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Iphofen
Große Sorgen um Iphöfer Hallenbad
Die Schäden am Schwimmbecken sind größer als erwartet, wieder einmal steht die Stadt vor einer Grundsatzdebatte. Selbst einen Neubau schließt der Bürgermeister nicht mehr aus.
Die Glanzzeiten des Iphöfer Hallenbads liegen schon etwas länger zurück. Das Bad muss in nächster Zeit mit hohem Aufwand saniert werden.
Foto: Eike Lenz | Die Glanzzeiten des Iphöfer Hallenbads liegen schon etwas länger zurück. Das Bad muss in nächster Zeit mit hohem Aufwand saniert werden.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:03 Uhr

Als Josef Mend neulich das Hallenbad besuchte – nicht als Badegast, sondern in offizieller Mission als Iphöfer Bürgermeister –, bekam er einen Schrecken. Was er da in den Katakomben gemeinsam mit Experten entdeckte, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Rost hatte sich durch den Stahlbeton des Schwimmbeckens gefressen, an einigen Stellen war der Beton auch schon abgeplatzt. Dem Stadtrat berichtete Mend am Montagabend bei der Diskussion um den städtischen Haushalt von dieser „Hiobsbotschaft“. Noch ist nicht ganz klar, was das bedeutet und was mit dem Bad passieren wird. Von der Sanierung bis zum kompletten Neubau ist laut Mend alles möglich.

Klar ist: Der Bürgermeister kann die Diskussion nur anschieben. Im Frühjahr 2020 sind Kommunalwahlen – dann endet seine Amtszeit. Doch bis dahin wird kaum ein bis ins Detail ausgetüfteltes Konzept für das Schwimmbad auf dem Ratstisch liegen. „Der neue Stadtrat wird sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen“, sagte Mend. Dabei werde man auch nicht um die Frage herumkommen: Braucht Iphofen das Hallenbad oder nicht? Für Mend ist die Antwort bereits klar: Da das Bad auch von den Schulen zum Schwimmunterricht genutzt wird, werde es auf jeden Fall gebraucht. Die jährlichen Besucherzahlen pendelten sich zuletzt bei etwa 30 000 ein, in Spitzenzeiten waren es auch schon 43 000.

Politische Debatte schon vor 30 Jahren

Schon einmal, vor etwa 30 Jahren, hatte es eine leidenschaftliche politische Debatte um das Hallenbad gegeben. Das Dach war undicht, die Technik veraltet und das Wasser nur noch 21 Grad warm. Eine Schließung stand im Raum. Die Stadt war Ende der 1980er Jahre hochverschuldet, und nicht wenige fragten sich, woher das Geld für eine Sanierung des defizitären Bades kommen solle. Auf massiven Druck der Bürger entschloss sich der Rat im Sommer 1991 dann doch für die 5,6 Millionen Mark teure Instandsetzung. Der junge Bürgermeister Mend – gerade ein Jahr im Amt – hatte seine erste politische Nagelprobe überstanden: Der Stadtrat folgte ihm mit einer Mehrheit von 16:1 Stimmen.

Wichtigstes Vorhaben ist der Kreisverkehr

Für den Haushalt 2019, den der Stadtrat am Montag einstimmig auf den Weg gebracht hat, kommt das Projekt zu spät. Als „wichtigstes Vorhaben“ in diesem Jahr sieht Mend den Bau des Kreisverkehrs an der B 8 und den Umbau des Bahnhofs: 1,64 Millionen Euro sind dafür eingeplant. Mit 43,7 Millionen Euro liegt der Etat etwa auf dem Niveau des Vorjahres (plus 0,6 Prozent), doch obwohl Mend von einem „erneut riesigen Volumen“ sprach, darf er am Ende immer auf etwas mehr hoffen. Das ist den unkalkulierbaren Gewerbesteuereinnahmen geschuldet, die etwa im Jahr 2017 mit 9,5 Millionen Euro kalkuliert waren und im Ergebnis letztlich 21,4 Millionen Euro brachten. Trotzdem bleibt Kämmerer Günther Schell bei einer eher konservativen Kalkulation: Für 2019 rechnet er mit 12,5 Millionen Euro.

Wohl nicht alle Projekte werden umgesetzt

Der Vermögensetat, mit dem die Stadt ihre Investitionen finanziert, ist zwar im Vergleich zum Vorjahr um fast fünf Prozent auf 17,1 Millionen Euro geschrumpft, umfasst aber laut Bürgermeister immer noch ein „Riesenpaket an Projekten“. Nicht alles Wünschenswerte werde die Stadt umsetzen können. Mend formulierte es so: „Wir können viele Interessen der Bürger befriedigen, aber wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht übernehmen.“ Und Stadtkämmerer Schell warnt in seinem Bericht, dass die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt „auch endlich“ sei. Vor allem die Folgekosten der in den vergangenen Jahren geschaffenen Einrichtungen müsse die Stadt im Auge behalten.

Die Rücklagen der Stadt sind zum Jahresende durch den unverhofften Steuerüberschuss auf 15,2 Millionen Euro gewachsen, die Schulden – überwiegend zinslose Darlehen – bewegen sich bei 1,5 Millionen Euro. Doch um den Haushalt auszugleichen und auf Kredite zu verzichten, muss der Kämmerer vermutlich wieder 8,5 Millionen Euro aus der Rücklage entnehmen. Das ist in etwa jene Summe, die Iphofen in diesem Jahr als Umlage dem Landkreis überweist. Für die Stadt und ihre Bürger bleibt die Situation angenehm, zumal Steuern und Abgaben nicht erhöht werden. Aber aus gutem Grund weist Mend darauf hin: „Ohne stabile Steuereinnahmen müssen wir sofort in die Rücklage greifen.“

 
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