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Haßfurt
Wie Cornelia Funkes "Gespensterjäger" auf die Bühne der Haßfurter Theaterwerkstatt kommen
Im Gewölbekeller der Stadthalle laufen die letzten Proben für das diesjährige Weihnachtsmärchen. Doch wie viel Arbeit steckt hinter einer solchen Aufführung?
Proben für das Weihnachtsmärchen der Theaterwerkstatt Haßfurt: Laura Mann, Valentin Bartzsch und Mora Thurow (von links) stehen in 'Gespensterjäger auf eisiger Spur' auf der Bühne.
Foto: Peter Schmieder | Proben für das Weihnachtsmärchen der Theaterwerkstatt Haßfurt: Laura Mann, Valentin Bartzsch und Mora Thurow (von links) stehen in "Gespensterjäger auf eisiger Spur" auf der Bühne.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:42 Uhr

Im Gewölbekeller der Haßfurter Stadthalle laufen derzeit die Proben auf Hochtouren. Denn am Samstag feiert das neue Stück der Theaterwerkstatt dort seine Premiere, wie üblich gibt es in der Vorweihnachtszeit ein Märchen für Kinder ab fünf Jahren zu sehen. Diesmal ist es "Gespensterjäger auf eisiger Spur" nach dem gleichnamigen Buch von Cornelia Funke. Im Gespräch mit dieser Redaktion berichten Regisseurin Nina Lorenz sowie die beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler, wie viel Vorbereitungen nötig sind, um eine solche Aufführung auf die Beine zu stellen.

Vorführungen auch für Schulklassen und Kindergartengruppen

Die Planung für die Märchenaufführungen vor Weihnachten startet bereits im Frühjahr, sagt Nina Lorenz. Denn bis zum Sommer muss zumindest feststehen, welches Stück auf die Bühne kommt, sodass mit dem Beginn des neuen Schuljahres auch die Werbung losgehen kann. Neben den vier öffentlichen Aufführungen stehen auch zahlreiche Schulvorstellungen an, bei denen ganze Schulklassen oder Kindergartengruppen am Vormittag ins Theater kommen.

"Cornelia Funke ist eine Autorin, die wir schon öfter gespielt haben", sagt Nina Lorenz. Im Jahr 2006 hat die Theaterwerkstatt, das einzige professionelle Theater, das im Landkreis Haßberge beheimatet ist, erstmals ein Weihnachtsmärchen auf die Haßfurter Bühne gebracht. Auch damals handelte es sich mit "Potilla und der Mützendieb" um eine Geschichte der bekannten Kinderbuchautorin.

Die Tochter von Nina Lorenz war es nun, die die Regisseurin auf Gespensterjäger brachte. "Das ist eine weitere tolle Funke-Geschichte", sagt Lorenz. Besonders gefällt ihr, dass die Handlung "schöne Botschaften vermittelt, ohne sie auszustellen". So gehe es um Figuren, die Mut haben und über ihre Grenzen hinausgehen, aber auch um die Aussage, dass man sich durchaus Hilfe holen, Freundschaften schließen und gemeinsam Dinge durchstehen kann.

Regisseurin Nina Lorenz vor dem Eingang zum Gewölbekeller, der Spielstätte der Theaterwerkstatt.
Foto: Peter Schmieder | Regisseurin Nina Lorenz vor dem Eingang zum Gewölbekeller, der Spielstätte der Theaterwerkstatt.

Hauptfigur ist der junge Tom, der "durch die Geschichte geht und viele Bekanntschaften macht", sagt Schauspielerin Mora Thurow, die diese Rolle übernimmt. Denn Tom muss feststellen, dass in seinem Keller ein Gespenst eingezogen ist. Seine große Schwester kann er davon aber nicht überzeugen, sie hält den Glauben an Gespenster eher für "Kleiner-Bruder-Kram", beschreibt die Schauspielerin Laura Mann eine ihrer Rollen. Neben der Schwester spielt Mann außerdem die erfahrene Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft, die für Tom zu einer wichtigen Wegbegleiterin wird.

Bis zu vier Rollen pro Schauspieler

Es stellt sich dann heraus, dass Hugo, das Gespenst, eigentlich ganz nett ist. Er ist ein "MUG", also ein mittelmäßig unheimliches Gespenst, das in Toms Keller eingezogen ist, nachdem es von einem "UEG" (unglaublich ekelhaftes Gespenst) aus der Villa vertrieben wurde, in der es bisher gespukt hatte. Das ist auch ein Problem für Herrn Lieblich, den Bewohner der Villa. Schauspieler Valentin Bartzsch spielt gleich vier Rollen, nämlich Herrn Lieblich, die beiden Gespenster sowie Toms Oma.

Die Bühnenbearbeitung zu Cornelia Funkes Kinderbuch hat John Y. Hammer geschrieben, die Rechte zur Aufführung der Geschichte musste die Theaterwerkstatt beim Verlag erwerben. Dass es bereits eine Theaterfassung der Erzählung gibt, war für Nina Lorenz ein Glücksfall, denn einen Roman selbst in ein Bühnenstück umzuarbeiten, bedeute eine ganze Menge Arbeit.

Hedwig Kümmelsaft (Laura Mann, links) soll Tom (Mora Thurow, rechts) helfen, nachdem Gespenst Hugo (Valentin Bartzsch) in Toms Keller eingezogen ist.
Foto: Peter Schmieder | Hedwig Kümmelsaft (Laura Mann, links) soll Tom (Mora Thurow, rechts) helfen, nachdem Gespenst Hugo (Valentin Bartzsch) in Toms Keller eingezogen ist.

