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Michelfeld
Der Porsche-Flüsterer: Eugen Moser und sein 100 000-Euro-Modell
Der Michelfelder Eugen Moser hat schon acht Porsche-Traktoren restauriert. Einer ist heute ein kleines Vermögen wert. Warum mit dem Sammeln jetzt trotzdem Schluss ist.
Eugen Moser, 83, hat neun Schlepper im Hof und vor seinem Haus für eine Besuchergruppe aufgefahren. 
Foto: Anna Kirschner | Eugen Moser, 83, hat neun Schlepper im Hof und vor seinem Haus für eine Besuchergruppe aufgefahren. 
Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:07 Uhr

Gründlich poliert hat Eugen Moser seine Schlepper für die Dieselfreunde Rezatgrund. Gleich soll die Besuchergruppe kommen. Das original Porsche-Rot glänzt in der Sonne, sechs Fahrzeuge stehen auf dem Hof vor seiner Garage. Neben der Hecke, ordentlich aufgereiht, drei weitere kleine Traktoren in grün und orange. Alle hat Eugen Moser aus Michelfeld selbst auseinanderbaut, erneuert und wieder zusammengesetzt. Woher kommt diese Leidenschaft?

Angefangen hat alles, als er 13 Jahre alt war. Da schwänzte Eugen Moser die Schule, um mit seinem Onkel, einem Schmiedemeister, nach Frankfurt zur Deutschen Landwirtschaftlichen Ausstellung zu fahren. Dort sah er den Allgaier System Porsche AP17 und war fasziniert. Der AP17 basiert auf dem früheren "Volksschlepper" von Ferdinand Porsche, Allgaier setzte die Rekonstruktion dann um. Der kleine Bulldog war billiger und fortschrittlicher als die anderen auf dem Markt, erzählt Moser. Bei seiner Rückkehr sagte er den Eltern: "So einen Schlepper kaufen wir uns."

1951 kam der neue Schlepper nach Michelfeld

Die Pferdebauern hatten aber gerade, es war 1950, eine neue Scheune gebaut. Ein Jahr später war es soweit: Die gut ausgefallene Zwetschgenernte brachte genug Geld ein, um den kleinen orangenen Traktor mit 17 PS zu kaufen. Den fuhr Moser dann eineinhalb Jahre lang ohne Führerschein über die Felder der Eltern. 1956 tauschten sie den Schlepper gehen ein stärkeres Modell.

Mit ihm hat alles angefangen: Im Jahr 1999 restaurierte Moser diesen Allgaier System-Porsche AP17, Baujahr 1951, 17 PS, 2 Zylinder.
Foto: Anna Kirschner | Mit ihm hat alles angefangen: Im Jahr 1999 restaurierte Moser diesen Allgaier System-Porsche AP17, Baujahr 1951, 17 PS, 2 Zylinder.

Doch kurz vor der Jahrtausendwende kehrte der kleine Bulldog zurück nach Michelfeld. Ein Feuerwehrkamerad habe ihm den Tipp gegeben: Der alte Schlepper der Eltern stehe immer noch in Mainbernheim. Über eine Zwischenstation bei der dortigen Lebkuchenfabrik gehöre er jetzt dem Wirt, benutzt werde er von der Stadt. Moser kaufte ihn für 500 Deutsche Mark zurück. Jetzt sei er mindestens 10 000 Euro wert, sagt er. 

Einer der Porsche-Traktoren ist ein Vermögen wert

Heute ist Moser 83 Jahre alt und besitzt fünf Porsche- und drei Allgaier-Traktoren in unterschiedlichen Größen. Nur einer der Allgaier-Traktoren hat nichts mit Porsche zu tun. Alle hat er selbst in Stand gesetzt, Einzelteil für Einzelteil überprüft und gegebenenfalls erneuert, abgeschliffen und neu lackiert. An den neuwertigen Reifen hängt keine Krume Erde vom Feld. "Besser als neu", sagt Moser, "die laufen wie ein Uhrwerk."

Woher er das kann? "Ich habe die Kenntnisse von meinem Onkel. Und wenn einen was interessiert, dann merkt man sich das", sagt der gebürtige Michelfelder. Sein Sohn habe bei der Elektrik geholfen. Nach und nach erstrahlten die Schlepper in neuem Glanz. Das wertvollste Schmuckstück ist der Porsche Master 418. Er werde heute für 100 000 Euro gehandelt, sagt Moser. Gekauft habe er ihn für 7000 Euro.

An der Porsche-Sammlung hängt Mosers ganzes Leben

Seit dem letzten Zuwachs ist kein Platz mehr in der Garage. Der rote Schmalspurschlepper AP22 S passte mit seinen zierlichen Maßen gerade so noch hinein. Gerne hätte der Rentner eine zusätzliche Halle gebaut, doch der Nachbar sei nicht einverstanden gewesen. Moser konnte aber wohl trotzdem nicht aufhören und restaurierte noch einen Porsche-Schlepper für seinen Schwiegersohn. "Ich war halt schon immer ein Porsche-Narr", sagt Moser. Ob er die Sammlung noch verkaufen will? Moser lacht. "Da hängt mein ganzes Leben dran." 

Eine Gruppe der Dieselfreunde Rezatgrund machte auf ihrer fünftägigen Urlaubsfahrt Halt bei Moser und bestaunte die Sammlung, die hier teilweise zu sehen ist.
Foto: Anna Kirschner | Eine Gruppe der Dieselfreunde Rezatgrund machte auf ihrer fünftägigen Urlaubsfahrt Halt bei Moser und bestaunte die Sammlung, die hier teilweise zu sehen ist.

Gegen 11 Uhr fahren neun Männer auf Traktoren vor dem Moser-Grundstück auf. Die Besucher sind da und bestaunen die Ausstellung. So gründlich restaurierte Porsche-Schlepper sind selten. Die Dieselfreunde Rezatgrund kommen aus der Nähe von Ansbach. Bulldogfahren, sagt Gerhard Oberseider, der die Urlaubsfahrt nach Unterfranken organisiert hat, sei ein Hobby zum Ausgleich. "Es entschleunigt." Ewald Haag von den Schlepperfreunden Tauber-Franken hat sich dem Ausflug angeschlossen. Er hat Fotos seiner eigenen Porsche-Sammlung dabei, zu der auch ein AP17 gehört. Moser ist mit seiner Leidenschaft nicht allein.

Wer mehr über die Sammlung von Eugen Moser wissen will, findet auf dessen Website unter https://eugenmoser.de.tl weitere Infos und Fotos vom Restaurationsprozess.

 
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