Der dreijährige Lean sitzt auf der Untersuchungsliege in der Kinderarztpraxis. Kritisch beobachtet er seine Umgebung. Fünf angehende Ärztinnen und ein Arzt stehen um ihn herum, dazu noch der ehemalige Kinderarzt Stephan Unkelbach. Bei Lean soll jetzt eine gründliche Untersuchung durchgeführt werden. Die sogenannte U 7a.
Unter der Anleitung des Kinderarztes geht die Untersuchung Schritt für Schritt vor sich. Von Kopf bis Fuß. Erstaunlich gut lässt der kleine Patient das Procedere über sich ergehen. "Wir haben uns da schon im Vorfeld mit Leo und Lean tapfere Probanden ausgesucht", schmunzelt Unkelbach.
Ein Großteil dieser angehenden Jungmediziner nimmt an einem speziellen Programm teil, welches sich BeLA nennt: "Beste Landpartie Allgemeinmedizin." BeLA ist ein Programm, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege initiiert wurde. Es soll Medizinstudierende mit Interesse für die Allgemeinmedizin über das Studium hinweg fördern. Durch das BeLA-Programm gewinnen sie Einblicke in die Allgemeinmedizin und werden dabei an die berufliche Praxis herangeführt.
Stipendium als Anreiz
Für die Dauer der Teilnahme bekommen sie zudem noch 600 Euro monatlich als Stipendium. "Wir wollen für junge Mediziner eine Brücke bauen. Für den Weg aus der Universität direkt in die Landarztpraxis", so der bayerische Staatsminister Klaus Holetschek. Die beiden engagierten ehemaligen Volkacher Ärzte Stephan Unkelbach und Georg Klose vom Förderring Gesundheit an der Mainschleife wollten dieses Programm auch für die Volkacher Mainschleife umsetzen.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Würzburg unter der Leitung von Professor Anne Simmenroth hat Stephan Unkelbach am Mittwochnachmittag mit Unterstützung des Volkacher Kinderarztes Dr. Quattländer dessen Praxisräume reserviert. Zudem hat er aus dessen Patientenkreis Eltern mit Kleinkindern gewinnen können, die sich am "Originalschauplatz" komplett untersuchen lassen.
Die lebenslange Begleitung der Menschen
Ein hoher Arbeitsaufwand, der sich aber lohnt, wie später zu erkennen ist. Die 23-jährige Julia Kerzner studiert im zehnten Semester Medizin und steht kurz vor dem dritten Staatsexamen. Es wird jetzt ernst für sie, "und da kommt das BeLA-Programm gerade recht gut an", meint sie. Sie sei sich "ziemlich sicher", in eine Landarztpraxis zu gehen. Sie findet es interessant, Menschen von klein auf bis ins hohe Alter medizinisch zu begleiten. Über BeLA hat sie medizinische Kurse und Vorträge besuchen können, die das breite Feld der Allgemeinmedizin zeigen. Und: "Das Stipendium war nicht der Auslöser für diesen Weg, aber trotzdem ein schönes Zubrot."
Als gegen Abend der dann doch anstrengende Praxisnachmittag zu Ende geht, werden die Studierenden vom Bürgermeister der Stadt Volkach in das Rathaus zu einem kleinen Imbiss eingeladen. Mit dazu kommt eine überraschend große Anzahl niedergelassener Ärzte und Ärztinnen aus der Mainschleife sowie aus dem Fachklinikum Volkach, dessen Vertreter ebenfalls vom dringenden Bedarf an Ärzten spricht.
Leerstehende Arztpraxen
Zusammen mit Dritter Bürgermeisterin Gerlinde Martin stellt Heiko Bäuerlein seine Stadt mit den Stadtteilen und der Umgebung vor und spricht die kulturellen und sozialen Einrichtungen an, die es in Volkach gibt. Eine echte Werbeveranstaltung für die Region.
Auch weist Bäuerlein auf leerstehende Arztpraxen beziehungsweise Fehlstellen hin. Es wird ein langer Abend im Rathaussaal, da sich die anwesenden niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen bereitwillig den offenen Fragen der zukünftigen Ärzteschaft stellen. Am Ende könnten alle Seiten davon profitieren.