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Stadelschwarzach
Alarm in der Backstube: Wie eine kleine Bäckerei auf explodierende Energiekosten und gesperrte Straßen reagiert
Seit einem Vierteljahrhundert führt Volker Böhm die Bäckerei Trapp in Stadelschwarzach. Viele Krisen hat er überstanden. Doch jetzt steht er vor der Frage: Lohnt sich das alles noch?
Volker Böhm in seiner Backstube in Stadelschwarzach. Herzstück ist der über 70 Jahre alte, voll funktionsfähige Dampfbackofen.
Foto: Dominik Berthel | Volker Böhm in seiner Backstube in Stadelschwarzach. Herzstück ist der über 70 Jahre alte, voll funktionsfähige Dampfbackofen.
Dominik Berthel
Dominik Berthel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:14 Uhr

In diesem Jahr war die Bäckerei Trapp noch an keinem Tag geöffnet. "Winterpause" – so steht es auf einem großen, weißen Zettel mit rotem Rand, der seit Anfang Januar an der Ladentür im Prichsenstädter Stadtteil Stadelschwarzach hängt. Viele Kundinnen und Kunden mussten seitdem ohne frische Brötchen weiterfahren. Aber warum haben Bäcker Volker Böhm und seine Frau Heike diesen ungewöhnlichen Schritt gehen müssen?

Bekannt sind die Backwaren, das frische Brot und die leckeren Schnittbrötchen vom "Schwarzier Trapp´s Bäck" schon seit Jahrzehnten, und das nicht nur in der Umgebung. Bis nach Würzburg und noch weiter reicht die Stammkundschaft. Mit ein Grund ist die gute Verkehrsanbindung, die direkte Lage an der Bundesstraße 22. Was für die Dorfbewohner oft Fluch ist, ist für Volker Böhm und seine Bäckerei ein Segen: der Verkehr durch die Ortschaft.

Von der B 286 kommt viel Laufkundschaft – wenn die Straße denn offen ist

Ein Teil seiner Geschäftsgrundlage ist die Laufkundschaft, Pendlerinnen und Pendler, die beim Vorbeifahren ihr Frühstück besorgen, die Brötchen für die Familie am Abend mitnehmen, oder der Lkw-Fahrer, der von der B286 kommt, kurz beim Bäcker anhält, Kaffee und Brotzeit holt und dann weiter Richtung Würzburg fährt. Dies alles hat sich seit Mai letzten Jahres mal wieder stark reduziert, weil die Hauptstrecke durch Düllstadt gesperrt ist und bis mindestens Ende 2023 auch noch gesperrt bleibt. 

Die Bäckerei Trapp liegt verkehrsgünstig direkt an der Ortsdurchfahrt der B22 in Stadelschwarzach. Ist die Bundesstraße aber über Monate dicht, reißt der Kundenstrom schnell ab.
Foto: Dominik Berthel | Die Bäckerei Trapp liegt verkehrsgünstig direkt an der Ortsdurchfahrt der B22 in Stadelschwarzach. Ist die Bundesstraße aber über Monate dicht, reißt der Kundenstrom schnell ab.

Sanierung der Ortsdurchfahrt Reupelsdorf, Sanierung der B22 zwischen Reupelsdorf und Düllstadt, Sperrung der B286 wegen Brückensanierung und aktuell die Sanierung der Ortsdurchfahrt Düllstadt: Prinzipiell hat Volker Böhm Verständnis dafür, dass Straßen saniert und somit dichtgemacht werden. Aber einer wie er fühlt sich einfach ein Stück weit fremdbestimmt. In den vergangenen zehn Jahren, so hat er grob zusammengerechnet, waren rund drei Jahre Straßen rund um Stadelschwarzach gesperrt. Das hatte jedes Mal direkten Einfluss auf seine Kundschaft und letztlich auf seinen Umsatz.

