Wer in Eltmann Medikamente braucht, hat aktuell noch die Auswahl zwischen zwei Apotheken: Stephan Schmitts Marien Apotheke in der Schottenstraße und Dr. Margit Stäblers Löwen-Apotheke in der Zinkenstraße. Doch das soll sich bald ändern: Am 15. Oktober wird die Marien-Apotheke dauerhaft schließen. Ab dem Jahreswechsel werden dann die Teams beider Häuser gemeinsam die Löwen-Apotheke betreiben. Was dahintersteckt und warum sie sich davon eine Verbesserung der medizinischen Versorgung in Eltmann versprechen, erzählen Schmitt und Stäbler im Gespräch mit dieser Redaktion.
"Wir wollen die Probleme der Zukunft gemeinsam anpacken", fasst Stephan Schmitt das Ziel der Fusion zusammen. Denn die Situation für Apotheken werde immer schwieriger, gerade für kleinere Geschäfte – das hätten auch einige Schließungen in den letzten Jahren im Landkreis Haßberge gezeigt. So trage gerade die Digitalisierung dazu bei, dass das Personal immer mehr zu tun hat. Da wären die E-Rezepte und immer mehr Dokumentationspflichten, die für kleine Teams immer schwerer zu stemmen seien. "Im zwei- bis drei-Mann-Betrieb wird es immer schwieriger, alle Aufgaben abzudecken." Zumal es, wie in vielen Branchen, schwieriger werde, Personal zu finden.
Ein größeres Team soll für mehr Angebote sorgen
Genau hier sehen die Beteiligten den Vorteil einer Zusammenlegung beider Apotheken: "Wir können das auf mehrere Schultern verteilen." Nach Schmitts Einschätzung könne das auch bei einem anderen Problem helfen, das sich besonders während der Corona-Pandemie gezeigt habe. Denn in dieser Zeit hatten gerade kleinere Geschäfte oft Probleme, den Betrieb aufrechtzuerhalten, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quarantäne mussten. Je größer ein Team ist, desto besser auch die Chancen, dass krankheitsbedingte Ausfälle nicht alles lahmlegen.
Ein weiterer Vorteil eines größeren Teams: Mehr Arbeitskräfte machen es auch möglich, mehr Dinge anzubieten, die über eine reine Grundversorgung hinausgehen – und damit konkurrenzfähig zu bleiben. So verspricht das Team "stetig wechselnde attraktive Angebote", einen erweiterten Lieferservice für Medikamente, eine Verbesserung der digitalen Erreichbarkeit, eine Steigerung der Verfügbarkeit der Medikamente sowie "vielfältige pharmazeutische Dienstleistungen". Auch die Öffnungszeiten können damit verlängert werden. War bisher nur ein Betrieb mit Mittagspause möglich, kann die Löwen-Apotheke künftig von 8.15 bis 18.15 Uhr durchgehend geöffnet bleiben.
Margit Stäbler beschreibt neben den Herausforderungen durch die Gesundheitspolitik ein weiteres Problem, das es kleinen Apotheken derzeit schwer macht: Gerade während der Corona-Pandemie seien viele Kundinnen und Kunden, die Kontakte reduzieren wollten, auf Online- und Versandapotheken aufmerksam geworden – und dabei geblieben. "Die Menschen schätzen die persönliche Beratung nicht mehr so wichtig ein, sie ist aber wichtig", so die Apothekerin. "Wir haben auch schon überlegt, ob wir selbst Online-Beratung anbieten wollen."
Wechsel von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis
All das macht deutlich: Die Zusammenlegung der beiden Geschäfte soll nicht mit Entlassungen einhergehen. Wozu auch? Gerade die größere Zahl an Mitarbeitenden sei ja der große Vorteil, der das Unternehmen wettbewerbsfähig machen und erhalten soll. So versprechen Schmitt und Stäbler: "Alle Mitarbeiter werden an ihrem Wohnort weiterbeschäftigt."
"Ich habe dann die Aufgabe, aus zwei Mannschaften eine zu machen", sagt Margit Stäbler und zeigt sich zuversichtlich: "Ich glaube, es wird ein gutes Team."
Und wie soll die Apotheke künftig organisiert sein? Immerhin gibt es mit Stephan Schmitt und Margit Stäbler einen Apotheker und eine Apothekerin, die bisher selbstständig ihre eigenen Läden geführt haben. "Ich wechsle von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis", sagt Stäbler. "Das war zwar erst gewöhnungsbedürftig, aber was die Zukunft angeht, ist es beruhigend."
Weiter arbeiten, aber ohne die wirtschaftliche Verantwortung
Der Plan sieht demnach vor, dass die Marien-Apotheke Mitte Oktober schließt und alle Angestellten zur Löwen-Apotheke wechseln. Margit Stäbler bleibt dort noch bis zum Jahresende die Inhaberin. Ab Januar gehört die Löwen-Apotheke dann Stephan Schmitt, der bereits zwei weitere Apotheken im Landkreis Haßberge hat: die Haßgau-Apotheke in Hofheim und die Löwen-Apotheke in Haßfurt. Die Eltmanner Löwen-Apotheke wird dann zur Filiale dieses Unternehmens, Margit Stäbler bleibt als Filialleiterin.
"Diese Idee von Herrn Schmitt war genial", sagt sie. "Das kam mir sehr entgegen." Denn kürzlich sei sie 64 Jahre alt geworden, da freue sie sich darauf, die wirtschaftliche Verantwortung nun abgeben zu können. Einen möglichen Nachfolger gebe es auch schon: Während Stäblers Kinder mit dem Apotheker-Beruf nichts am Hut hätten, studiere der Sohn von Stephan Schmitt Pharmazie.
Eine sinnvolle Entscheidung – und dennoch ein schwerer Abschied
Und warum ist es die Löwen-Apotheke und nicht die Marien-Apotheke, in der beide Geschäfte zusammengezogen werden? Das habe zum einen mit neuen Mietverträgen in der Schottenstraße zu tun, die schwer zu verhandeln gewesen seien. Dazu kommt, dass das Haus in der Zinkenstraße über einen barrierefreien Zugang verfügt.
Der Schritt, die Marien-Apotheke aufzugeben, ist daher aus Schmitts Sicht absolut sinnvoll. Der Abschied fällt ihm und seiner Frau dennoch nicht leicht. "Wir waren 27 Jahre hier und immer mit Herz und Seele dabei", sagt er. "Das war die erste Apotheke, die ich geführt habe. Und wir haben auch 15 Jahre lang darüber gewohnt."
Abschließend fasst Margit Stäbler die Ziele des neuen, vereinigten Teams zusammen: "Wir möchten einfach Zukunftssicherung betreiben, den Standort sichern für die Stadt Eltmann und langfristig qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung gewährleisten."