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Haßfurt
Walter Keller ist tot: Der ehemalige Landrat des Landkreises Haßberge ist im Alter von 88 Jahren gestorben
Er gilt als "Vater des Haßbergkreises": Keller war nach der Gebietsreform der erste Landrat. So haben ihn seine Weggefährten in Erinnerung.
Der Landkreis Haßberge trauert um den ehemaligen Landrat Walter Keller, der am Donnerstag im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt verstorben ist.
Foto: Monika Göhr | Der Landkreis Haßberge trauert um den ehemaligen Landrat Walter Keller, der am Donnerstag im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt verstorben ist.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:02 Uhr

Der Landkreis Haßberge trauert um Walter Keller. Wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung berichtet, ist der ehemalige Landrat am Donnerstag im Alter von 88 Jahren im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt verstorben.

"Die hervorragende Entwicklung des Landkreises Haßberge ist eng mit Walter Keller verbunden", heißt es in dem Schreiben der Behörde. Seine Arbeit im Landratsamt des damaligen Landkreises Haßfurt begann der Verwaltungsjurist 1966 als juristischer Staatsbeamter.

Im Dezember 1967 trat der CSU-Politiker dann selbst zur Wahl als Landrat an und wurde ins Amt gewählt, das er 1968 antrat. Mit gerade einmal 33 Jahren war er damals der jüngste Landrat in Bayern. Bald kam allerdings die Gebietsreform, bei der Bayern neu aufgeteilt werden sollte, mit dem Ziel, größere Landkreise zu schaffen.

Ein Mann, der die Region geprägt hat

Walter Keller hielt es für die beste Lösung, die Altlandkreise Haßfurt, Ebern und Hofheim zu einem neuen Landkreis zusammenzufassen – ein Ziel, für das er unter anderem gemeinsam mit dem damaligen Landtagsabgeordneten Albert Meyer (CSU) kämpfte. So kam es schließlich auch und Walter Keller wurde 1972 zum ersten Landrat des neu gegründeten Landkreises Haßberge.

"Er hat die Region geprägt von Anfang an und gilt als 'Vater des Haßberg-Kreises'", heißt es in der Pressemitteilung aus dem Landratsamt. 1978 und 1984 wurde er wiedergewählt, 1990 trat er nicht mehr an.

"Ich habe ihn sehr geschätzt. Er war in seiner Arbeit sehr gründlich und zuverlässig."
Erich Heß (SPD), ehemaliger Fraktionsvorsitzender im Kreistag

"Ich habe vom Anfang bis zum Ende politisch mit ihm zusammengearbeitet", sagt der SPD-Politiker Erich Heß. "Ich habe ihn sehr geschätzt. Er war in seiner Arbeit sehr gründlich und zuverlässig." Als Keller 1990 nicht mehr zur Wahl antrat, kandidierte Heß um seine Nachfolge, verlor in der Wahl aber gegen Rudolf Handwerker (CSU). "Ich kann nur Positives über ihn sagen", meint Heß im Bezug auf Walter Keller. "Er hat seine Meinung gehabt und die auch verteidigt. Aber er hat auch auf andere gehört und sie nie niedergebügelt."

Eine Amtszeit voller "gewaltiger Aufgaben"

Auch aus dem Landratsamt heißt es, Keller sei sehr beliebt gewesen. Das zeige sich auch in den guten Wahlergebnissen bei seiner Wiederwahl zum Landrat: Bis zu 97 Prozent habe er dabei erhalten. "Während seiner Amtszeit hatte er gewaltige Aufgaben zu bewältigen", heißt es aus der Behörde. "Allein die Gebietsreform, die Überzeugungsarbeit in den Jahren davor, war eine äußerst schwierige Herausforderung, die viel politischen Instinkt und besonders strategische Weitsicht erforderte."

