"Land unter" hieß es am Sonntag im Landkreis Haßberge. Vor allem das Maintal war stark von Straßenüberschwemmungen und Wasser in Gebäuden betroffen. Auch im nördlichen Landkreis breiteten sich stellenweise die Fluten aus. Im Minutentakt trafen ab 17.30 Uhr bei der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt rund 70 Notrufe ein.
Brennpunkt war die Gemeinde Theres. Zusammen mit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) wurde ein Lagezentrum im Feuerwehrhaus Obertheres eingerichtet. Allein hier mussten 46 Einsätze abgearbeitet werden.
Blitzeinschlag im Wagenhäuser Weg in Untertheres
Neben den Hochwassereinsätzen kam kurz vor 17.45 Uhr auch noch die Meldung über einen Dachstuhlbrand durch Blitzschlag im Wagenhäuser Weg in Untertheres. Glücklicherweise erwies sich hier das Geschehen als vergleichsweise harmlos. Wie Kommandant Tobias Hömer sagte, schlug der Blitz an der Spitze des Hausgiebels ein. Die Bewohner des Einfamilienhauses berichteten von einer Flamme, die am Anfang sichtbar war. Im Inneren des Dachstuhls wurden jedoch nur aufgrund der Hitzeentwicklung Plastikteile verschmort. Die Feuerwehr kontrollierte den Dachbereich mit der Wärmebildkamera und konnte schon bald Entwarnung geben.
Weiterhin war die ehemalige Bundesstraße 26 von Überschwemmungen betroffen. Besonders die Ortsdurchfahrt von Obertheres stauten sich die Wassermassen. Hier und in der Bucher Straße drückte die Gewalt des Wassers Kanaldeckel in die Höhe, so dass die Straßen zeitweise komplett gesperrt werden mussten. Daneben waren unzählige Keller und Gebäude teilweise bis zu eineinhalb Meter unter Wasser. Mit Schwimmsauger, Tauchpumpen und Wassersauger rückten die Feuerwehrler der Verwüstung zu Leibe. Viele Keller verwandelten die Niederschläge in eine Schlammwüste. Gerätschaften wurden zerstört, Plastik-Heizöltanks schwommen auf dem Wasser. Zumindest hier verlief alles glimpflich. Die Tanks hielten dicht und Tests durch die Feuerwehr ergaben, dass das Wasser nicht mit Öl verunreinigt war.
"Der Regenmesser in meinem Garten hat 40 Liter je Quadratmeter angezeigt und das in nur einer halben Stunde", sagte ein betroffener Anwohner. Für ihn wie auch für viele andere Oberthereser Bürger war das die zweite große Flutwelle innerhalb von fünf Jahren. Zwischendurch gab es auch kleinere Überschwemmungen, aber das jetzige Ereignis sprengt den Rahmen des Dagewesenen.
Bürgermeister Schneider spricht von "Katastrophe"
"Das ist eine Katastrophe", beschrieb Bürgermeister Matthias Schneider seine Eindrücke. Das Gemeindeoberhaupt machte sich an einigen Einsatzstellen selbst ein Bild der Lage. Für die Zukunft könne nur Abhilfe geschaffen werden, wenn alle Eigentümer der Flurstücke am Riedengraben an einem Strang ziehen. Von dort aus, nordwestlich des Dorfes, kommen nämlich die Wassermassen.
Der Entwässerungsgraben kann die Flut nicht aufnehmen, Felder werden überschwemmt und die dreckig-braune Brühe läuft dann in das Wohngebiet. Am Sonntag rissen die Fluten sogar eine kleine Holzbrücke über den Riedengraben mit.
Rund 130 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Obertheres, Untertheres, Buch, Gädheim-Ottendorf, Greßhausen, Horhausen, Wonfurt, Steinsfeld und Haßfurt sowie die speziell für solche Einsätze ausgerüstet Stettfelder Wehr waren stundenlang in Obertheres im Dauereinsatz. Auch der Bauhof der Gemeinde Theres war in das Geschehen mit eingebunden.
Am Tag danach geht die Arbeit weiter
Erst um 1 Uhr in der Nacht konnte Kommandant Dominik Mroz das Feuerwehrhaus zuschließen. Zumindest vorübergehend, denn nach der Flut ist vor der Flut. "Wir werden auch heute noch den ganzen Tag brauchen, um unsere Gerätschaften zu reinigen", sagte der Einsatzleiter am Montag. Weiterhin lobte Mroz alle Beteiligten: "Ich bin einfach nur stolz auf meine Feuerwehrfrauen und -männer. Es war sich keiner zu Schade, im tiefsten Morast herumzukriechen, jeder hat bis zum Schluss mit angepackt. Auch die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Feuerwehren war sehr vorbildlich".
Weitere Unwettereinsätze für die Feuerwehren gab es in Knetzgau und den Ortsteilen Westheim, Hainert, Unterschwappach und Wohnau. Hier liefen ebenfalls Keller voll und Straßen wurden überflutet.
Spfr. Steinsfeld kämpfen mit den Wassermassen
Genauso hatte es Wonfurt und Steinsfeld getroffen. In dem Wonfurter Ortsteil stand sogar das Sportheim unter Wasser, außen herum bildete sich eine Seenlandschaft. In Sailershausen meldete ein Anrufer bei der ILS eine angebliche Flutwelle, die das Dorf überrollt haben soll. Wie Haßfurts 2. Kommandant Julian Weidinger berichtete, war das aber nicht der Fall. Lediglich in der Wanderstube stand das Wasser einen Zentimeter hoch. Weiterhin wurde ein Keller überschwemmt, wobei allerdings der Hausbesitzer selbst Hand anlegte und keine Hilfe der Feuerwehr benötigte.
Im Maintal, Obertheres ausgenommen, waren die Feuerwehren aus Wohnau, Knetzgau, Westheim, Eschenau, Unterschwappach, Sailershausen, Dampfach, Wonfurt und Steinsfeld im Einsatz. Auch das Technische Hilfswerk (THW) Haßfurt leistete Hilfe und lieferte 500 Sandsäcke nach Hainert und Knetzgau.
Nördlicher Landkreis ebenfalls betroffen
Im nördlichen Landkreis waren die Feuerwehren aus Geroldswind, Todtenweisach, Eckartshausen, Dürrenried, Altenstein, Pfaffendorf, Ermershausen, Maroldsweisach, Fitzendorf, Gemeinfeld, Burgpreppach, Hafenpreppach und Wasmuthhausen gefordert. Neben Gebäuden und Nebenstraßen unter Wasser wurde hier auch die Bundesstraße 279 überschwemmt. Maroldsweisachs Kommandant André Grüner berichtete, dass der Abschnitt zwischen Todtenweisach und Pfaffendorf für zwei Stunden für den Verkehr komplett gesperrt gewesen sei.