
Im Landkreis Haßberge gibt es viele Steinbrüche, die zum Teil auch erwandert werden können. Sie bieten Möglichkeiten zum Spielen, Forschen und Beobachten der Natur. Jeder von ihnen hat dabei seine ganz eigene Geschichte, die ihn besonders macht.
1. Zeilberg: Der größte noch genutzte Steinbruch im Landkreis

Auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach ist der größte noch aktiv betriebene Steinbruch des Landkreises beheimatet. Das Gestein dort ist vor Millionen von Jahren durch einen Vulkanausbruch entstanden. Werktäglich werden 4000 Tonnen Basalt mit 150 Lkw-Touren vom Zeilberg abgefahren. Um den Steinbruch herum gibt es einen knapp vier Kilometer langen Wanderweg.
Der "Steinerlebnispfad" ist als Ausflugsziel für Familien angelegt und verfügt über eine leicht begehbare Strecke sowie über Stationen, die die Sinne anregen sollen, und über Aussichtsplätze, die einen beeindruckenden Blick in die Haßberge erlauben.
Auf dem Rundweg ist es möglich, Steine zu erfühlen, mit Steinen zu spielen, und sogar mit Steinen Klänge zu erzeugen. Außerdem erfahren alle Interessierten etwas über die besonderen Tier- und Pflanzenarten, die im Steinbruch vorkommen. Denn die Felswände und Abraumhalden bieten zum Beispiel eine Heimat für Uhu, Berg-Eidechse, Schillerfalter oder Habichtskraut.
2. Bramberg: Wo Abbrucharbeiten einst die Burg bedrohten

Wer schon immer einmal einen erloschenen Vulkankegel besteigen wollte, kann dies bei Bramberg tun. Auf einem der höchsten Punkte der Haßberge wurde dort einst eine stolze Burg errichtet. Wer zur heute davon noch erhaltenen Burgruine Bramberg wandert, kommt an einem kleinen Stichweg vorbei, der zum dortigen Steinbruch führt.
Von einer "ungewöhnlichen Bedrohung für die Burg" berichtet vor Ort eine Informationstafel: Ab dem Jahr 1930 zerstörten Abbrucharbeiten "von zwei Seiten her die Burg zum Teil", was massive Proteste einer Bürgerinitiative und des Denkmalamts nach sich zog. Daraufhin mussten die Arbeiten im Steinbruch eingestellt werden. Die Natur erobert sich die Flächen seither zurück.
3. Knetzberge und Böhlgrund: Eine Liebeserklärung in Gold

Als "wilde Waldnatur" bezeichnen die Bayerischen Staatsforsten den Bereich rund um die Knetzberge und den Böhlgrund. Der hier anzufindende Naturwald sei Ruheraum, Rückzugsort, Kraftquelle, Naturlabor oder auch Abenteuerspielplatz. Inmitten dieser Idylle lädt tief im Wald seit Kurzem eine Sitzgruppe zum Verweilen ein. Ein kleiner unscheinbarer Pfad führt herab zu einem der vielen kleinen Steinbrüche, die verstreut im Steigerwald zu finden sind.
Die nach der Steinentnahme verbliebene Leere löste bei dem in Eschenau ansässigen Künstler Herman de Vries offensichtlich besondere Emotionen aus: "Love" (Liebe) wurde dort auf seine Veranlassung hin auf einem Felsvorsprung in goldener Schrift aufgebracht.
4. Hermannsberg: Einblick in die harte Arbeit der Steinbrecher

