In diesem Jahr war die Bäckerei Trapp noch an keinem Tag geöffnet. "Winterpause" – so steht es auf einem großen, weißen Zettel mit rotem Rand, der seit Anfang Januar an der Ladentür im Prichsenstädter Stadtteil Stadelschwarzach hängt. Viele Kundinnen und Kunden mussten seitdem ohne frische Brötchen weiterfahren. Aber warum haben Bäcker Volker Böhm und seine Frau Heike diesen ungewöhnlichen Schritt gehen müssen?
Bekannt sind die Backwaren, das frische Brot und die leckeren Schnittbrötchen vom "Schwarzier Trapp´s Bäck" schon seit Jahrzehnten, und das nicht nur in der Umgebung. Bis nach Würzburg und noch weiter reicht die Stammkundschaft. Mit ein Grund ist die gute Verkehrsanbindung, die direkte Lage an der Bundesstraße 22. Was für die Dorfbewohner oft Fluch ist, ist für Volker Böhm und seine Bäckerei ein Segen: der Verkehr durch die Ortschaft.
Von der B 286 kommt viel Laufkundschaft – wenn die Straße denn offen ist
Ein Teil seiner Geschäftsgrundlage ist die Laufkundschaft, Pendlerinnen und Pendler, die beim Vorbeifahren ihr Frühstück besorgen, die Brötchen für die Familie am Abend mitnehmen, oder der Lkw-Fahrer, der von der B286 kommt, kurz beim Bäcker anhält, Kaffee und Brotzeit holt und dann weiter Richtung Würzburg fährt. Dies alles hat sich seit Mai letzten Jahres mal wieder stark reduziert, weil die Hauptstrecke durch Düllstadt gesperrt ist und bis mindestens Ende 2023 auch noch gesperrt bleibt.
Sanierung der Ortsdurchfahrt Reupelsdorf, Sanierung der B22 zwischen Reupelsdorf und Düllstadt, Sperrung der B286 wegen Brückensanierung und aktuell die Sanierung der Ortsdurchfahrt Düllstadt: Prinzipiell hat Volker Böhm Verständnis dafür, dass Straßen saniert und somit dichtgemacht werden. Aber einer wie er fühlt sich einfach ein Stück weit fremdbestimmt. In den vergangenen zehn Jahren, so hat er grob zusammengerechnet, waren rund drei Jahre Straßen rund um Stadelschwarzach gesperrt. Das hatte jedes Mal direkten Einfluss auf seine Kundschaft und letztlich auf seinen Umsatz.
Unverständnis äußert Böhm über manche Zeitpläne der Baustellen. "Gäbe es keine andere Option, als eine Durchfahrt für ein bis zwei Jahre voll zu sperren, oder könnte man nicht Maßnahmen synchronisieren?", fragt er. Enttäuscht ist er in dieser Hinsicht von Behörden und Verantwortlichen. Böhm ist sich bewusst: Er ist nur ein kleiner Betrieb. Aber wenn man als direkt Betroffener so gar nicht über Pläne und Zeitschienen informiert werde, mache das schon nachdenklich und traurig.
Ist bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt in Düllstadt bis Dezember dieses Jahres der erfolgreiche Abschluss in Sicht, so steht im Laufe des Jahres 2024 womöglich schon die nächste Straßensperrung an. Die Ortsdurchfahrt Stadelschwarzach wird im Zuge der Dorferneuerung saniert. Auch hier sehen die aktuellen Planungen eine Vollsperrung von ein bis zwei Jahren vor. Ein sehr düsterer Ausblick für den Bäcker, der sich erneut machtlos sieht.
Als wären die Einbußen wegen der reduzierten Laufkundschaft nicht schon genug, treffen ihn seit einem Jahr auch noch die Energiekrise und hohe Rohstoffkosten. Auch wenn die steigenden Energiepreise für Volker Böhm nicht der Hauptgrund waren, in Winterpause zu gehen, tragen sie nicht unerheblich dazu bei, dass ihm das Wirtschaften aktuell sehr schwer fällt. Er hat nun mal seinen Dampfbackofen aus den 1950er-Jahren, der mit Kohle (Verbrauch 15 bis 20 Tonnen pro Jahr) und Buchenholz gefeuert werden muss. Diesen Ofen, von dem es deutschlandweit nur noch eine Handvoll gibt, ist sein Aushängeschild, und wenn er backt, dann nur mit diesem.
Was hilft die Gaspreisbremse, wenn er mit Holz und Kohle heizt?
Der Anstieg der Kohlepreise traf ihn hart. Da helfe auch keine Gas- oder Strompreisbremse, sagt ein nachdenklicher Bäcker. Wenn dann auch noch die Kundschaft wegbleibt und sich das Backen nicht mehr lohnt, braucht es eben einen drastischen Schritt: die lange Winterpause. Immer wieder betont Volker Böhm im Gespräch, wie gern er in der Backstube stehe, um sein Brot, seine Brötchen im historischen Dampfbackofen zu backen, und wie dankbar er seiner Stammkundschaft aus Stadelschwarzach und Umgebung sei. Sie ist es, die sein Geschäft in den letzten Jahren aufrechterhalten hat, und so hatte er lange überlegt, ob er es sich moralisch überhaupt erlauben könne, eine so lange Pause zu machen. Am Ende sah er keine andere Lösung.
Nachdem die kalten und energieintensiven Monate nun vorüber sind und der Rohstoffmarkt sich entspannt hat, freuen sich Volker Böhm und seine Frau Heike auf die Wiedereröffnung. Am Montag, 27. März, wollen sie ihre Bäckerei wieder öffnen. Sie bauen auf ihre Stammkunden und hoffen, dass so mancher vielleicht einen Umweg einschlägt, um gute, traditionelle Backkunst aus Stadelschwarzach genießen zu können. Die Regale werden auf jeden Fall wieder ab frühmorgens gefüllt sein mit Backwaren aus dem Schwarzier Dampfbackofen.
Dass wegen 400 m Düllstadt eine Bundesstrasse für 1 1/2 Jahre gesperrt wird ist eine Schande. Dass damit Existenzen gefährdet werden ist eine Sauerei ersten Ranges. In China werden solche Baumassnahmen in paar Wochen erledigt.