Weiter nennt das Landratsamt einige Ehrungen, die der frühere Landrat erhalten hatte: "Für dieses außergewöhnliche kommunalpolitische Wirken wurde Landrat a.D. Walter Keller unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und der Europa-Medaille ausgezeichnet."

Großer Einsatz für die Partnerschaft mit Frankreich

"Ich habe ihn gekannt seit der Gründung des Landkreises", sagt Kurt Sieber (FDP). "Wir haben über Jahrzehnte gut zusammengearbeitet." Der ehemalige Kreisrat, Landtagsabgeordnete und spätere Bürgermeister von Königsberg hebt vor allem Walter Kellers Leistungen im Bezug auf die Landkreis-Partnerschaft mit dem französischen Tricastin hervor.

Sieber, der selbst Französischlehrer und lange Vorsitzender des Freundeskreises Haßberge-Tricastin war, berichtet, Keller sei vom deutsch-französischen Freundschaftsvertrag "sehr angetan" gewesen und habe diesen auch im Landkreis Haßberge umsetzen wollen.

Kurt Sieber (links) lobt den früheren Landrat Walter Keller (Zweiter von rechts) vor allem für seinen Einsatz für die deutsch-französische Partnerschaft. Das Bild zeigt die beiden zusammen mit Kellers Nachfolger Rudolf Handwerker (Zweiter von links), dem heutigen Landrat Wilhelm Schneider und Ingrid Fächer, Ehrenmitglied des Freundeskreises Haßberge-Tricastin.
Foto: Christiane Reuther | Kurt Sieber (links) lobt den früheren Landrat Walter Keller (Zweiter von rechts) vor allem für seinen Einsatz für die deutsch-französische Partnerschaft.

"Ich war oft mit ihm in Frankreich", sagt Sieber. "Wir waren die beiden 'Außenminister' des Landkreises." Dabei habe er selbst als Dolmetscher fungiert, wobei er auch Kellers Bemühungen lobt, Französisch zu lernen. "Sein Wirken ist auch ein Beweis dafür, wie bedeutende politische Entscheidungen auf europäischer Ebene, wie der vor nunmehr 60 Jahren geschlossene deutsch-französische Vertrag, vor Ort aufgegriffen und erfolgreich umgesetzt werden können", sagt Kurt Sieber. "So ist auch die deutsch-französische Freundschaft in unserem Landkreis lebendige Realität geworden." Weiter lobt er Kellers "langfristiges Denken" und "profundes Wissen".

"Ich war oft mit ihm in Frankreich. Wir waren die beiden 'Außenminister' des Landkreises."
Kurt Sieber (FDP), ehemaliger Kreisrat, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister

Weiter beschreibt er den früheren Landrat als "sehr zielbewussten Mann", der durchaus "hartnäckig in der Umsetzung seiner Gedanken" sein konnte. "Er war natürlich auch jemand, der sich seiner Verantwortung bewusst war."

Landkreis lässt Fahnen auf Halbmast wehen

Schon immer sei Walter Keller sehr geschichtsinteressiert gewesen, bestätigen seine früheren Weggefährten. Deshalb nahm er im Ruhestand noch einmal ein Studium auf. An der Uni Bamberg studierte er Geschichte, Kirchengeschichte und Denkmalpflege und erwarb auch einen Doktortitel.

Das Landratsamt teilt mit, dass zum Gedenken an den Verstorbenen die Landkreisfahne vor dem Landratsamt auf halbmast weht. Bis einschließlich Freitag, 10. Februar, liegt im Eingangsbereich des Landratsamtes Haßberge ein Kondolenzbuch aus, in dem sich die Mitarbeitenden sowie Bürgerinnen und Bürger zu den üblichen Öffnungszeiten der Behörde eintragen können. Zudem gibt es die Möglichkeit, eine Kondolenz-E-Mail an vorzimmer@hassberge.de zu senden. Ein Termin für die Trauerfeier ist derzeit noch nicht bekannt.

 
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