"Gäbe es keine andere Option, als eine Durchfahrt für ein bis zwei Jahre voll zu sperren?"
Volker Böhm, Bäcker aus Stadelschwarzach

Unverständnis äußert Böhm über manche Zeitpläne der Baustellen. "Gäbe es keine andere Option, als eine Durchfahrt für ein bis zwei Jahre voll zu sperren, oder könnte man nicht Maßnahmen synchronisieren?", fragt er. Enttäuscht ist er in dieser Hinsicht von Behörden und Verantwortlichen. Böhm ist sich bewusst: Er ist nur ein kleiner Betrieb. Aber wenn man als direkt Betroffener so gar nicht über Pläne und Zeitschienen informiert werde, mache das schon nachdenklich und traurig.

Ist bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt in Düllstadt bis Dezember dieses Jahres der erfolgreiche Abschluss in Sicht, so steht im Laufe des Jahres 2024 womöglich schon die nächste Straßensperrung an. Die Ortsdurchfahrt Stadelschwarzach wird im Zuge der Dorferneuerung saniert. Auch hier sehen die aktuellen Planungen eine Vollsperrung von ein bis zwei Jahren vor. Ein sehr düsterer Ausblick für den Bäcker, der sich erneut machtlos sieht.

Holz oder Kohle verlangt der alte Dampfbackofen in der Backstube von Volker Böhm. Da helfen Gas- oder Strompreisbremse wenig.
Foto: Dominik Berthel | Holz oder Kohle verlangt der alte Dampfbackofen in der Backstube von Volker Böhm. Da helfen Gas- oder Strompreisbremse wenig.

Als wären die Einbußen wegen der reduzierten Laufkundschaft nicht schon genug, treffen ihn seit einem Jahr auch noch die Energiekrise und hohe Rohstoffkosten. Auch wenn die steigenden Energiepreise für Volker Böhm nicht der Hauptgrund waren, in Winterpause zu gehen, tragen sie nicht unerheblich dazu bei, dass ihm das Wirtschaften aktuell sehr schwer fällt. Er hat nun mal seinen Dampfbackofen aus den 1950er-Jahren, der mit Kohle (Verbrauch 15 bis 20 Tonnen pro Jahr) und Buchenholz gefeuert werden muss. Diesen Ofen, von dem es deutschlandweit nur noch eine Handvoll gibt, ist sein Aushängeschild, und wenn er backt, dann nur mit diesem.

Was hilft die Gaspreisbremse, wenn er mit Holz und Kohle heizt?

Der Anstieg der Kohlepreise traf ihn hart. Da helfe auch keine Gas- oder Strompreisbremse, sagt ein nachdenklicher Bäcker. Wenn dann auch noch die Kundschaft wegbleibt und sich das Backen nicht mehr lohnt, braucht es eben einen drastischen Schritt: die lange Winterpause. Immer wieder betont Volker Böhm im Gespräch, wie gern er in der Backstube stehe, um sein Brot, seine Brötchen im historischen Dampfbackofen zu backen, und wie dankbar er seiner Stammkundschaft aus Stadelschwarzach und Umgebung sei. Sie ist es, die sein Geschäft in den letzten Jahren aufrechterhalten hat, und so hatte er lange überlegt, ob er es sich moralisch überhaupt erlauben könne, eine so lange Pause zu machen. Am Ende sah er keine andere Lösung.

Eigentlich sind Volker und Heike Böhm glücklich mit ihrer Bäckerei Trapp in Stadelschwarzach, hier vor dem Herzstück der Bäckerei, der über 70 Jahre alte, aber voll funktionsfähige Dampfbackofen. Volker backt seit einem viertel Jahrhundert gern jeden Tag für seine Kundschaft, doch der Rückgang der Laufkundschaft bereitet ihm große Sorgen.
Foto: Dominik Berthel | Eigentlich sind Volker und Heike Böhm glücklich mit ihrer Bäckerei Trapp in Stadelschwarzach, hier vor dem Herzstück der Bäckerei, der über 70 Jahre alte, aber voll funktionsfähige Dampfbackofen.

