Ein klares Bekenntnis zum Stadtmarketing legen die politischen Akteure der Stadt Haßfurt ab. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig einen Liebesbeweis für Stadtmanager Marc Heinz. Der wiederum scheint, statt heimisch zu werden, mit seiner Wirkungsstätte zu fremdeln, weil er nicht den erhofften Rückhalt zu haben glaubt.
Es war ein weiter und umstrittener Weg bis zur Einrichtung des Stadtmarketings, das mancher Bürger, Lokalpolitiker oder Geschäftsmann in einer Stadt der Größenordnung von Haßfurt lange für überflüssig oder, wenn für sinnvoll, doch für zu teuer hielt. Den Ausschlag für das Stadtmarketing gab wohl in letzter Konsequenz die Expertise eines Gutachters, der CIMA Beratung + Management GmbH (Pforzheim). CIMA bestätigte, dass die Kommune profitieren werde, und legte ein umfassendes Konzept für ein Stadtmarketing vor, dem der Stadtrat schließlich ein jährliches Budget von 150 000 Euro bewilligte. Am 1. Juli 2017 war es dann soweit:Mit Marc Heinz, damals 43 Jahre alt, trat der erste Stadtmanager Haßfurts seinen Dienst an. Sein Vertrag läuft bis Ende Juni 2020, womit der gebürtige Westerwälder, der Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Betriebswirtschaft studiert hat, nun gewissermaßen in der Halbzeit der ersten Amtsperiode angekommen ist.
"Keine Personalbeurteilung in der Öffentlichkeit"
Zeit für eine erste Bilanz? Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft) würdigt, dass das Stadtmarketing schon viele Themen angestoßen und umgesetzt hat. Er erinnert unter anderem an das "Haßfurter Funkeln" im Advent, die Einführung des neuen Stadtlogos, den neuen Imagefilm oder das Leerstandsmanagement. Die Einrichtung des Stadtmarketings sei für Haßfurt, wie für viele andere Kommunen auch, wichtig gewesen. Konkret nach der Arbeit von Marc Heinz gefragt, antwortet der Rathauschef jedoch am Donnerstag per Email: "Grundsätzlich werde ich keine Personalbeurteilungen und Verhalten in der Öffentlichkeit diskutieren." Eine Aussage, die Anlass zu Spekulationen gibt: An Werners Begründung mit dem Schutz der Persönlichkeit mag grundsätzlich nichts auszusetzen sein. Doch was spräche dagegen, wenn er es so sähe, zu sagen: Marc Heinz macht einen tollen Job? Rückhalt sieht anders aus.
Und die Stadtratsfraktionen? "Eine Leistungsbemessung steht uns nicht zu. Das obliegt den Vorgesetzten, vor allem dem Bürgermeister", äußert sich auch Manfred Stühler für die SPD vorsichtig. Immerhin bescheinigt er Heinz einen guten und überzeugenden Tätigkeitsbericht im Stadtrat im November. Die Wählergemeinschaft (WG) verweist, wenn es um die Person des Stadtmanagers geht, auf den Vorstand des Stadtmarketingvereins, bei dem Heinz angestellt ist, Vorsitzender ist hier eben Günther Werner. Norbert Geier indes hält für seine CSU fest, sie sei "bislang mit der Arbeit des Stadtmanagers zufrieden", gleichlautend äußert sich Helene Rümer für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen/Liste für den Aktiven Umweltschutz.
Breite Zustimmung für Stadtmarketing
Der Institution Stadtmarketing stehen die Fraktionen durchweg positiv gegenüber: Eine sinnvolle Einrichtung, in der es "wahrscheinlich mehr zu tun gibt, als ein einzelner Stadtmanager leisten kann", meint Helene Rümer. "Natürlich ist es eine sinnvolle Einrichtung", findet Manfred Stühler, und WG-Fraktionssprecher Berthold Albert äußerst sich fast gleichlautend. Auch Norbert Geier bläst ins gleiche Horn und definiert im gleichen Zug noch einmal die Zielsetzung: Erstens gelte es, Haßfurt "strategisch voranzubringen und uns vor zu viel Abfluss in die Oberzentren Bamberg und Schweinfurt zu schützen". Zweitens sei es Aufgabe des Stadtmarketings, die Interessen aller Beteiligten, ob Einzelhandel, Gastronomie, Handwerk, Gewerbe, Industrie, Vereine, Kultur oder Häuslebesitzer, zu bündeln und sachgerecht abzuwägen.
