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Kitzingen
100 Jahre Traktorengeschichte: Vom deutschen Marktführer Fendt bis zum Sulzfelder Spezialhersteller WFS
Der Traktor hat die Landwirtschaft revolutioniert. Heute bedienen Fahrer in klimatisierten Kanzeln per Joystick ihre Gefährte. Den Schlepper mit Elektroantrieb wird es trotzdem nicht geben.
Der Chef der Firma WFS in Sulzfeld am Main, Richard Oude-Weernink, entwickelt mit seinem Unternehmen Spezialmaschinen auf Kundenwunsch.
Foto: Hartmut Hess | Der Chef der Firma WFS in Sulzfeld am Main, Richard Oude-Weernink, entwickelt mit seinem Unternehmen Spezialmaschinen auf Kundenwunsch.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:10 Uhr

Experten streiten sich heute noch, ob der erste Traktor in den USA oder in Deutschland gebaut wurde und in welchem Jahr. Sicher ist, dass der von Heinrich Lanz konstruierte Bulldog mit Holzgans-Antrieb einer der ersten war, der in Serie hergestellt wurde. Keine technische Erfindung hat die Landwirtschaft so sehr verändert wie der Traktor. Heute steuern die Landwirte High-Tech-Maschinen, die enorme Summe kosten. So beträgt der Basispreis für den Fendt 1000 Vario mit 12,4 Liter Hubraum und 517 PS samt 46 Zoll-Reifen 367.000 Euro.

Auch Fendt und Eicher mischten in den ersten Jahren der Traktoren mit. Während es Eicher nicht mehr gibt, markiert der in Marktoberdorf beheimatete Premiumhersteller Fendt den Marktführer in Deutschland. Die Marke ist seit 1997 im Besitz der amerikanischen AGCO. "Ein Fendt ist ein Fendt" – mit diesem Selbstverständnis besticht das 1937 gegründete Familienunternehmen. Ob Lanz, Allgeier oder Güldner – viele Hersteller sind längst vom Markt verschwunden.

Auch Porsche und Mercedes kamen mit Landtechnik auf den Markt

In Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders wagten sich auch renommierte Kfz-Hersteller auf das Traktoren-Parkett, wie Porsche mit seinem feuerroten Diesel-Bulldog, den es längst nicht mehr gibt. Mercedes formte mit dem Unimog ein Fahrzeug, das den Spagat zwischen Traktor und Lastkraftwagen schaffte und als Fahrzeug mit begrenztem Kundenpotenzial eine Nische besetzte. Der ZT 300 war damals das Gesicht der Traktoren hinter dem Eisernen Vorhang, auch ZT gehört schon mehrere Jahrzehnte der Vergangenheit an.

Mit der Zeit gab es viele Innovationen. Fendt gelang mit dem Geräteträger als erstem Bulldog mit mittelstehendem Motor ein Volltreffer, der über Jahrzehnte als Aushängeschild diente. Die Marktoberdorfer sorgten gar für eine technische Revolution mit dem Vario-Getriebe, das den Bann brach für ein kupplungs- und stufenloses Fahren. Es ebnete den Weg dafür, dass die Bauern heute hoch oben in der Traktorkanzel ihre kapitalen Gefährte per Joystick und Wippschalter bequem bedienen können.

Sie sitzen im dritten Jahrtausend in klimatisierten Kabinen samt Musik aus den Lautsprechern. Wie Gerhard Schumacher vom Auto- und Traktor-Museum am Bodensee betont, "gibt es heute in der Kabine eines modernen Traktors weniger Fahrgeräusche als in einem Pkw". Vorbei sind auch die Zeiten, in denen sich Fahrer von Traktoren im vergangenen Jahrhundert Bandscheibenschäden auf den damals noch unterentwickelten Sitzen holten. Der Traktor-Experte Professor Dr.-Ing. Stefan Böttinger vom der Universität Hohenheim sagt: "Traktor fahren macht Spaß." Die stolzen Eigentümer teurer und bärenstarker High-Tech-Traktoren geben ihm recht.