Nachdem die kalten und energieintensiven Monate nun vorüber sind und der Rohstoffmarkt sich entspannt hat, freuen sich Volker Böhm und seine Frau Heike auf die Wiedereröffnung. Am Montag, 27. März, wollen sie ihre Bäckerei wieder öffnen. Sie bauen auf ihre Stammkunden und hoffen, dass so mancher vielleicht einen Umweg einschlägt, um gute, traditionelle Backkunst aus Stadelschwarzach genießen zu können. Die Regale werden auf jeden Fall wieder ab frühmorgens gefüllt sein mit Backwaren aus dem Schwarzier Dampfbackofen.

Die Tradition reicht bis ins 19. Jahrhundert

Die Ursprünge der Bäckerei Trapp gehen auf Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Seitdem gibt es handwerkliche Backtradition im gut 500-Seelen Ort. 1998 hatte der damals 25 Jahre junge Volker Böhm die Backstube von seinem Großvater Walter Trapp übernommen. Einmalig in der Region ist das Backen im historischen Dampfbackofen, aber genau das macht den Geschmack der "Schwarzier Weck" aus. Kohlegefeuert backen Brote und Brötchen auf drei Heizebenen mit Steinplatten und manuellem Dampfzugeben.
Volker Böhm ist "Chef" in zweierlei Hinsicht: Beginnt er meist kurz nach Mitternacht mit dem Backen, so steht er ab dem Morgen bis zum Nachmittag hinter der Verkaufstheke, bis ihn seine Frau Heike ablöst. Sie übernimmt die Nachmittags-Verkaufsschicht, und das an sechs Tagen in der Woche. Dem Rückgang der Laufkundschaft mittels Verkaufswagen oder zusätzlichen Außenstellen zu begegnen haben die Böhms schon mehrfach überlegt. Das Ergebnis war immer das gleiche: Es würde noch mehr Aufwand und vor allem Personal erfordern, wenn Backstube und Verkauf nicht am selben Ort wären.
Quelle: db
 
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Kommentare
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  • M. P.
    Die Baustelle in Düllstadt beträgt 800 m. Es werden 2 Kanäle verlegt, 2 Brückenwerke instand gesetzt und sämtliche Hausanschlüsse neu verlegt. Das geht leider nicht in 1 Monat. Leider vergisst man immer wieder, dass auch Reupelsdorf so lange gesperrt war.
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  • O. S.
    Traditionelles Handwerk, das auch noch gewürdigt wird!
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  • W. S.
    Gut das es hier einen Artikel gibt , wann wieder geöffnet ist. War vor einiger Zeit dort - extra Umweg gefahren und dann war ja zu gewesen. Hoffentlich spricht sich das rum, das wieder geöffnet ist oder es gibt noch andere Möglichkeiten um dies publik zu machen.
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  • C. L.
    Ich habe das Brot und vor allem die Brötchen bereits als Kind geliebt. Die gab es immer bei meinen beiden Omas und ich habe 45 Jahre später immer noch die Erinnerung daran, die leckeren Brötchen dort zu essen. Natürlich haben wir immer auf der Durchfahrt auch Jahre später Backwaren dort gekauft. Genau solche Bäckereien sollten Unterstützung zu den erhöhten Energiepreisen (auch für Kohle) erhalten.
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  • P. K.
    Ich werde auf Umwegen wieder hinfahren, es lohnt sich.
    Dass wegen 400 m Düllstadt eine Bundesstrasse für 1 1/2 Jahre gesperrt wird ist eine Schande. Dass damit Existenzen gefährdet werden ist eine Sauerei ersten Ranges. In China werden solche Baumassnahmen in paar Wochen erledigt.
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  • H. S.
    Besonders, weil man fast nie jemand auf der Baustelle arbeiten sieht.
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