Wo liegt in der folgenden Aussage der Fehler? „In Haßfurt tritt zum 1. Juli hin zum ersten Mal ein Citymanager sein Amt an und er heißt Marc Heinz.“ Sie wissen es nicht, liebe Leserinnen und Leser? Dann hier die Aufklärung: Die Kreisstadt installiert keinen Citymanager, sondern einen Stadtmanager.
Was nach Wortklauberei klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Das englische Wort „City“ lässt sich mit Innenstadt oder Altstadt übersetzen. Handel und Gewerbe am Stadtrand wären dann – zumindest vom Begriff her – außen vor. Gerade mit Blick auf die Spannungen in der jüngeren Vergangenheit zwischen der innerstädtischen Geschäftswelt und den Gewerbegebieten vor den Toren Haßfurts soll der Begriff Stadtmanager unterstreichen, dass Heinz für den Gesamtstandort zuständig ist.
Unter den Aufgaben, die sich das Haßfurter Stadtmarketing selbst auferlegt hat, steht deshalb an oberer Stelle die Erzeugung eines Gemeinschaftsgefühls und die Entwicklung und Vermarktung einer einheitlichen Stadtmarke. Der Stadtmanager hat den Einzelhandel zu stärken, aber auch das kulturelle und touristische Angebot zu beflügeln und die Serviceorientierung gegenüber Bürgern, Kunden, Unternehmen und Touristen zu verbessern.
„Er muss gut kommunizieren und organisieren und mit allen Akteuren vor Ort erfolgreich zusammenarbeiten können“, brachte Stephan Schneider, Geschäftsführer der Stadtverwaltung, das Anforderungsprofil an den Stadtmanager am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Rathaus auf Kurzform. Marc Heinz, 43 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder, bringt aus Sicht der Stadt hervorragende berufliche Qualifikationen mit – weswegen er sich gegen mehrere Dutzend Mitbewerber durchsetzen konnte. Der gebürtige Westerwälder studierte in Bamberg und Hamburg Kommunikationswissenschaften, Soziologie, European Management und Betriebswirtschaft. Er arbeitete für den Fränkischen Tag in Bamberg und für den Norddeutschen Rundfunk, hat nach eigenen Angaben also einen breiten journalistischen Hintergrund, war ferner Eventmanager in Hamburg und für Künstler- und Konzeptagenturen tätig. Zuletzt unterrichtete Heinz als selbstständiger Journalist an diversen Hochschulen unter anderem Öffentlichkeitsarbeit und Kulturmanagement. Bis vor kurzem lebte er in Miltenberg. Nun ist es nicht Haßfurt, sondern Königsberg, „weil es gut ist, wenn man einen gewissen Abstand zur Arbeit gewinnen kann“, wie Marc Heinz in der ihm gewidmeten Pressekonferenz erklärte.
Für den Stadtmanager gilt es nun, die Kreisstadt und ihre Akteure kennenzulernen und umgekehrt sich bekannt zu machen. Noch sei es zu früh, konkrete Pläne zu nennen, ließ Heinz am Mittwoch wissen, aber ein Problem der neuen Wirkungsstätte hat er bereits ausgemacht: „Ich will das Einzeldenken wegkriegen“ deutete er an, dass seiner Erkenntnis nach viele Gewerbetreibende zu sehr an sich selbst und zu wenig an das „Wir“ denken. „Wir dürfen uns nicht in Kleinkriege verzetteln“, meinte er.
Bürgermeister Günther Werner erinnerte daran, dass die Stadt ihren Stadtmarketingprozess bereits vor zwei Jahren gestartet, sich mit der Entwicklung der Leitlinien aber bewusst Zeit gelassen habe, damit etwas Vernünftiges herauskommt. „Ich bin davon überzeugt, dass wir jetzt das richtige Konzept und den richtigen Mann haben, Haßfurt weiter nach vorne zu bringen“, bekundete das Stadtoberhaupt.
Der Stadtmanager ist nicht bei der Stadt beschäftigt, sondern Angestellter des Vereins Stadtmarketing Haßfurt. Dessen ordentliche Mitglieder sind der Kreisstadtbürgermeister, zwei weitere Vertreter der Stadt, drei Abgesandte des Aktionskreises Haßfurt Aktiv (AHA) sowie jeweils ein Repräsentant aus den Bereichen „Kultur und Tourismus“ und „Industrie und Dienstleistungen“. Dass Marc Heinz direkt dem Bürgermeister unterstellt ist, liegt allein daran, dass Werner Vorsitzender des Stadtmarketingvereins ist – ein Konstrukt, das auf Dauer wenig glücklich ist, weil sich der Manager eine gewisse Unabhängigkeit von der hohen Stadtpolitik bewahren muss. Auch die Regierung, die das Stadtmarketing finanziell fördert, das sich einschließlich der Personalkosten auf rund 150 000 Euro pro Jahr beläuft, verlangt diese Grenzziehung. „Der Stadtmanager soll kein Anhängsel der Verwaltung sein“, betonte Stephan Schneider. Auf eigenen Wunsch hin hat Marc Heinz sein Büro dennoch im Rathaus.
Laut Hachem Farmand, 2. Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, steht der Stadtmanager durchaus vor großen Herausforderungen. Er muss in einem allein schon von der rechtlichen Seite her schwierigen Umfeld dazu beitragen, eine Lösung für die verkaufsoffenen Sonntage zu finden. Ebenso hat er bei den Sicherheitskonzepten mitzuwirken, die für jede Veranstaltung hinterlegt sein müssen.
Marc Heinz' Focus wird der Kernstadt und nicht den Stadtteilen gelten, ausgelastet wird er dennoch sein. Auf seiner Agenda wird sich irgendwann ein Parkleitsystem für Haßfurt finden, auch am Leerstandsmanagement kommt er nicht vorbei. Mit den Passagieren der Kreuzfahrtschiffe wird er ebenso zu tun bekommen wie mit den Gastgebern und Besuchern des Straßenfestes. Kürzlich hat die CSU-Stadtratsfraktion die Vereinheitlichung der Hinweisschilder auf die Geschäfte der Innenstadt vorgeschlagen, Themen wie diese wird es für Marc Heinz zuhauf geben. Seine Stelle ist auf drei Jahre befristet, mit der Option der Verlängerung.
Die für seine Tätigkeit nötige Geduld und Beharrlichkeit glaubt er mitzubringen – und so geht er derzeit von einem langfristigen Wirken in der Kreisstadt aus.