Corona machte in den vergangenen zwei Jahren nicht nur den Urlaubsplänen der Menschen aus der Region einen Strich durch die Rechnung, sondern sorgte auch für Flaute in den Reisebüros. Doch mit dem Abflachen der Omikron-Welle und den gelockerten Reiseregeln steigt die Urlaubslust der Haßbergler.
Aber boomt die Reisebranche wieder? Oder verhindern Virus und Ukraine-Krieg weiterhin den Traumurlaub? Die Redaktion hat bei Reisebüros und -unternehmen in der Region nachgefragt, wohin es die Menschen dieses Jahr in den Urlaub zieht, was sich mit Pandemie und Krieg verändert hat und ob Reisen teurer geworden ist.
Große Reiselust nach zwei Jahren Corona-Stillstand
Für Julia Kundmüller fühlt es sich an wie ein Neustart. Die Inhaberin des Reisebüros "Touristik & MEER" am Eberner Marktplatz musste ihr Geschäft aufgrund von Corona teilweise monatelang schließen. Ob eine Rundreise durch Amerika oder Strandurlaub auf den Malediven – wegen der Reisebeschränkungen in etlichen Ländern konnte die 38-Jährige ihre Produkte schlichtweg nicht verkaufen. "Das war für uns wie ein Schlag ins Gesicht", berichtet sie. Doch nun scheint Besserung in Sicht.
Seit Februar steige die Nachfrage nach Urlaubsreisen. Beliebte Ziele für einen Badeurlaub sind laut Kundmüller in diesem Jahr vor allem Italien, Griechenland und die Türkei. "Das ist leicht machbar ohne große Corona-Einschränkungen." Reisen in warme Regionen werden gerne wieder gebucht. "Die Leute haben zwei Jahre Urlaub im eigenen Land gemacht. Jetzt wollen sie doch wieder nach Griechenland an den Strand, wo sie auch eine Wettergarantie haben."
Ähnliche Erfahrungen macht auch Klaus Reuß, Inhaber des "BEST Franken Reisebüros" in Haßfurt: "Alles Europäische, wie beispielsweise die griechischen Inseln, Spanien oder auch die Balearen, liegt im Trend." Außerdem steige langsam wieder die Nachfrage nach Fernreisen.
Hoher Beratungsaufwand wegen Corona
Parallel zur Nachfrage gestiegen ist laut Kundmüller aber auch der Beratungsaufwand. Wer geboostert sei, könne zwar mittlerweile wieder in fast jedem Land Urlaub machen. Dennoch: "Die Kunden sind wegen Corona verunsichert und haben viele Fragen", berichtet sie. Schnell fest stehe zwar das Reiseziel und in welches Hotel es gehen soll. Die Beratung für die passende Versicherung oder einen Tarif, mit dem Kundinnen und Kunden bis kurz vor Reisebeginn stornieren können, dauere jedoch wesentlich länger. Einen gigantischen Reiseboom gebe es zwar weiterhin nicht, doch der Nachholbedarf nach zwei Jahren Pandemie sei definitiv da. "Die Leute möchten auf jeden Fall in den Urlaub", sagt Kundmüller.
Das bestätigt auch Klaus Wichler, Geschäftsführer von "Frankenland Reisen" aus Burgpreppach. Bekannt ist das Unternehmen in der Region vor allem für seine Kunst-, Kultur- und Eventreisen sowie betreute Gruppenreisen im Bereich der sogenannten Best Ager, also Personen ab 50 Jahren. Ebenso wie Kundmüller spricht er nicht von einem Boom, aber von einer gestiegenen Nachfrage.
Urlaub im eigenen Land bleibt Klassiker
"Die ersten Reisen können wir wieder mit guter Auslastung durchführen", berichtet der 56-Jährige. Italien, Skandinavien und Österreich sind bei seinen Kundinnen und Kunden in diesem Jahr beliebte Reiseziele. Auch der Urlaub im eigenen Land bleibe ein Klassiker. Während die Nachfrage für Gruppenreisen mit dem Bus und den Kreuzfahrten bei Wichler steige, würden Gruppenflugreisen – anders als bei Kundmüller und Reuß – noch eher zögerlich gebucht werden.
Vorsichtig seien Kundinnen und Kunden derzeit auch bei Reisen, die in Richtung des Baltikums gehen - aus Sorge wegen des Ukraine-Krieges. Einige Reisen habe Wichler außerdem aus dem Katalog genommen, beispielsweise Kreuzfahrten nach Usbekistan oder auf der Seidenstraße sowie Russlandrundreisen mit dem Bus.
Generell hätte sich die Art Urlaub zu machen in den vergangenen Jahren geändert. "Die Leute möchten Sicherheit, sich umsorgt fühlen", erklärt Wichler. "Bei Busreisen sind das beispielsweise kleinere Gruppen, die Abholung an der eigenen Haustüre und eine Reisebegleitung."
Ein Hotel nur für Erwachsene, ein Zimmer mit Zugang zum Pool – das wird häufiger gefragt als vor der Pandemie, berichtet auch Kundmüller. "Wenn die Leute reisen, dann möchten sie es auch besonders schön haben."
Spontanität steht auf der Tagesordnung
Kundinnen und Kunden sind außerdem umweltbewusster geworden und gehen sparsamer mit Ressourcen um, berichtet Reuß. "Statt mehrerer Kurzurlaube buchen die Leute lieber einen dreiwöchigen Urlaub oder reisen mit der Bahn an." Auch die Art, wie Kundinnen und Kunden ihre Reise planen, habe sich verändert. Spontanität stehe auf der Tagesordnung. "Mehr als die Hälfte der Kunden bucht relativ kurzfristig, um das Risiko der Stornierung zu minimieren."
Dass die Pandemie in der Reisebranche gewaltige Spuren hinterlassen hat, das merken Kundinnen und Kunden auch im Geldbeutel. Flugverbindungen wurden gestrichen, Hotels mussten schließen – der Markt wurde verknappt. Dadurch, dass die Nachfrage nun wieder steigt, steigen auch die Kosten, berichtet Reuß.
Kosten für Mietwägen sind gestiegen
Gerade für Mietwägen seien die Kosten explodiert. "Hier raten wir dazu, den Mietwagen von Deutschland aus zu buchen", sagt Reuß. Dadurch seien die Kunden nach deutschem Recht abgesichert und überleben keine böse Überraschung am Urlaubsort.
"Obendrauf kommt jetzt noch die Inflation und die Treibstoffentwicklung", sagt Kundmüller. Aktuell müssten Airlines teilweise Umwege fliegen, weil sie wegen des Ukrainekrieges nicht mehr ihre gewohnten Flugrouten fliegen können, so die 38-Jährige. "Bisher haben Veranstalter und Airlines die Preise noch nicht an die Kunden weitergegeben", merkt auch Reuß an. Zukünftig rechne er wegen steigender Kerosinpreise aber mit Mehrkosten für Flugreisende.
Kundmüller blickt derweil "vorsichtig positiv" in die Zukunft. "Wir sind über jeden Kunden dankbar", macht sie klar. Die 38-Jährige hofft darauf, dass ein erneuter coronabedingter Rückschlag im Herbst ausbleibt. "Es ist wichtig, dass die Reisen, die Menschen buchen, auch stattfinden können", sagt sie. "Wenn wieder viel storniert wird, dann war alle Arbeit umsonst."