Nachdem alle Rollen besetzt waren, ging es darum, sich in die Figuren hineinzufinden. "Wir sprechen natürlich auch über die Figuren", sagt Valentin Bartzsch, "der Dialog ist maßgeblich". Wichtig sei auch der Blick von außen durch die Regisseurin: "Wir sehen uns ja nicht." Zwar sei das Hineinfinden in einen Charakter "bei einem Märchen nicht so hochgradig psychologisch wie bei den Kammerspielen", sagt er. Dennoch dürfe man nicht in die Falle rennen, zu glauben, man könne eine Geschichte für Kinder "einfach so locker flockig" spielen. Auch hier sei es wichtig, die Probleme der Figuren ernst zu nehmen.

"Wir zeigen ja Figuren, die reell sein dürfen und sollen", ergänzt seine Kollegin Laura Mann. "Man sollte es nicht abtun als Kindertheater." Regisseurin Nina Lorenz spricht auch von der großen Bedeutung, die solche Aufführungen für die Kinder haben können: "Es ist für sie oft der erste Kontakt mit Theater." So könnte die Theaterwerkstatt den Grundstein für ein späteres Theaterinteresse legen. "Das ist eine Riesenchance, aber auch eine Riesenverantwortung", sagt Schauspieler Valentin Bartzsch.

Ein großer Unterschied zum Theater für ein erwachsenes Publikum sei das sehr direkte Verhalten der kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer: "Hier ist halt alles viel näher, Kinder reagieren sofort", sagt Schauspielerin Mora Thurow und spricht von einem "intensiven Gespräch mit dem Publikum, während man spielt". Da würden dann auch mal Sätze wie "Pass auf, hinter dir!", reingerufen.

Kinder müssen sich nicht gruseln

Für Regisseurin Nina Lorenz unterscheide sich die Arbeit am Kindertheater dagegen kaum von dem, was sie zu tun hat, wenn sie ein Stück für Erwachsene inszeniert. Nur eines fällt ihr da ein: "Was bei Erwachsenen wegfällt, ist der Gedanke: Wo wird's erschreckend?" Denn bei einem besonders jungen Publikum müsse man eben doch darauf achten, dass sich niemand zu sehr gruselt – selbst in einer Gespenstergeschichte. "Sonst sind die Vorgänge für mich gleich."

Es ist nicht das erste Mal, dass die Theaterwerkstatt eine Geschichte von Cornelia Funke auf die Bühne bringt. Dieses Bild aus dem Jahr 2018 zeigt die Aufführung von 'Drachenreiter'.
Foto: Ulrike Langer | Es ist nicht das erste Mal, dass die Theaterwerkstatt eine Geschichte von Cornelia Funke auf die Bühne bringt. Dieses Bild aus dem Jahr 2018 zeigt die Aufführung von "Drachenreiter".

Und wie gelingt es, all die verschiedenen Handlungsorte der Geschichte auf die kleine Bühne im Gewölbekeller der Haßfurter Stadthalle zu bringen? "Da müssen wir viel zaubern", sagt Nina Lorenz. Möglich ist das mit Hilfe des Bühnenbildes, das Patrick L. Schmitz und Michel Pelikan gestaltet haben. Eine wichtige Rolle spielt dabei eine Tür, die sich frei auf der Bühne verschieben lässt, um den Raum umzugestalten. Und noch weitere Personen leisten einen Beitrag zur Aufführung: Die Kostüme kommen von Nicola Voit, für die Musik sorgt Klaus Neubert.

Oft stehen bei der Theaterwerkstatt Haßfurt sowohl Schauspiel-Profis als auch Amateurdarstellerinnen und -darsteller auf der Bühne. Beim Weihnachtsmärchen sind allerdings nur Profis beteiligt. Denn es gehe auch darum, ein Stück in recht kurzer Zeit bühnenreif zu bekommen, was nur mit hauptberuflichen Schauspielerinnen und Schauspielern funktioniere, die Zeit für intensive Arbeit an einem Stück haben und die Proben nicht neben einem anderen Job dazwischen quetschen müssen. "Die Tage werden gut genutzt", sagt Nina Lorenz. An den Abenden stehen die beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler dann oft an anderen Theatern in Aufführungen auf der Bühne.

"Theater spricht Körper, Geist und Seele an."
Valentin Bartzsch, Schauspieler

"Das Weihnachtsmärchen hat sich gut etabliert", berichtet Lorenz. So sei der Vorverkauf auch diesmal gut angelaufen, "aber nicht so gut wie sonst". Denn allgemein falle auf, dass es beim Publikum derzeit eine gewisse Zurückhaltung gebe. Die Regisseurin sieht einen Grund in der noch immer bestehenden Unsicherheit im Zusammenhang mit Corona. Valentin Bartzsch ergänzt, dass sicher auch die Inflation eine Rolle spiele.

Dennoch zeigen sich die Beteiligten optimistisch: Ein Live-Erlebnis sei eben doch noch etwas Besonderes. Und so sagt Valentin Bartzsch: "Theater spricht Körper, Geist und Seele an."

Die Premiere des Weihnachtsmärchens ist bereits ausverkauft, für die weiteren Aufführungen gibt es aber noch Karten. Karten für die öffentlichen Vorstellungen gibt es bei der Tourist-Info, Hauptstraße 9, 97437 Haßfurt, Tel.: (09521) 688300. Schulvorstellungen finden bis 23. Dezember statt, Schulen können sich direkt an die Theaterwerkstatt wenden, per E-Mail an kontakt@theaterwerkstatt-hassfurt.de oder telefonisch unter Tel.: (0951) 2087283.

 
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