
Es war ein umstrittenes Projekt – doch die Arbeiten und Mühen haben sich gelohnt. Was viele vor einem Jahrzehnt wohl kaum für möglich gehalten hätten, strahlt nun in neuem Glanz: das ehemalige Gasthaus "Schwarzer Adler"in Westheim. Die einst marode Gaststätte bekam am Freitag bei einem "Tag der offenen Tür" offiziell ihre Bestimmung als ökumenisches Dorfgemeinschaftshaus und örtliches Kulturzentrum.
Die Einweihungsfeier markierte den erfolgreichen Abschluss eines Projekts, das lange Zeit heiß diskutiert wurde. Im Jahr 2009 erwarb die Gemeinde Knetzgau die damals noch baufällige und denkmalgeschützte Gaststätte "Schwarzer Adler" in einem Versteigerungsverfahren für 30.000 Euro. Zuvor schon befand sich das Gebäude unter dem damaligen Bürgermeister Werner Schneider im Besitz der Gemeinde, wurde aber an einen Gastronomen weiter verkauft.

Nach der Ersteigerung gab es im Gemeinderat viele Stimmen, die einen Abriss forderten, wie Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus reflektierte: "Das Dach war kaputt und Regen prasselte herein". Ein Bürger, der auch beim Festakt anwesend war, äußerte sich damals: "Das wird nie was". Eine Meinung, die auch viele andere teilten: "Abreisen und Parkplätze schaffen".
Bürgerinnen und Bürger engagierten sich
Unterstützung fand das Projekt durch engagierte Bürger, die sich später zu einem Förderverein mit über 100 Gründungsmitgliedern zusammengeschlossen haben, den beiden Kirchen und der Blaskapelle Westheim. "Es war ein hartes Stück Arbeit und wir haben es geschafft", zeigte sich Bürgermeister Paulus stolz. Sein Dank galt allen am Projekt Beteiligten sowie den staatlichen und kirchlichen Behörden für die finanzielle Unterstützung.
Den kirchlichen Segen spendeten der katholische Pfarrer Michael Weck und der stellvertretende evangelische Dekan Jan Lungfiel aus Ermershausen. Das Trio Appiani aus den Reihen der Bamberger Symphoniker umrahmte den Festakt musikalisch. Die symbolische Schlüsselübergabe fand durch das Bamberger Architekturbüro Schmitt Vogels statt.

Conny Enke, die sich damals im Offenen Treff in Westheim engagierte, erinnerte am Rande der Veranstaltung an die Ideenfindung im Vorfeld, die mit Vertretern der Kirchen und dem Musikverein im Februar 2012 im Kloster Langheim stattfand. Waltraud Panzner, ebenfalls Befürworterin des Projekts, verwies auf die damaligen Ideengeber der beiden Kirchen, Pfarrer Urs Espeel und Pfarrer Joachim Morgenroth, die auf eine Möglichkeit der ökumenischen Nutzung hingewiesen hatten.

Nach Workshops mit Städteplanern, dem Abtasten nach Finanzierungsmöglichkeiten und diversen Kämpfen im Gemeinderat fand im August 2019 der Spatenstich statt. "Der Kampf hat sich gelohnt", sind sich Panzner und Enke einig. Jetzt hoffen die beiden, dass das Projekt gut angenommen und mit Leben erfüllt wird.
Dafür will sich der Förderverein "Schwarzer Adler" starkmachen, wie Hans-Peter Böhm bekräftigte. Das Gebäude soll offen sein für die gesamte Bevölkerung. Es sind laut Bürgermeister auch schon kulturelle Veranstaltungen für September und Oktober geplant.

"Das Ergebnis zeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben", zeigte sich Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken voll des Lobes. Seiner Meinung nach entstand ein Ort, der die soziale Integration, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gleichzeitig den Ortskern stärke. Mit Vorbildcharakter gelte aus Sicht Zellers das Projekt als Impulsgeber für die Instandsetzung der von Leerständen geprägten Ortskerne.
Bei Gesamtkosten in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro wurde knapp die Hälfte durch die EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) gedeckt. 700.000 Euro kamen vom Denkmalschutz und je 200.000 Euro von beiden Kirchen. Der Eigenanteil der Gemeinde Knetzgau liegt bei knapp 500.000 Euro.
Treffpunkt der Menschen, Generationen und Religionen
"Kultur fällt uns nicht in den Schoss. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll". Mit einem Zitat von Albert Einstein hob Christian Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege hervor, was mit dem Projekt "Schwarzer Adler" erbracht wurde: "Vom Schandfleck zur Ortsmitte, Treffpunkt der Menschen, Generationen und Religionen". Schmidt lobte das Engagement und die Vision, diesen alten Ortsmittelpunkt wieder zum Leben zu erwecken.
CSU-Landtagsabgeordneter Steffen Vogel sprach ein großes Kompliment aus. Er bezeichnete das Projekt als Beispiel für ein Miteinander und gutes Zeichen für die Ökumene. Er dankte den Behörden für die finanzielle Unterstützung, damit Dorfkerne vital erhalten bleiben.

Micaela Vogels vom Architekturbüro Schmitt Vogels reflektierte eine bewegte Bauzeit. Als Team hätten sie im Planungsprozess darum gerungen, den Wünschen der Nutzer und den Anforderungen aus der Denkmalpflege bestmögliche Rahmenbedingungen zu geben.

Gemeinsam mit ihrem Mann Arne überreichte sie symbolisch den Schlüssel für das Gebäude. Im Rahmen der Feierlichkeiten ehrte Bürgermeister Stefan Paulus die beiden ehemaligen Knetzgauer Pfarrer Joachim Morgenroth und Jürgen Schwarz, die Bürgermedaillen in Silber und Bronze erhielten.