Hektar kostet 30 Cent. Wenn die FBG einen Wald komplett bewirtschaften soll  – von der Jahresplanung über Kontrollgänge, Verkehrssicherung, Pflanz- und Pflegemaßnahmen bis hin zur Holzernte und -vermarktung –, wird ein individueller Waldpflegevertrag abgeschlossen.

Worin besteht der Unterschied zwischen der FBG und gewerblichen Forstunternehmen?

Holfelder: Unsere Arbeit geht über eine reine Geschäftsbeziehung hinaus. Es zählt der langjährige, persönliche Kontakt. Bei Forstarbeiten achten wir darauf, dass wir den Boden nicht zu sehr verdichten. Wir passen unsere Arbeit an die Bedürfnisse und Gegebenheiten an.

Wie wird der 50. Geburtstag gefeiert?

Rammensee: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Um 18 Uhr beginnt am Freitag, 11. Oktober, die Jahreshauptversammlung in der Karl-Knauf-Halle. Eine Stunde später sind alle Mitglieder zu Wildschweinbraten, Musik, Ehrungen und einer Videobotschaft von Staatsministerin Michaela Kaniber eingeladen.

Verein für Waldbesitzer

Mitglieder: Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Kitzingen w.V. (wirtschaftlicher Verein) berät und vertritt ihre gut 650 Mitglieder in allen Fragen der Waldbewirtschaftung und Holznutzung. Jedes Mitglied – vom kleinen Privatwaldbesitzer bis hin zur Stadt Iphofen mit 2200 Hektar – kann, muss aber nicht die gesamte Pflege seiner Wälder an die FBG delegieren.
Personal: Aktuell kümmern sich Geschäftsführer Dieter Rammensee, Johannes von Rotenhan (zweiter hauptamtlicher Förster), Förster Achim Volkamer als Verbindungsglied zu den Staatsforsten und Ruth Holfelder von der Verwaltung um den Holzverkauf aus 15.000 Hektar Wald, von denen sie 2300 Hektar komplett beförstern. Der Iphöfer Stadtförster Jörg Summa hat sein Büro direkt neben den FBG-Kollegen in der Iphöfer Bahnhofsstraße 34. 
Vorstand: Seit Josef Mend als Vorsitzender in den Ruhestand gegangen ist, steht sein Nachfolger Dieter Lenzer (Bürgermeister Iphofen) der FBG vor. 1. Stellvertreter ist Ernst Nickel (Bürgermeister Geiselwind), 2. Stellvertreter Gerhard Rost, Privatwaldbesitzer aus Gräfenneuses.
Mehr Infos online: fbg-kitzingen.de
Quelle: ldk
 
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Kommentare
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  • Edgar König
    Nichts gegen die FBG, aber beim Thema der billigen Hackschnitzel wären noch viele Fragen zu klären.
    Allgemein werden in den modernen Heizkesseln leider überwiegend feuchte Hackschnitzel verbrannt, mit einem für typische Holzheizer unüblich hohen Wasseranteil.
    Das senkt bekanntlich den Holzheizwert und schädigt in Folge auch unsere Umwelt weit mehr, als fossile Heizungen (mehr Feinstaub, mehr CO² usw.)
    Feucht verfeuertes Holz, mit einem Wassergehalt weit über 20%, muss einen beträchtlichen Anteil seiner Energie überhaupt zu seiner eigenen trocknung im Heizkessel verschwenden, bevor es überhaut zu der benötigten Pyrolyse kommen kann.
    gez. R. König
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