Für viele Schüler und Auszubildende in Bayern soll es möglichst ab Herbst, spätestens aber nächstes Jahr, 365-Euro-Jahrestickets für den öffentlichen Personennahverkehr geben. Konkret geht es um Verkehrsverbünde, in denen es nicht schon derartige Angebote gibt. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag nach einem Treffen von Staatsregierung, Kommunen und kommunalen Spitzenverbänden in München an. In Arbeitsgruppen soll über die konkrete Umsetzung beraten werden, Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) will mit den Verkehrsverbünden sprechen. Söder kündigte an, der Freistaat werde zwei Drittel der Kosten tragen.
Wann es anschließend 365-Euro-Jahrestickets auch für Erwachsene geben soll, ist derweil noch offen. Für München, Nürnberg/Fürth/Erlangen, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg hat dies die schwarz-orange Staatsregierung im Koalitionsvertrag versprochen. Söder bekräftigte nun, Ziel sei, bis zum Jahr 2030 derartige 365-Euro-Tickets oder «vergleichbare Modelle» einzuführen.
Staatsregierung, Kommunen und die kommunalen Spitzenverbände kündigten am Montag zudem an, den öffentlichen Nahverkehr auch durch ein besseres Angebot attraktiver machen zu wollen: mehr Linien, eine engere Taktung oder neue Express-Verbindungen bei Bus und Bahn - etwa Express-Züge von bestimmten Knotenpunkten in Metropolen. Das wäre ein wesentlicher Beitrag für die Stärkung des ländlichen Raums, sagte der Präsident des bayerischen Landkreistags, Christian Bernreiter. Söder betonte, wenn es am Ende nicht mehr Linien und bessere Takte gebe, dann werde auch eine andere Kostenstruktur nichts helfen.
In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich die Teilnehmer des Spitzentreffens dazu, den öffentlichen Nahverkehr gemeinsam stärken zu wollen. Die Angebote von Bus und Bahn sollen besser vernetzt werden, es soll vermehrt Anrufsammeltaxis und Bürgerbusse geben. Unter gewissen Umständen soll die Reaktivierung alter Bahnstrecken geprüft werden. Zudem soll ein Netz von «landesbedeutsamen Expressbusverbindungen» aufgebaut werden, das Lücken im Bahnverkehr schließen soll. Und schließlich soll ein «Zukunftsrat» die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs beratend begleiten.
«Der öffentliche Nahverkehr muss besser werden und nicht nur billiger», mahnte der verkehrspolitischen Sprecher der Landtags-Grünen, Markus Büchler. «Günstige Tickets sind gut, nützen aber wenig, wenn Busse und Bahnen schon jetzt überfüllt sind oder gar nicht fahren.» Insbesondere in den ländlichen Räumen sei es wichtigste Aufgabe der Staatsregierung, ein verlässliches Angebot zu schaffen. «Mit einer Mobilitätsgarantie für alle Bürgerinnen und Bürger, die ein stündliches ÖPNV-Angebot werktags von fünf Uhr früh bis Mitternacht sicherstellt», verlangte der Grünen-Politiker.
Inge Aures (SPD) forderte Söder unter anderem auf, nicht nur zwei Drittel des 365-Euro-Tickets für Schüler und Azubis zu übernehmen. «Das wird insbesondere arme Kommunen an ihre Grenzen bringen.» Sebastian Körber (FDP) beklagte, die Verkehrsinfrastruktur hinke seit Jahren dem Bedarf hinterher. Und mit Subventionen und dem 365-Euro-Ticket werde kein einziger Meter Schiene gebaut.