Eigentlich sind auf der Landstraße von Marktbreit nach Kitzingen in Höhe Hohenfeld nur maximal 80 km/h erlaubt. Mehrere Schilder weisen auf das Tempolimit hin. Doch ein Autofahrer hat es an diesem Tag ziemlich eilig. Geschäftstermine! Knapp 120 km/h sind es für ihn an dieser Stelle gewesen, wie ein gerichtsverwertbares Foto zeigt. Noch vor Gericht ist er sich nicht klar, von wem er damals wo geblitzt wurde. Daher sein Einspruch. Als er erfährt, dass dort ein Pkw-Anhänger stand, von dem aus er gemessen wurde, ist er fassungslos.
Er habe immer ein gutes Auge für Radarfahrzeuge gehabt und rechtzeitig gebremst, sagt er treuselig vor dem Richter. "Aber dass die jetzt schon Anhänger aufstellen, ist mir neu." Enforcement Trailer heißt das außergewöhnliche Kontrollgerät mit einer Messtechnik vom Feinsten. 1,50 Meter breit und 1,62 Meter hoch, kann der gut eine Tonne wiegende Anhänger fast überall neben der Fahrbahn postiert werden. Dort steht er dann für mehrere Tage – "und blitzt, was das Zeug hält", wie Polizeihauptkommissar Holger Schmidt von der Verkehrspolizei Würzburg-Biebelried sagt. Ein bordeigener Energievorrat lässt das Gerät autonom arbeiten.
"Obwohl wir den Schriftzug 'Polizei-Geschwindigkeitskontrolle' sichtbar gelassen haben (in anderen Bundesländern wird das nicht gemacht), ist die Kontrollstelle eher schlecht zu erkennen", sagt der Polizeibeamte. Natürlich weckt so ein Anhänger Zerstörungsgelüste bei ertappten Rasern. Aber dem hat der Hersteller entgegengewirkt. So lässt sich der Hänger komplett absenken, so dass die Räder hinter der massiven Stahlverkleidung verschwinden. Ein Wegschleppen ist nicht möglich. Die Hülle ist komplett abgedichtet und sogar beschussfest.
Ein Autofahrer wollte die Anlage durch ein Feuer zerstören
Ein ausgefeiltes internes Alarmsystem, das mit der Polizei verbunden ist, und eine Brandschutzanlage sollen Vandalismus vorbeugen. "Und an die gefertigten Bildaufnahmen kommt man sowieso nicht ran", erklärt Holger Schmidt, ohne darauf näher eingehen zu wollen. In Schweinfurt hat ein ertappter Raser im April letzten Jahres die Anlage durch Feuerlegen zerstören wollen. Dies misslang gründlich, der Täter konnte überführt werden. Die Folgen: eine Haftstrafe und Schadensersatzforderungen im fünfstelligen Bereich.
Eine ganz andere Taktik bei der Verfolgung von Geschwindigkeitsverstößen wendet die Verkehrspolizei mit ihrem Videowagen an. Dabei handelt es sich um ein normal anmutendes Zivilfahrzeug, an dem auswärtige Kennzeichen angebracht sind. Keine Funkantenne und auch sonst keine typischen Merkmale lassen darauf schließen, dass in dem Auto Polizisten sitzen könnten. Im Innern aber verbirgt sich Hightech: verdeckte Videokameras vorne wie hinten, eine Videoanlage mit Auswerteplatz, kaschierte Funkeinrichtung und in den Scheiben integrierte Blaulichtblitzer sowie rot leuchtende Schriftzeichen wie: Stopp, Polizei!
Verfolgt werden von den Beamten auch verbotene Autorennen
Die beiden Polizeihauptmeister Christian B. und Florian F. sind an diesem Fahrzeug speziell ausgebildet. "Wir verfolgen damit natürlich nicht nur Ordnungswidrigkeiten, sondern auch schwere Verkehrsstraftaten wie zum Beispiel Verkehrsrowdytum bis hin zur Teilnahme an verbotenen Rennen", sagen sie. Und: "In diesen Fällen haben wir neben dem sofortigen Einzug des Führerscheins auch schon die Fahrzeuge sichergestellt."
Mit ihrem Fahrzeug sind sie nicht nur auf den Autobahnen unterwegs, sondern auch auf den anderen Straßen im Stadt- und Landbereich ihres Reviers, das vom Main-Spessart-Kreis über Würzburg bis in den Landkreis Kitzingen reicht. Erlebt haben sie in ihren Dienstjahren schon einiges: aufgebrachte Autofahrer, aber auch in Tränen aufgelöste Verkehrsrowdys. "Vorher ist immer der besondere Moment: Ein Autofahrer fährt bei sehr hoher Geschwindigkeit bis auf wenige Meter auf, hupt, gibt Lichtzeichen, und dann kommen noch beleidigende bis obszöne Handzeichen, um vorbeizukommen", erzählt ein Beamter.
Wenn das Blaulicht blitzt, ist erst einmal Fassungslosigkeit
"Haben wir alles im Kasten, beginnt unser Part: Wir lassen das Blaulicht blitzen, geben uns als Polizei zu erkennen und halten den Wagen an." Was dann kommt, ist zuerst einmal Fassungslosigkeit. Sind die Ertappten immer noch uneinsichtig, dürfen sie sich im Auto der Beamten das Video mit ihrem ganz eigenen Programm ansehen. "Spätestens da brechen sie ein." Ein "verkehrserzieherisches Gespräch" nennen die Polizisten das, was folgt.
