Der Kreistag hat für die Einführung des 365-Euro-Tickets für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in den Haßbergen gestimmt. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) bietet bald eine Jahreskarte für Schüler und Auszubildende an. Das erläuterte Susanne Lutz, die am Landratsamt für den Bereich ÖPNV zuständig ist. Der Vorschlag wurde mit großer Mehrheit gefasst. Doch nicht für jeden lohnt sich das Ticket. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Wer kann das 365-Euro-Ticket erwerben?
Alle Schüler, deren Ticket von einem Kostenträger erstattet wird, bekommen künftig das neue Ticket. Zu den Kostenträgern zählen der Landkreis, die Gemeinden und Schulverbände. Auch sogenannte Selbstzahler können die Jahreskarte kaufen. Darunter fallen Grundschüler, deren Schulweg kürzer als zwei Kilometer ist. Bei Schülern weiterführender Schulen beträgt der Radius drei Kilometer. Auch Schüler ab der elften Klasse müssen selbst für das Ticket aufkommen. Auszubildende und Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren, sollen das Ticket auch beantragen dürfen. Eine Altersgrenze gibt es dabei nicht. Für Studenten gilt die Fahrkarte nicht. Sie brauchen weiterhin ein Semesterticket.
Welche Linien des VGN können genutzt werden?
Alle. Sämtliche Züge, Busse, S- und U-Bahnen sowie Stadtbahnen des ÖPNV im Großraum Nürnberg können genutzt werden.
- Das Verbundsnetz des VGN finden Sie hier.
Welche Jugendliche profitieren nicht von dem Abkommen?
Wer in Schweinfurt oder Coburg zur Schule geht oder dort eine Ausbildung macht, hat keinen Vorteil durch die Entscheidung des Kreistages. Diejenigen können das Ticket nicht kaufen, da die beiden Zentren außerhalb des VGN liegen. Nach Angaben von Lutz betrifft das rund zehn Prozent der Schüler. Hier müssen die Schüler weiterhin Monatstickets nutzen. Außerdem gibt es in Römmelsdorf bei Pfarrweisach noch 26 Schüler, die mit einer eigenen Schulbuslinie fahren und das 365-Euro-Ticket ebenfalls nicht erweben können.
Wann soll das 365-Euro-Ticket des VGN eingeführt werden?
Die Jahreskarte soll zum nächsten Schuljahr ab 1. August 2020 gültig sein.
Welche Kosten kommen auf den Landkreis zu?
Das kann der Landkreis derzeit nur schätzen. Basierend auf Zahlen des VGN ist durch die Einführung des Tickets im Ausbildungsverkehr mit Kosten in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro zu rechnen. Ein Drittel davon muss der Landkreis tragen. Bisher bestellen die Kostenträger Wertmarken, die teurer sind als das 365-Euro-Ticket. Rechnet man die Einsparungen in der Schülerbeförderung mit dem Defizit auf, kommt der Landkreis auf ein geringfügiges Plus von rund 6500 Euro pro Jahr. "Das kann sich aber auch noch verschieben, weil pauschale Zuweisungen eingerechnet sind. Ändern sich diese, kann das Ergebnis auch mal ins Minus rutschen", sagte Susanne Lutz vom Bereich ÖPNV.
Kommt das 365-Euro-Ticket auch für den Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) in absehbarer Zeit?
Nein, konkrete Pläne für ein 365-Euro-Ticket im VVM gibt es nicht. "Wir sind dankbar, dass wir im VGN sind. So bietet sich die Chance des 365-Euro-Tickets überhaupt erst", sagte Landrat Wilhelm Schneider. Sollte es dennoch Kooperationen mit dem mainfränkischen Verbund geben, müsste der Landkreis Lutz zufolge vergleichsweise geringe Abgaben bezahlen, weil nur wenige Schüler und Azubis in diese Richtung fahren würden. Dennoch verfolgt der Landrat das Ziel, mit dem VVM ein vergleichbares Abkommen zu schließen, und verspricht: "Es wird nicht so lange dauern wie beim VGN – da hat es fast zehn Jahre gedauert."
Wann kommt die Jahreskarte auch für Erwachsene?
Ministerpräsident Markus Söder bekräftigte im April, Ziel sei, bis zum Jahr 2030 derartige 365-Euro-Tickets oder "vergleichbare Modelle" einzuführen. Nähere Informationen sind dazu noch nicht bekannt. Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel sieht in dem Beschluss des Kreistages eine "große Verbesserung für viele Schüler. Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt".
Welche Fragen sind derzeit noch offen?
Welchen finanziellen Ausgleich die Verkehrsunternehmen für den Ausfall durch das günstigere Schülerticket bekommen, sei noch nicht geklärt. Auch die Kosten für den Landkreis beruhen auf Prognosen. Noch nicht absehbar ist laut Landrat Wilhelm Schneider, wie sich die Modellrechnung dadurch erhöht, dass Schüler das Ticket auch für Fahrten abseits des Schulweges nutzen.