Wenn Bernadett Neumeier und ihr Freund Peter Helfrich auf Reisen gehen, darf einer nicht fehlen: Mini-Wohnwagen "Enzi". Das Gefährt begleitet die beiden seit ein paar Jahren auf ihren Urlaubsreisen und ist ein echter Hingucker, oder besser: Ein Bayer auf zwei Rädern. Denn der Mini-Wohnwagen ist – den bayerischen Landesfarben entsprechend – mit weiß-blauen Rauten gemustert. Auf der Rückseite prangt das Bayerische Wappen. Auf der Tür, die ins Innere des Mini-Wohnwagens mit HOH-Kennzeichen führt, grüßt der Fränkische Rechen.
"Die Erstzulassung war 1987", berichtet Bernadett Neumeier. Mini-Wohnwagen "Enzi" feiert somit in diesem Jahr gewissermaßen seinen 35. Geburtstag. Lange Zeit fristete das Gefährt dabei ein Dasein im Garten seines damaligen Besitzers im oberbayerischen Karlsfeld bei München, wo ihn vor vier Jahren schließlich Neumeiers Freund Peter Helfrich entdeckte und zusammen mit Reinhard Ott, einem Freund der Familie, erwarb.
Seine bayerische Lackierung zeichnet Mini-Wohnwagen "Enzi" aus
Der Vorbesitzer habe händeringend nach einem Käufer gesucht, aber den Mini-Wohnwagen aufgrund der auffälligen Lackierung nicht losgebracht, erzählt Neumeier. Eigentlich ist es aber gerade diese, die weiß-blaue Rautenoptik, die den Charme des Gefährts ausmacht. Hinzugesellt hat sich mit dem Besitzerwechsel nun unter anderem der Fränkische Rechen, wodurch der Mini-Wohnwagen jetzt Bayern und Franken auf seinem Gehäuse vereint.
Es ist nicht die einzige Neuerung: Aus dem einstigen "Münchner Kindl" ist der Enzianexpress, respektive "Enzi", geworden. Der Name rühre daher, dass ihr Freund Peter gerne Enzian trinke, erklärt Neumeier. Etwas Schnaps ist daher immer mit an Bord, wenn die beiden mit dem Mini-Wohnwagen aufbrechen. Der Enzian werde dann zum Beispiel als Gipfelschnaps nach einer langen Wanderung genossen, erzählt Neumeier.
Tausende Kilometer hat "Enzi" in den vergangenen vier Jahren nun bereits zurückgelegt. Der Mini-Wohnwagen erkundete mit seinem neuen Eigentümer und dessen Freundin dabei nicht nur Deutschland, sondern zum Beispiel auch Italien, Kroatien, die Insel Elba oder Gibraltar. Eines von vielen weiteren Reisezielen, zu denen "Enzi" unterwegs war, lag im schwedischen Kiruna am Polarkreis.
Ein Wohnwagen im Miniaturformat, der trotzdem alles bietet
Wer mit "Enzi" auf Reisen geht, fällt auf, das steht fest. "Wenn wir auf der Autobahn unterwegs sind, wird gegrüßt oder die Leute lächeln und zeigen Daumen hoch", erzählt Neumeier. Viele würden sich einfach total freuen, wenn sie das "süße Wohnwägelchen" sehen. Oft werde dann von den Leuten vor Ort auch ein Blick ins Innere des Mini-Wohnwagens geworfen und erstaunt festgestellt: "Da ist ja alles drin." Alles heißt in "Enzis" Fall: Sitzecke beziehungsweise Schlafgelegenheit, Kühlschrank, Spüle und sogar ein kleines Separee.
"Alles in Miniatur", sagt Neumeier mit Blick auf die Ausstattung und den Wohnwagen. Dessen Kompaktheit bringt einige Vorteile mit sich. So darf "Enzi" beispielsweise ohne speziellen Anhänger-Führerschein gefahren werden, wie die 26-Jährige berichtet. Auch die Stellplatzsuche gestaltet sich mitunter leichter. An Parkplätzen etwa, an denen Schranken angebracht sind, die nur Fahrzeuge bis zu einer Höhe von zwei Metern zulassen, "da passen wir durch", sagt Neumeier und lacht. "Wir mogeln uns da oft rein."
"Enzi" ermöglicht es den beiden auch, sich fernab der großen Camping-Plätze und viel frequentierten Orte zu bewegen. "Wir würden anders so viel verpassen", sagt Neumeier. Allerdings habe sie der Mini-Wohnwagen auch schon das ein oder andere Mal dazu verleitet, einen etwas zu schwierigen Weg einzuschlagen. "In Kroatien steckten wir plötzlich nachts in einem Waldstück fest, es ging weder vorwärts noch rückwärts, und wir mussten erst einmal abkuppeln", erinnert sie sich.
Eine Werkstatt in Hofheim macht Mini-Wohnwagen "Enzi" wieder fahrtüchtig
Neumeier und Helfrich haben inzwischen so einige Reisen und Abenteuer mit "Enzi" erlebt. Doch vor Kurzem machten sich dann die Reisestrapazen und dessen Alter bemerkbar: Bei einer Überprüfung in einer Werkstatt wurde unter anderem ein Trägerbruch festgestellt. Plötzlich standen die 26-Jährige und ihr Freund vor der Frage: Reparatur oder Neuanschaffung? Viele hätten gesagt, sie sollten sich lieber einen neuen Wohnwagen kaufen, berichtet Neumeier.
Da "Enzi" für die beiden jedoch einen hohen ideellen Wert hat, fiel die Entscheidung anders aus. Die Reparatur des knapp 35 Jahre alten Mini-Wohnwagens gestaltete sich allerdings alles andere als leicht. Wochenlang hätten sie mit Ersatzteilhändlern und Werkstätten telefoniert, berichtet Neumeier. Bis schließlich die Hofheimer Werkstatt, in der "Enzi" gerade wieder flott gemacht wird, auf eine Firma verwies, die dann tatsächlich die benötigten Ersatzteile eigens für den Eribelle-Wohnwagen anfertigte.
"Obwohl uns viele für verrückt erklärt haben und wir auch zwischendurch selbst immer mal wieder an unserem Entschluss gezweifelt haben, sind wir froh, uns so entschieden zu haben, und freuen uns, dass nun im Lauf der letzten Tage die Ersatzteile geliefert wurden", berichtet Neumeier. Auch das Innere des Mini-Wohnwagens soll noch einer Frischzellenkur unterzogen werden. Einiges können sie und Helfrich mit Unterstützung der Familie bei der Reparatur selbst in die Hand nehmen. Trotzdem werden sich die Kosten wohl insgesamt auf etwa 5000 bis 7000 Euro belaufen.
Neumeier hat "Enzis" Reparatur zu ihrem persönlichen Projekt gemacht, das sie im Rahmen einer Weiterbildung zur Werklehrerin auch ganz offiziell betreut und dokumentiert. "Wenn unser 'Enzi' noch drei bis vier Jahre hält, wären wir damit schon absolut glücklich", sagt sie. Im August soll es mit dem Mini-Wohnwagen wieder losgehen, vorausgesetzt bis dahin klappt alles mit der Reparatur und der Abnahme durch den TÜV et cetera. "Enzis" nächstes Reiseziel wäre dann erneut Skandinavien, zu den Lofoten soll es diesmal gehen.