
Franken allgemein und das Hofheimer Becken im Besonderen werden über das Jahr hinweg nicht mit viel Regenwasser versorgt. Das führt immer mehr zu Problemen: "Durch den zunehmenden Temperaturanstieg leidet inzwischen auch der hiesige Wald stark unter den Trockenschäden und es treten vermehrt Flur- und Waldbrände auf", erzählt Revierförster Bernhard Streck, während er, umgeben von Bäumen, im Hofheimer Stadtwald steht.
Da liege es auf der Hand, das wenige Winterwasser, das von Dezember bis März herunterkommt, in irgendeiner Form in der Region zu halten, so Streck. Die Stadt Hofheim hat in Zusammenarbeit mit der Forstbehörde und dem Naturpark Haßberge einen Lösungsansatz gefunden: In den vergangenen 15 Jahren wurden insgesamt 20 kleinere und größere Feuchtbiotope an neuralgischen Punkten im Wald angelegt. Biotop Nummer 20 konnte in den vergangenen Tagen fertiggestellt werden. Hauptziel war anfangs, etwas für den Naturschutz im Wald zu tun, so Streck. Inzwischen kommt dem aufgestauten Regenwasser jedoch noch viel mehr an Bedeutung zu, als sich zunächst erahnen ließ. Je nach Größe des Tümpels erfüllen die Feuchtbiotope noch weiterreichende Aufgaben.
Positiv für Hochwasserschutz und Naturschutz
Da wäre einerseits der Hochwasserschutz in den kalten Jahreszeit. Denn Starkregenfälle im Winter fließen innerhalb kürzester Zeit aus dem Wald über die landwirtschaftlichen Vorfluter ab – in die beiden größeren Fließgewässer Aurach und Nassach und schließlich in Main und Rhein. An den größeren Flüssen kann es dann zu Hochwasser und Überschwemmungen kommen, auch in Siedlungsgebieten. Die angelegten Feuchtbiotope leisten hier einen kleinen Beitrag, um dies zu verhindern.

Eine weitere wichtige Funktion ist die des Naturschutzes. Viele Insektenarten sind an das Leben im und am Wasser angepasst und kommen auch nur dort vor. Diese werden wiederum in der Nahrungskette unter anderem von den seltenen Waldfledermäusen benötigt, als Hauptnahrung in den Sommermonaten. Auch die Landsäugetiere, Amphibien und Vögel im Wald benötigen in den regenarmen Sommermonaten die letzten Feuchtstellen in den Biotopen, um zu trinken und zu überleben.
Die Folge der zunehmenden Trockenheit sind immer mehr Feuer in den Forsten. Kleinere Bodenbrände im Wald können auch mit Wasser aus größeren Feuchtbiotopen gelöscht werden. Hydranten in Ortschaften und größere Seen und Gewässer sind teils rar und oft weit weg von möglichen Brandherden. Darüber hinaus bedarf es einer gut aufgestellten Logistik bei der Wasserbeschaffung.
Keine seltenen Kräuter und Blumen zerstört
Beim Anlegen der Biotope in Hofheim war auch die Untere Naturschutzbehörde im Boot. So konnte verhindert werden, dass seltene Kräuter und Blumen, wie Orchideen, nicht zerstört oder verdrängt wurden. So wie es zuletzt etwa bei der Errichtung eines Feuchtbiotops bei Ebern der Fall gewesen war.
Der Naturpark Haßberge plant seit dem vergangenen Jahr darüber hinaus den Bau zehn weiterer Biotope mit Gesamtkosten von 21.000 Euro. Baubeginn war am 20. Juli dieses Jahres. Die Biotope werden laut Naturpark-Geschäftsführer Bandorf zu 70 Prozent, also 14.700 Euro, durch das Naturpark-Förderprogramm des Freistaats Bayern gefördert. Den Eigenanteil in Höhe von 30 Prozent der Kosten, also 6300 Euro, trägt der Naturpark Haßberge. Aufgeteilt auf die Landkreise sind dies für den Landkreis Haßberge 65 Prozent der Kosten, für Rhön-Grabfeld 19 Prozent, für Bamberg 14 Prozent und Schweinfurt zwei Prozent. Vier der zehn geplanten Biotope entstehen bei Ostheim, drei bei Goßmannsdorf und drei bei Reckertshausen.