Mit Boule verbinden hierzulande viele Menschen das vorwiegend von älteren Franzosen auf französischen Plätzen ausgetragene Freizeit-Kugelspiel. Vor allem Frankreich-Urlauber „importierten“ diese Kugelsportart, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Bereits vor zweieinhalbtausend Jahren empfahlen griechische Ärzte, darunter Hippokrates, das Spiel. Auch im Landkreis Haßberge unserer Zeit gehört Boule inzwischen zu den Trendsportarten und wird mittlerweile in vier Städten aktiv gespielt.
Offizielle Freigabe Anfang Oktober
Neu im Reigen der Boule-Gemeinden ist die Stadt Zeil. Am Mittwochabend besuchte Bürgermeister Thomas Stadelmann mit Mitgliedern des Seniorenkreises der Stadt die neue Anlage am Stadtsee. Sie ist zwar noch nicht eröffnet, da der Rasen im Umfeld erst noch richtig anwachsen muss, aber angelegt ist die Bahn bereits. Die offizielle Freigabe, so Bürgermeister Stadelmann im Gespräch mit der Redaktion, sei für Anfang Oktober vorgesehen.
"Es war mir schon immer ein Anliegen", sagt Stadelmann, "diesen Bereich am Stadtsee aufzuwerten. Das ist ein richtiges Kleinod, das bislang im Dornröschenschlaf schlummerte." Da die Stadt bekanntermaßen keine großartigen finanziellen Mittel einsetzen konnte, kam hier eine ILE-Förderung gerade recht. "Wir haben 10 000 Euro für Spielgeräte ausgegeben", erklärt der Bürgermeister.
Im Vorfeld hatte die Stadt bereits ein daneben liegendes Gartengrundstück gepachtet - schon mit dem Hintergedanken, eine Boulebahn aufzubauen. In diesem Jahr konnte das Projekt endlich verwirklicht werden, für die überschaubare Summe von rund 6000 Euro. Auch die Volkshochschule hat bereits reagiert. Am Mittwoch, 13. Oktober, hält Kursleiterin Monika Schraut zwei Boulekurse auf der neuen Bahn ab.
Außer der Möglichkeit, Boule zu spielen, soll es gemütlich werden am Stadtsee. Eine Sitzgruppe mit zwei Bänken am Wasser ist vorgesehen, die Brücke soll noch ertüchtigt werden. Und es wurde noch ein weiterer Garten gepachtet, der den Zugang zum See ermöglichen soll.
Anregungen konnten sich die Zeiler in Haßfurt holen, dort gibt es eine Boulebahn in der Promenade und eine in den Mainwiesen nahe dem Oberreuter-Garten. Diese Anlage wurde schon vor über zehn Jahren in Betrieb genommen und ist heute noch eine gerne angenommenes Naherholungsziel. Eingeweiht hatte diese Bahn damals noch Bürgermeister Rudi Eck, der die ersten Kugeln warf.
Danach hat ihn diese Sportart nie mehr losgelassen. "Wir treffen uns jeden Dienstag. Eine gute Truppe von rund sechs bis acht Leuten", erzählt der ehemalige Haßfurter Bürgermeister. "Es ist eine ruhige Sportart, aber man muss sich konzentrieren und überlegen, wie man die Kugel rollt", so Rudi Eck. Die Kugel müsse gut in der Hand liegen und werde mit der nach unten gewandten Handfläche geworfen. "Manchmal geht es um Millimeter", verdeutlich der Ex-Bürgermeister, wie eng die Entscheidungen ausfallen können. Dabei gebe es dann natürlich auch so manche Diskussion.
Boule ist ein Mannschaftssport, so Eck. Es spielen zwei Mannschaften oder Formationen gegeneinander, die aus 1 bis 4 Spielern bestehen. Es gilt, mit den eigenen Kugeln möglichst nah an eine Zielkugel zu gelangen. Die Zielkugel und die gegnerischen Kugeln können dabei auch herausgedrückt oder weggeschossen werden. In Frankreich wird diese Zielkugel cochonnet, das heißt auf deutsch "Schweinchen", genannt. "Diese Sportart ist nicht so anstrengend", sagt Eck, der großen Wert darauf legt, sich auch im Ruhestand fit zu halten, "aber man muss eben mitdenken."
Auch Sand mit Ambitionen?
Zeil ist mit der Inbetriebnahme der Bahn am Stadtsee die vierte Stadt im Landkreis Haßberge, die eine Bahn für diese Sportart anbietet. Am Wohnmobilstellplatz in Ebern wird gekugelt, Haßfurt hat zwei Bahnen auf den Mainwiesen und in der Promenade. Die Hofheimer werfen ihre Kugeln auf der Anlage in der Johannisstraße zwischen Tennisplatz und Mount Erwin.
Aber es könnten bald noch mehr werden. Aus Kreisen der SPD in Sand am Main ist zu hören, dass im Zuge der Sanierung des Altmainspielplatzes auch darüber nachgedacht wird, hier eine Boulebahn zu errichten. Das wäre dann Boule-Kommune Nummer fünf im Landkreis.