Marc Heinz selbst ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass Haßfurt ein Stadtmarketing dringend braucht. Doch im Gespräch mit dieser Redaktion am Wochenbeginn deutet der Stadtmanager an, "dass Haßfurt die Chancen zu wenig nutzt, die das Stadtmarketing bietet", dass ihm zu wenig Vertrauen entgegengebracht werde und die Stadt und ihre Akteure zu wenig auf seine Expertise setzten. Konkrete Kritik übt Heinz nicht, zumindest gegenüber der Öffentlichkeit nicht. Aber es ist ein offenes Geheimnis, dass sich der Stadtmanager vor allem vom Aktionskreis Haßfurt Aktiv (AHA) ausgebremst und von den anderen Beteiligten ein Stück weit im Stich gelassen fühlt.
Der AHA, die Unternehmervereinigung und Werbegemeinschaft von Haßfurt, ist gemäß dem beschlossenen Konzept als Vertreter des Einzelhandels eine Säule des Stadtmarketings. Die weiteren Säulen sind Kultur und Tourismus, Industrie und Dienstleistung sowie Verwaltung. Wer dem AHA vorsteht, ist auch im Vorstand des Stadtmarketingvereins, AHA-Berater Hachem Farmand ist stellvertretender Vorsitzender.
AHA hat Stadtmarketing mit aufgebaut
Dem AHA und besonders ihrem Berater wird zwar ein enormer und Jahrzehnte währender Einsatz zum Wohle der Kreisstadt und ihrer Geschäftswelt bescheinigt. Aber es gibt auch den Vorwurf, gerade Farmand sehe das Stadtmarketing als Konkurrenz zu seinem Tun, weswegen er die Arbeit von Marc Heinz torpediere. Solche Behauptungen entbehrten jeglicher Grundlage, nimmt Farmand gegenüber dieser Redaktion Stellung, schon deshalb, da der AHA und er von Anfang an den Stadtmarketingprozess begleitet und mit aufgebaut hätten. "Die Feststellung, dass der AHA oder ich die Arbeit des Stadtmanagers untergraben, ist falsch", wehrt sich der Berater, der für die WG im Stadtrat sitzt, in einer Email am Donnerstag. Fraktionschef Albert pflichtet ihm bei.
Farmand wie auch Franz Josef Heimann, der stellvertretende AHA-Vorsitzende (Vorsitzender Marco Tonin war für die Redaktion nicht zu erreichen), machen allerdings darauf aufmerksam, dass der Stadtmanager kein städtischer Bediensteter, sondern Angestellter des Stadtmarketingvereins ist. Als solcher sei er weisungsgebunden und "bekommt seine Aufgaben von der Stadtmarketingvorstandschaft vorgegeben".
Aufgaben entzogen
Einige dieser Aufgaben hat der Vorstand dem Stadtmanager inzwischen entzogen: Seine Mitwirkung bei den AHA-Aktionen verkaufsoffene Sonntage und dem Musik- und Kunstfestival im Sommer. Sie werden wieder von Farmand organisiert. Das würde nicht erstaunen, wenn man es mit der Fülle an Pflichten rechtfertigen würde, die Marc Heinz sonst noch bleiben. Doch Franz Josef Heimann schreibt: "Bei den Beweggründen handelt es sich um Personalangelegenheiten und Vereinsinterna, die nicht öffentlich diskutiert werden." Das klingt nicht nach einvernehmlicher Lösung. Marc Heinz bestätigt die Beschneidung seiner Tätigkeit, will das aber nicht kommentieren. Bürgermeister Werner äußert sich zur Beziehung Stadtmanager und AHA überhaupt nicht, er verweist erneut auf Datenschutz und Schutz der Persönlichkeit.
Viele Stadträte hatten nach der Novembersitzung, bei der Heinz seine Projekte und Ideen präsentierte, eher den Eindruck eines vernünftigen Miteinanders zwischen Stadtmanager und dem Vorstand des Stadtmarketingvereins, auch wenn Manfred Stühler bedauert, dass keine Fragen gestellt werden durften. Dem einen oder andere Rat will schon aufgefallen sein, "dass da etwas im Busch ist", doch Norbert Geier sagt, ihm sei bis dato nichts von irgendwelchen Differenzen mitgeteilt worden. Und wenn es welche gäbe, sei es Aufgabe des Vorsitzenden, also des Bürgermeisters, einzugreifen.
Es bleibt abzuwarten, ob der Stadtmanager und die am Stadtmarketing Beteiligten insbesondere des AHA zueinander finden oder ob es spätestens am Ende der ersten Amtsperiode heißt: Das Stadtmanagement ist in Haßfurt angekommen, Marc Heinz aber nicht. Zur Aufhellung der unübersehbar getrübten Stimmung wären dann aber - zumindest hinter geschlossenen Türen - deutlichere Worte des Bürgermeisters nötig, als er sie hier öffentlich aussprechen wollte.
Hier sollte ein Wechsel stattfinden oder aufgelöst und etwas neues geschaffen werden.