zurück
Iphofen
Angriffe auf den Denkmalschutz: Warum der Iphöfer Stadtrat Otto Kolesch jetzt überraschend zurückrudert
Iphöfer Altstadtsilhouette  im Sonnenuntergang: Wie lässt sich die Kraft der Sonne auch auf denkmalgeschützten Dächern nutzen?
Foto: Guenther Fischer | Iphöfer Altstadtsilhouette im Sonnenuntergang: Wie lässt sich die Kraft der Sonne auch auf denkmalgeschützten Dächern nutzen?
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 11.02.2024 19:29 Uhr

Klimaschutz und Denkmalschutz – das waren hierzulande lange Zeit zwei Pole, die sich schwer zusammenbringen ließen. Herkömmliche Solarmodule waren auf denkmalgeschützten Gebäuden in der Regel nicht zugelassen: zu groß, zu auffällig, nicht verträglich mit dem Erscheinungsbild, hieß es oft seitens des Denkmalschutzes – sehr zum Ärger und Unverständnis der Betroffenen. Auch im Iphöfer Stadtrat hagelte es zuletzt massive Kritik. Die Denkmalbehörde, so lautete einer der Vorwürfe, müsse sich endlich bewegen. Ratsmitglied Otto Kolesch als einer der größten Kritiker ist jetzt ein Stück weit zurückgerudert.

Die Denkmalpflege zeigt gangbare Wege bei der Energiewende auf

"Ich muss meine Aussage zurücknehmen", sagte Kolesch in der Sitzung am Montagabend. Die Denkmalpflege habe sich "weit geöffnet", um energetische Maßnahmen in der Altstadt umzusetzen. Tatsächlich ist das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (LfD) unter dem Druck der Energiewende von ihrer einst so starren Ideologie ein Stück weit abgerückt. In einem Papier der Behörde heißt es, die Frage sei nicht mehr, ob ein Denkmal mit erneuerbarer Energie versorgt werden kann, sondern wie dies "unter Beachtung denkmalfachlicher Belange" erfolgen könne. Das betreffe auch den "denkmalgeschützten Gebäudebestand" etwa in historischen Altstädten wie Iphofen.

Die Denkmalschützer begründen ihre gelockerte Haltung unter anderem damit, dass der "technische Fortschritt" bei Solaranlagen zu "ansprechenden denkmalverträglichen Lösungen" führen könne. So gibt es neben Flachkollektoren, die sich ins Dach integrieren lassen, inzwischen rote, ziegelförmige Solarmodule, mit denen komplette Dächer belegt werden könnten. Die Stadt Iphofen hat diese Solarziegel bereits auf dem alten Gutshof am Schwanberg eingesetzt.

Die Stadt wartet seit Monaten auf ein Gesetz des Freistaates

Kolesch sieht die Pflicht jetzt bei der Stadt und ihrem beauftragten Stadtplaner, entsprechende Rahmenpläne zu erarbeiten, wie sie auch die Denkmalbehörde empfiehlt. An diesen Plänen könne man sich dann bei künftigen Anträgen orientieren. Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer erwiderte, von Stadtplaner Franz Ullrich lägen längst Vorschläge vor. Allerdings, so Lenzer, sei es "nicht zielführend", diese Vorschläge in städtische Satzungen einzuarbeiten, wenn der Freistaat Bayern das entsprechende Gesetz noch nicht geändert habe.

Dieses Gesetz, das es Kommunen erleichtern soll, ihre Altstädte für Photovoltaikanlagen zu öffnen, liegt seit Monaten auf Eis. Wann es verabschiedet wird, ist unklar. In Deutschland ist Denkmalschutz Ländersache, jedes der 16 Bundesländer hat sein eigenes Denkmalschutzgesetz.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Iphofen
Eike Lenz
Denkmalpflege
Denkmalschutz
Denkmalschutzgesetze
Dieter Lenzer
Historische Altstädte
Otto Kolesch
Stadt Kitzingen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Das geänderte Denkmalschutzgesetz wurde gestern verabschiedet und tritt zum 01.07.2023 in Kraft. So lese ich da zumindest hier: https://wk.bayern.de/kunst-und-kultur/denkmalschutz/aenderungen-im-denkmalschutz-faqs.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten