Im Dornheimer Grund, näher an Hellmitzheim gelegen, aber dennoch zu Dornheim gehörend, genauer gesagt im Untergrund, liegt eine Siedlung. Aufgrund der Funde ist sich Grabungsleiter Michael Marchert sicher, dass sie aus dem 6./7. Jahrhundert stammt und damit merowingisch ist.
Deswegen präsentiert das Knauf-Museum in Iphofen derzeit die Sonderausstellung "Als Franken fränkisch wurde" mit Funden aus der Merowingerzeit. Während sich einem im mainfränkischen Raum diese Zeit meist nur über Gräberfelder erschließt, besteht bei Dornheim tatsächlich die Chance, eine Siedlung dieser Epoche zu erkunden.
Parallel zur Ausstellung können sich Interessierte noch bis Sonntag, 19. September, zwischen 10 und 16 Uhr die Grabung live vor Ort anschauen. Der Weg ist von Hellmitzheim aus beschildert. Am vergangenen Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, hatten bereits zahlreiche Interessierte aus dem Landkreis wie auch Gäste von weiter her diese Möglichkeit genutzt. Wer wollte, der erhielt von der Archäologin Margarete Klein-Pfeuffer vom Museum in Franken (Würzburg) eine fundierte Einführung in die Frühgeschichte, bevor es einige 100 Meter weiter zur Grabungsstelle ging.
Fundstücke aus dem 6./7. Jahrhundert
Dass Archäologen überhaupt auf die Siedlung aufmerksam wurden, ist dem Dornheimer Karl Alt, der 2010 gestorben ist, zu verdanken. Bei seinen Feld- und Flurgängen hatte er viele Funde gemacht. Er wandte sich deshalb an die Archäologin Margarete Klein-Pfeuffer. Sie erkannte, dass sich hier etwas Besonderes verbirgt.
2012 zeigten geomagnetische Untersuchungen durch Jenaer Archäologen interessante Anomalien, die als Siedlung interpretiert werden konnten. In den Jahren 2014 und 2016 folgten Geländebegehungen und Fundeinmessungen. Über 5800 Einzelfunde konnten nach Angaben des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Uni Jena aufgelesen werden – von der Jungsteinzeit bis in die Moderne. Dabei waren auch datierbare Randscherben und Kleinfunde aus der Zeit der Merowinger.
Hinweise auf Handwerker
Im Jahr 2018 fand dann an einer nach den Voruntersuchungen vielversprechenden Stelle eine Grabung statt. Knapp unter der Ackerfläche wurde schließlich ein Grubenhaus gefunden. Die Archäologen fanden Keramikfragmente, Tierknochen, bearbeitete Beinobjekte, Kamm- sowie Glasfragmente. Die Datierung ergab, dass sie aus dem 6./7. Jahrhundert stammen. Bei den Funden waren auch Keramikfragmente, die aus dem Rhein-Main-Gebiet stammten. Da auch ein Webgewicht und ein Spinnwirtel gefunden wurde, gibt dies einen Hinweis auf die im Arbeitshaus ausgeübte Tätigkeit.
2020 dann öffneten die Wissenschaftler eine Fläche, die nur wenig nördlich des bekannten Grubenhauses lag. Gefunden wurden zwei sich schneidende Grubenhäuser unterschiedlicher Größe und verschiedenen Alters. Neben einer Glasperle fand man auch wieder Hinweise auf ausgeübtes Handwerk sowie Eisenschlackenfunde, die auf Metallverarbeitung hindeuteten. Aufgrund von Glasscherben verschiedener Gefäße erahnten die Fachleute bereits einen nahegelegenen Haushalt.
Wie die Archäologen fündig wurden
An diese letztjährige Grabung schließt die aktuelle an. Und schon in den ersten Tagen wurden die Archäologen fündig. Sie konnten den Besuchern beim Tag des offenen Denkmals nicht nur von gefundenen Scherben, von einem Kammfragment und dem Teil einer bronzenen Zierscheibe, wie man sie von einem Fund bei Kleinlangheim kennt, berichten, sondern auch von der Entdeckung obertägiger Pfosten. "Das dürfte ein Wohnhaus sein", freut sich Michael Marchert.
Und die Archäologen hatten noch mehr Glück: Schlackenfunde wurden schon auf dem Feld gemacht; jetzt könnte der dazu passende Rennofen gefunden sein, den man nutzte, um Metall herzustellen.
Die weiteren Grabungstage dürften noch mehr Klarheit über die Siedlung bringen. Etliche vermuten es nur; manche sind sich schon seit längerem sicher: Was da im Untergrund liegt, sind die Reste von Alt-Dornheim.