Neben Fendt ist John Deere mit seinem Produktionsstandort Mannheim die Nummer 2 im deutschen Traktorenmarkt. Als einziger privater Hersteller in Deutschland mischt Claas seit 1997 im Traktoren-Segment mit, alle anderen Mitbewerber gehören zu internationalen Konzernen. Weinbergschlepper verkaufen im Landkreis Kitzingen die Baywa, Landtechnik Schmitt in Sommerach und die Firma WFS (Willi Frieg Sulzfeld).

Auf Kundenwunsch gibt es bei WFS in Sulzfeld Spezialmaschinen

Die Sulzfelder Firma stellte von 1985 bis 1995 eigene Schlepper der Marke WFS her, alles Knicklenker. Mit der gleichmäßigen Gewichtverteilung eigneten sich diese besonders für Steillagen. Von 1985 bis 2003 war WFS der erste Hersteller eines komplett hydrostatischen Schleppers. Heute produziert das von Franziska Frieg und Richard Oude-Weernink geführte Unternehmen zwar keine eigenen Schlepper mehr, sondern verkauft Weinbergschlepper der Firmen Carraro, Ferrari und New Holland. Die WFS stellt mit seinen sechs Mitarbeitern Spezialmaschinen auf Kundenwunsch für Winzer her und auch andere Geräte wie zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners.

An Universitäten forschen Wissenschaftler am Traktor der Zukunft. Dabei stellt Stefan Böttinger klar: "Rein elektrisch angetrieben wird ein großer Traktor, der zwölf Stunden dauerhaft Leistung bringen muss, nicht realisierbar sein." Denn nur mit Batterie-Power gespeist würde der Traktor zu schwer, zu groß und zu teuer. Deshalb kämen für den Traktor der Zukunft synthetische Antriebsflüssigkeiten in Betracht.

 
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Kommentare
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  • thomvolkmann@aol.com
    Wenn 2035 alle Verbrennen verboten sind, dann bin ich mal auf den weiteren Verlauf der landwirtschaftlichen Fahrzeuge gespannt!
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  • Kluespies
    Natürlich arbeiten Fendt und auch John Deere sehr intensiv am E-Traktor, etwas weiter ist der Dänische Hersteller mit dem Farmdroid der fährt mit Solarzellen. Es gab darüber ein Bericht in der Main-Post!
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  • markmuen
    Wie hiess nochmal der damals größte Mobiltelefonhersteller der Welt, der das Smartphone verschlafen hat?
    Ich kenne nur den Spruch: Der Fendt steht am Berg und brennt!
    Also ich freue mich schon auf die rein elektrischen Traktoren der Zukunft! Dass man dafür das Gesamtkonzept Traktor und Anbaugeräte in Betracht ziehen muss, ist ja wohl klar. DANN erkennt man au h das Potential. Wer nur das Pferd vor der Kutsche ersetzen will ohne die Kutsche anzupassen, hat schon verloren.
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  • Siegfried.Mantel@t-online.de
    Vorab ich bin kein Schlepper, Mähdrescher oder Häckslerverkäufer, ich finde es aber trotzdem sehr unfair sich so über die Firma Fendt zu äußern, meines Wissens nach gab's eine Motorenserie von DPS (Deere Powersystems) der bei John Deere u. Claas verbaut wurde, die massenweise vor die Hunde gegangen sind, eigene Erfahrung , das Geschwür das auf der Agritechnika stand beim letzten Mal,mit der Scheibenegge hintendran, kann man nicht als zukunftsfähig erachten, das wurde zwar in Verbindung mit der HTW in Dresden entwickelt aber dort sind auch nur Theoretiker zu gange gewesen und die ganze Gemeinschaft die sich da mit dem Projekt beschäftigt hat ist eine Gemeinschaft, in der kein einziger Praktiker dabei ist, das war mit Sicherheit kein Fortschritt, den hat eine kleine Firma aus Westfalen gezeigt, mit zwei 550 PS Liebherr Motoren und 14m Arbeitsbreite, das ist Fortschritt, aber auch nicht auf westdeutschen Feldern einzusetzen ist
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