
Seine von einer gewissen Lautstärke geprägten und mit Beleidigungen und Bedrohungen gespickten Auftritte in Kitzingen wiederholen sich. Sie enden manchmal mit einem Platzverweis durch die Polizei, oft aber auch in der Ausnüchterungszelle – und mit Anzeigen. Mehrere dieser Auftritte des Mannes mit der Bierflasche in der Hand im Sommer 2023 haben jetzt das Amtsgericht beschäftigt.
Mit den drei Anklageschriften verlas die Staatsanwältin so etwas wie die Bilanz der vergangenen Sommersaison. Eine Trunkenheitsfahrt mit dem Rad (1,88 Promille) war ebenso dabei wie eine Schwarzfahrt mit der Bahn. In einer weiteren waren fünf Auftritte zusammengefasst; immer ging es um Beleidigungen und Bedrohungen. Das war längst nicht alles, womit der 65-Jährige vor etwa einem Jahr aufgefallen ist. Aber einige der leichteren Fälle waren schon vor der Verhandlung eingestellt worden.
"Bei der Vielzahl der Akten, ist es schwer, die Übersicht zu behalten", stellte Richterin Ingrid Johann zu Beginn der Verhandlung fest. Bis die stattfinden konnte, hatte es zwei Anläufe gegeben. Beim ersten Termin schickte die Richterin den Mann ins Krankenhaus. Er war am Tag davor nach eigenen Angaben zusammengeschlagen worden. Beim zweiten Versuch hatte sich der Pflichtverteidiger krankgemeldet.
Mehrere Anläufe für ein Gerichtsverfahren nötig
Der dritte Termin fand jetzt zwar statt, weit kam das Verfahren aber nicht. Zum einen stellte der Rentner gleich zu Beginn klar: "Ich sage nichts." Damit war klar, dass die zwei als Zeugen geladenen Polizisten, nicht ausreichen würden, um die Vorwürfe zu erhärten. Weitere Zeugen werden auflaufen müssen.
Zum zweiten wollte der Pflichtverteidiger "endlich geklärt" haben, was mit seinem Mandanten wirklich los ist. "Das ist neben dem Alkohol noch was", sagte er und beantragte ein Gutachten über eine mögliche verminderte Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit. Dabei soll auch die Frage einer möglichen Einweisung in eine Entziehungsanstalt geprüft werden.
Grundsätzlich war der 65-Jährige einverstanden. "Ich rede gerne, aber nicht mit jedem", sagte er und stellte klar, dass der Gutachter nicht aus der Stadt oder dem Landkreis Kitzingen kommen dürfe. "Da kennt mich jeder; da kommt nichts dabei raus", sagte er. Das Gericht ging darauf ein; der Mann wird von einem auswärtigen Psychiater begutachtet. Damit war das Verfahren erst einmal zu Ende.
Immer wieder fällt der Rentner unangenehm auf
Wenn nichts Neues dazu kommt, wird es beim nächsten Anlauf um die Vorwürfe in den drei Anklageschriften gehen. Darunter sind fünf Auftritte des Mannes.
Ein kleiner Auszug: "Ich stech dir in den Hals", soll er zu einer Frau gesagt haben, nachdem er sie als "Miststück und Nazi" bezeichnet hatte, weil sie ihm keine Zigarette gegeben hatte. Auf dem Spielplatz unterhalb der Synagoge habe er dann ein Mädchen angeschrien und deren Bruder bedroht: "Halt's Maul, sonst haue ich dir in die Fresse."
Passanten übel beleidigt und Motorrad gerammt
In der Egerländer Straße habe er "aus heiterem Himmel heraus" Passanten als "Kinderschänder und fette Sau" bezeichnet. In der Falterstraße ist er laut Anklage mit einem Motorradfahrer aneinandergeraten. Den habe er nicht nur beleidigt, sondern auch mit einem Einkaufswagen dessen Motorrad gerammt.
Der Mann auf der Anklagebank hat mittlerweile 27 Einträge im Bundeszentralregister. Seit 1998 immer wieder dabei: Beleidigung und Bedrohung. Der Angeklagte hat Geldstrafen bekommen, etliche Freiheitsstrafen verbüßt und war auch schon in psychiatrischer Behandlung, allerdings ohne greifbares Ergebnis. Auf das hofft das Gericht mit dem neuen Gutachten, wenn es denn zur nächsten Verhandlung auf dem Tisch liegt.