
Klimaschutz und Denkmalschutz – das waren hierzulande lange Zeit zwei Pole, die sich schwer zusammenbringen ließen. Herkömmliche Solarmodule waren auf denkmalgeschützten Gebäuden in der Regel nicht zugelassen: zu groß, zu auffällig, nicht verträglich mit dem Erscheinungsbild, hieß es oft seitens des Denkmalschutzes – sehr zum Ärger und Unverständnis der Betroffenen. Auch im Iphöfer Stadtrat hagelte es zuletzt massive Kritik. Die Denkmalbehörde, so lautete einer der Vorwürfe, müsse sich endlich bewegen. Ratsmitglied Otto Kolesch als einer der größten Kritiker ist jetzt ein Stück weit zurückgerudert.
Die Denkmalpflege zeigt gangbare Wege bei der Energiewende auf
"Ich muss meine Aussage zurücknehmen", sagte Kolesch in der Sitzung am Montagabend. Die Denkmalpflege habe sich "weit geöffnet", um energetische Maßnahmen in der Altstadt umzusetzen. Tatsächlich ist das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (LfD) unter dem Druck der Energiewende von ihrer einst so starren Ideologie ein Stück weit abgerückt. In einem Papier der Behörde heißt es, die Frage sei nicht mehr, ob ein Denkmal mit erneuerbarer Energie versorgt werden kann, sondern wie dies "unter Beachtung denkmalfachlicher Belange" erfolgen könne. Das betreffe auch den "denkmalgeschützten Gebäudebestand" etwa in historischen Altstädten wie Iphofen.
Die Denkmalschützer begründen ihre gelockerte Haltung unter anderem damit, dass der "technische Fortschritt" bei Solaranlagen zu "ansprechenden denkmalverträglichen Lösungen" führen könne. So gibt es neben Flachkollektoren, die sich ins Dach integrieren lassen, inzwischen rote, ziegelförmige Solarmodule, mit denen komplette Dächer belegt werden könnten. Die Stadt Iphofen hat diese Solarziegel bereits auf dem alten Gutshof am Schwanberg eingesetzt.
Die Stadt wartet seit Monaten auf ein Gesetz des Freistaates
Kolesch sieht die Pflicht jetzt bei der Stadt und ihrem beauftragten Stadtplaner, entsprechende Rahmenpläne zu erarbeiten, wie sie auch die Denkmalbehörde empfiehlt. An diesen Plänen könne man sich dann bei künftigen Anträgen orientieren. Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer erwiderte, von Stadtplaner Franz Ullrich lägen längst Vorschläge vor. Allerdings, so Lenzer, sei es "nicht zielführend", diese Vorschläge in städtische Satzungen einzuarbeiten, wenn der Freistaat Bayern das entsprechende Gesetz noch nicht geändert habe.
Dieses Gesetz, das es Kommunen erleichtern soll, ihre Altstädte für Photovoltaikanlagen zu öffnen, liegt seit Monaten auf Eis. Wann es verabschiedet wird, ist unklar. In Deutschland ist Denkmalschutz Ländersache, jedes der 16 Bundesländer hat sein eigenes Denkmalschutzgesetz.