
Mit einer Mehrheit von 13 zu sieben Stimmen hat der Gemeinderat am Montag die Generalsanierung des ehemaligen Gasthauses „Schwarzer Adler“ in Westheim beschlossen. Der Altbau im Westheimer Ortskern soll zu einem modernen Bürgerhaus umgebaut werden, das dann von den beiden Kirchen sowie den Westheimer Vereinen genutzt wird.
Bürgermeister Stefan Paulus erläuterte zu Beginn im mit rund 60 Zuhörern voll besetzten Rats- und Kultursaal in Knetzgau den bisherigen Werdegang. Im Jahr 2009 kaufte die Gemeinde das Anwesen. Es wurden Arbeitskreise gebildet. Die Idee eines ökumenischen Zentrums entstand. Im Jahr 2011 erarbeiteten rund 15 Bürger im Kloster Langheim ein erstes Nutzungskonzept. Im Sommer 2015 hat sich eine für Westheim positivere Fördersituation ergeben, bei der der über EU-Mittel geförderte Betrag nicht mehr gedeckelt wurde. Für Voruntersuchungen und Baugutachten hat die Gemeinde bereits 18 852 Euro ausgegeben. Im März dieses Jahres hat die Regierung von Unterfranken eine Förderhöhe von 75 Prozent der Baukosten zugesagt. Die Baunebenkosten werden mit 16 Prozent gefördert.
Die Finanzierung stellt sich wie folgt dar: Die Bruttokosten beziffert Paulus auf 2,4 Millionen Euro. Die evangelische und die katholische Kirche beteiligen sich mit je 200 000 Euro. Die EU-Förderung (EFRE) beträgt 910 000 Euro. Das Denkmalamt hat 600 000 Euro zugesagt, sodass die Gemeinde letztendlich rund 20 Prozent, nämlich 500 000 Euro, an Eigenmitteln beisteuern muss.
Die jährlichen Betriebskosten von zirka 8000 Euro teilen sich wie folgt auf: Der „Förderverein Schwarzer Adler“ übernimmt 15 Prozent (maximal 1200 Euro jährlich). Die Westheimer Musikanten tragen ebenfalls 15 Prozent. Die beiden Kirchen übernehmen je 22,5 Prozent der Betriebskosten.
Paulus bezeichnete das Vorhaben als ein „Leuchtturmprojekt“, da die Initiative von der Dorfgemeinschaft ausgegangen sei und es nicht von der Gemeinde aus „übergestülpt“ worden sei. In Westheim mit seinen knapp 900 Einwohnern seien mehr als 100 Bürger dem Förderverein beigetreten. „Und jeder gratuliert uns zu dieser Finanzierung“, so Paulus.
Trotzdem war das Projekt im Rat nun nicht unumstritten und wurde erst nach rund zweistündiger Diskussion verabschiedet. Gemeinderat Heinrich Düring äußerte seine Bedenken, ob die Zuschüsse auch tatsächlich bezahlt würden. Paulus erwiderte, dass die Förderung aus EU-Mitteln nicht gedeckelt sei. Das heißt, dass die Förderung bei 75 Prozent bleibt, auch wenn die Bausumme ansteigen würde. Dies sei jedoch nicht wahrscheinlich, da die Baukosten „konservativ geschätzt“ worden seien. Alle Förderzusagen, mit Ausnahme des Denkmalamts, lägen bereits schriftlich vor, ließ Paulus wissen. Und Kämmerer Marco Depner stuft das Projekt als „finanzierbar“ ein.
Paulus verwies gleichzeitig darauf, dass in Zukunft Gebühren- und Steuererhöhungen unvermeidbar und nötig seien, um im bayerischen Schnitt zu bleiben. Außerdem habe die Gemeinde auch Einnahmen, wenn Firmenevents, Hochzeiten et cetera im neuen Dorfgemeinschaftshaus stattfinden würden.

Gemeinderat Wilhelm Fuß vertrat die Meinung, dass es unverantwortlich sei, in das Bürgerhaus 2,4 Millionen Euro reinzustecken und gleichzeitig die marode Franz-Hofmann-Halle in Knetzgau abzureißen. Zudem sei das Bürgerhaus eine Konkurrenz zum Sportheim des TSV Westheim, in dem bisher Feierlichkeiten und andere Treffen stattfinden würden. Außerdem gebe es bereits das Dietrich-Bonhoeffer-Haus und den katholischen Kindergarten für ökumenische Veranstaltungen.
Bürgermeister Stefan Paulus entgegnete, dass die Turnhalle nicht für jede Veranstaltung geeignet sei und daher nicht in Konkurrenz stehe zum Bürgerhaus. Man müsse den Altort stärken, dann habe jeder etwas davon.
Ein anderer Gemeinderat meinte: Wenn der „Schwarze Adler“ nicht renoviert würde, dann müsste er auf Gemeindekosten abgerissen werden. Bei einem umbauten Raum von etwa 4500 Kubikmetern würden die Abrisskosten rund 200 000 Euro betragen, die nicht gefördert würden. Peter Werner gab zu Bedenken, dass im Falle eines Abrisses die beiden Kirchen um einen Zuschuss für die Renovierung ihrer Versammlungsorte bitten würden.
Voraussichtlicher Baubeginn ist im Jahr 2018, informierte Bürgermeister Stefan Paulus.
Höhere Kindergartengebühren
Die Kindergartengebühren werden ab 1. Mai 2016 erhöht. Die Erhöhung beträgt 20 Euro monatlich für das erste Kind. Ab dem zweiten Kind beläuft sich die Erhöhung auf 15 Euro. Der Beitrag bleibt voraussichtlich für zwei Jahre konstant.
In der Abfallwirtschaft ergab sich in den Jahren 2011 bis 2015 ein Überschuss von 40 752 Euro. Diesen Betrag will die Gemeinde je zur Hälfte für Kindergarten und Schule verwenden. Wer sich die überschüssigen Gebühren auszahlen lassen will, kann bis zum 20. Mai einen schriftlichen Antrag an die Gemeinde stellen.