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HASSFURT
Das junggebliebene Urgestein
Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:23 Uhr

„Herr Bürgermeister, so können wir es nicht machen!“ Dieser Satz wurde beinahe zum geflügelten Wort im Haßfurter Stadtrat der 80-er Jahre. Der ihn prägte, ist Erich Heß, damals einer der profiliertesten Kommunalpolitiker im noch jungen Landkreis Haßberge. Heute wird Erich Heß 85 Jahre alt.

Die oben zitierte Aussage traf Erich Heß aber nicht, um dem damaligen Stadtoberhaupt von Haßfurt eins auszuwischen. Vielmehr steckte der dynamische Bürgermeister Rudolf Handwerker oft voller Ideen, die er dann stolz in den Stadtratssitzungen präsentiert. Genauso oft waren diese Einfälle zwar gut, aber nicht zu Ende gedacht. Das besorgte dann Handwerkers alter ego Erich Heß. Nach dessen dezentem Hinweis auf die eventuell nicht gegebene Durchführbarkeit der Handwerkerschen Geistesblitze setzten sich die kommunalpolitischen Schwergewichte unterschiedlicher Couleur zusammen und entwickelten dann ein brauchbares Modell, von dem die Stadt Haßfurt in diesen Jahren gewaltig profitierte.

Die erfolgreiche Politik von Rudolf Handwerker war zu einem gewissen Teil auch von der Zusammenarbeit mit Erich Heß geprägt. Heß blickte immer über die Parteigrenzen hinweg, er hatte stets das Wohl der Kommunen und ihrer Bürger, der Menschen im Auge. Sowohl im Haßfurter Stadtrat, er war 3. Bürgermeister, als auch im Kreistag erwarb er sich so gewaltiges Ansehen.

Als dann im Vorfeld der Kommunalwahlen der damalige Landrat Walter Keller etwas überraschend signalisierte, nicht mehr antreten zu wollen, reagierte die Haßberge-SPD sehr schnell und nominierte Erich Heß als Kandidat für das Amt des Landrats. Aufgrund der großen Beliebtheit von Erich Heß blieb der CSU nichts anderes übrig, als den Haßfurter Bürgermeister Rudolf Handwerker „ins Gefecht“ zu schicken, um das Landratsamt nicht an die „Roten“ zu verlieren.

Was darauf folgte, war der fairste Wahlkampf, den die Menschheit wohl jemals erlebt hat. Handwerker und Heß dachten nicht daran, ihre „Beziehung“ wegen einer schnöden Wahl aufs Spiel zu setzen. Handwerker setzte sich schließlich gegen Heß durch (der Dritte im Bunde bei der Landratswahl war damals übrigens für die Grünen Manfred Wagner) und hob damit die Ära Handwerker auf eine neue Ebene. Heß blieb seiner Linie treu und wirkte weiter – immer mit höchsten Stimmenzahlen der Wähler – im Stadtrat und Kreistag, dem er von 1966 bis 2002 angehörte, zum Wohle der Bürger. 25 Jahre war er von 1972 bis 1997 Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag.

Seiner Partei gehört Heß seit mittlerweile 56 Jahren an. Aus dem aktiven politischen Leben hat er sich vor Jahren zurückgezogen, ist aber nach wie vor präsent, wenn wichtige Entscheidungen fallen. So auch im November 2013, als Haßfurts SPD-Ortsvorsitzender Stephan Schneider zum Bürgermeisterkandidat nominiert wurde. Erich Heß fungierte als Versammlungs- und Wahlleiter, sein Alter von damals 83 war ihm ebenso wenig anzumerken wie heute seine 85.

Sein politischer Weggefährte Rudolf Handwerker feierte vor rund einem Jahr seinen 70. Geburtstag in der Hofmann-Halle in Knetzgau mit rund 500 Gästen. Ganz so groß wird die Feier von Erich Heß nicht ausfallen. Heute ist der frühere Postgewerkschafter für Gratulanten nicht erreichbar, die sind für nächste Woche geladen. Es werden aber wohl nicht viel weniger sein als bei Rudolf Handwerker. Die Heimatzeitung wünscht dem „Grandseigneur“ der Haßberg-SPD schon heute alles erdenklich Gute und noch viele Jahre bei bester Gesundheit.

 
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