Der Beamte Holger Schmidt ist zwischenzeitlich mit dem traditionellen Radarfahrzeug unterwegs. Ein Kombifahrzeug, das "nach hinten raus misst", also den ankommenden Verkehr. Er hat sich auf der Autobahnbaustelle bei Wiesentheid in einem ehemaligen Parkplatz aufgestellt. Hier gilt "Tempo 80", da die Fahrspuren sehr eng sind. Nachdem er die Messdaten und den Fahrzeugstandort genau dokumentiert hat, beginnt die Messung. Bald ertönt aus dem Computer schon das erste "Bing", und ein Bild geht auf. Es zeigt das geblitzte Fahrzeug mit dem gut erkennbaren Gesicht des Fahrers. Knapp 30 km/h war er zu schnell.
Manche legen Einspruch ein - ohne Erfolg
Obwohl alle Daten korrekt angezeigt und gespeichert wurden, weiß Holger Schmidt, dass etwa die Hälfte der angezeigten Fahrer Widerspruch einlegen werden. "Die Rechtsschutzversicherung!", stöhnt er. Zwei Tage die Woche verbringt er seine Zeit vor Gericht. "Aber ich habe noch nie erlebt, dass bei den technischen Aufzeichnungen irgendein Fehler vom Gericht anerkannt wurde." Somit bleibt es bei dem oft gehörten gut gemeinten Rat des Richters: "Halten Sie sich zukünftig an die Geschwindigkeitsbeschränkung!"
Es ist keine Seltenheit, daß die Radarfallen falsch aufgestellt oder eingemessen wurden. Und auch eine abgelaufene Eichung der Meßgeräte führt sofort zur Einstellung des Verfahrens.
Leider sind dafür die Meß-/Kalibrierprotokolle nötig, und nur der Anwalt bekommt Akteneinsicht.
Ein alter Schulkollege, Polizist aus Lohr: "Das machen die schon seit Jahren so. MSP und AB- Kennzeichen werden nicht verfolgt, die kennen sich aus. Alle anderen werden abkassiert, und auf der B26 rentiert sich das wirklich. Das merkt doch noch nicht mal einer!" Ist jetzt zehn Jahre her, soll aber immer noch praktiziert werden. Wäre mal ein Thema für eine Main-Post-Recherche.
Soviel zu Geschwindigkeitskontrollen, die ja nur der Verkehrssicherheit dienen.
Haben Sie schlecht geträumt oder können Sie ihre 10 Jahre alten Behauptungen belegen?
Bin schon erstaunt, dass die MP so etwas zulässt ohne Quellenangabe.
Da hat einer die StVO nicht verstanden und vor allem den Grund, warum da eine Tempobeschränkung ist, nicht. Er hat dem Richter in diesem Fall ja sogar eindeutig "gebeichtet", daß er Beschränkungen regelmäßig nicht ernst nimmt. In einem solchen Fall ist die Strafe zu verdoppeln. Ob der Richter das gemacht hat, liebe Mainpost? Ich fände das interessant 'mal hinterherzurecherchieren ... Und bei Wiederholung gehört auch ein Eignungstest ("MPU") für das Führen von KFZ angeordnet. Oder wie in anderen Ländern außenherum die Enteignung des Tat-FZ (Schweiz). Es muß deutlich mehr wehtun. Anders ist da kein Lerneffekt. Leider.
Ich bevorzuge auf dem Weg in den Süden den Transit durch die Schweiz.
Anektode am Rande: Ein Würzburger Geschäftsmann, in Zürich mit 53 km/h in einer 50-er Zone gestoppt, kleinlaut zum Polizisten, "er sei doch nur 53 km/h gefahren" bekam zur Antwort:" Wenn wir gewollt hätten, daß Sie 53 km/h fahren, dann hätten wir das hingeschrieben!" 😂
Was also tun wenn man geblitzt wird? - einfach die Rechnung begleichen und Mitleid mit den Männern und Frauen in Grün haben vor denen immer weniger Personen Respekt haben.
na einfach mal an die Regeln halten, die man mit Erwerb des Führerscheins anerkannt hat!
70 innerorts oder mit 150 durch die Baustelle, da gehört ein Nettomonatseinkommen auf den Strafzettel.
Wem das nicht passt wünsche ich mal passende Erfahrungen!
"Er habe immer ein gutes Auge für Radarfahrzeuge gehabt und rechtzeitig gebremst, sagt er treuselig vor dem Richter."
Hoffentlich hat der Richter dieses Geständnis auch bewertet. Ich bremse immer vor Radarfallen, fahre also vorsätzlich zu schnell.
In anderen Bundesländern sind diese wirklich erstklassigen Radarfallen schon Standard.
So sind z.B. die A 7 Kassel - Würzburg, die A 4 Kirchheim - Erfurt im Raum Bad Hersfeld oder die A 3 zwischen Köln und Wiesbaden in einigen Abschnitten mit diesen Enforcement Trailern "zugetackert", wo genau, wird nicht verraten, ich unterstütze ja nicht die Raserei.
Und auch Radarfallen mit solchen Enforcement Trailern hier in Unterfranken werde ich schön für mich behalten, wer ertappt wird, ist halt selber schuld.