Gut sieben Kilometer trennen die Ortschaften Sand und Oberschleichach. Ein idyllischer Weg verbindet sie und lädt zum Wandern, Erholen und Besinnen ein. Vielleicht auch zum Nachdenken und zu Demut. Denn der Weg ist Steinbrechern gewidmet, jenen Arbeitern, die in früheren Zeiten im Steinbruch auf dem Hermannsberg, oberhalb von Sand gelegen, ihrem Broterwerb nachgingen. Sie arbeiteten an sechs Tagen in der Woche jeweils von 6 bis 18 Uhr und hatten dabei eine durchschnittliche Lebenserwartung von 35 Jahren.
Der auf dem Hermannsberg gewonnene Sandstein war begehrt – zur Herstellung von Schleifsteinen, aber auch für Tür- und Fensterrahmen sowie Figuren. Noch heute finden hier Abbauarbeiten statt. Der direkte Weg zur Abbaustelle ist gesperrt, doch das Umfeld des Steinbruchs lässt sich wandernd erkunden. Informationstafeln ermöglichen, in die Geschichte der Steinbrecher einzutauchen.
5. Buch bei Untermerzbach: Vom Steinbruch zum Tanzboden

Ein Gebiet, in dem Menschen auf historische Spurensuche in ihrer Heimat gehen können, liegt auch bei Buch in der Gemeinde Untermerzbach. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde es als Steinbruch genutzt. Noch heute befinden sich Fischgrätenmuster an manchen Felsformationen, die von den Steinabbautechniken ehemaliger Zeiten zeugen. Das Gelände war später auch ein Tanzboden, im dortigen Keller lagerte Bier. Heute ist es ein spannender Ort für Ausflüge. Eindrucksvolle Steingebilde ziehen Hobbyfotografinnen und -fotografen magisch an.
1956 entdeckte ein Heimatforscher, dass hier einst eine Burg gestanden haben musste, und ließ das Terrain als Bodendenkmal eintragen. Nach Informationen des Hauses der Geschichte in Regensburg wurde das entsprechende Bauwerk, heute als Burgruine Gutenfels bezeichnet, nur ein einziges Mal urkundlich erwähnt, nämlich als es im Jahr 1225 an das Kloster Banz veräußert wurde.
6. Breitbrunn: Hollywood und Präsident Snow lassen grüßen

Es war einer der Aufreger für heimische Kinofans im Jahr 2015: Das eindrucksvolle Porträt von Donald Sutherland nahm in einem Steinbruch bei Breitbrunn Konturen an. Der Schauspieler verkörperte den Präsidenten eines diktatorisch geführten Landes in der Filmreihe "Die Tribute von Panem". Gefertigt haben das steinerne Antlitz die Künstlerin Steff Baur und ihr Partner Sören Ernst.
Eine kurze Sprengung nach fünf Wochen Arbeit und die Szene war im Kasten. Was übrig geblieben ist, ist das in zwei Teile auseinandergefallene Gesicht. Und die Tatsache, dass Breitbrunn für einen kurzen Moment Zentrum eines Kinostreifens war, der in aller Welt zur Aufführung kam.
Wer Sandsteinfertigungskunst in höchster Qualität erleben möchte, braucht von dort aus nicht weit zu laufen. Steff Baur hat in Breitbrunn ein vielleicht noch viel bedeutenderes Werk geschaffen: Einen Kreuzweg, dessen Figuren ein eindrucksvolles Zeugnis davon ablegen, welch wunderbare Symbiose sich aus dem beeindruckenden heimischen Naturmaterial Stein und der hohen Kunstfertigkeit von Menschen ergeben kann.
7./8. Eichelberg und Rauhberg: Sandstein für das Reichstagsgebäude

Wer gerne durch die Wälder bei Burgpreppach streift, stößt abzweigend vom Friedrich-Rückert-Wanderweg auf Orte, in denen ein besonderes Material lagert: Der sogenannte Gelbe Mainsandstein. Entstanden ist er vor über zwei Millionen Jahren. Ein Zeitraum, der in Fachkreisen als Raethium bezeichnet wird, daher auch der weitere Name: Räthsandstein.
Das Material ist sehr witterungsbeständig und lässt sich mechanisch gut verarbeiten. Das Reichstagsgebäude in Berlin wurde damit verkleidet und auch am Rathaus in Hamburg ist der Sandstein zu finden. Inzwischen stillgelegt ist der Steinbruch am Eichelberg, zuweilen noch in Betrieb der am Rauhberg.