Starkregen in den vergangenen Jahre verursachte in weiten Teilen von Obertheres immer wieder starke Erosionsschäden. Besonders vom Riedengraben aus, der nördlich von Obertheres liegt, kommen oft große Wassermassen. Zuletzt gab es im Juni 2016 große Überschwemmungen des östlichen Wohngebietes von Obertheres, bei denen die Feuerwehr und das THW gefordert waren, um größere Schäden zu vermeiden.
Um in Zukunft etwas daran zu ändern, fand kürzlich eine Auftaktveranstaltung der bayernweiten Initiative "boden:ständig" in der Flur am Riedengraben statt. Zumindest ein Landwirt war der Einladung gefolgt und informierte sich zusammen mit Bürgermeister Matthias Schneider, Vertretern des Amtes für ländliche Entwicklung (AlE) Unterfranken und des Maschinenrings Haßgau vor Ort über Umgestaltungsmöglichkeiten. Joachim Omert vom AlE stellte die beauftragten Fachbüros vor: Robert Vandré (Schmidt & Partner, Goldkronach) sowie Helmut Döhler und Hans Koch (Döhler Agrar, Untermerzbach).
"Der Errosionsteufel hat hier seine wahre Freude", beschrieb Helmut Döhler den Zustand der Böden im Bereich des Riedengrabens. Mit Muschelkalk und Keuper sei der Untergrund schon sehr errosionsfreudig. Auch seien in den 1970er Jahren bei der Flurbereinigung einige Dinge gemacht worden, die aus heutiger Sicht kontraproduktiv waren. Wie auch an vielen anderen Orten gebe es dort in der Landwirtschaft einen hohen Sommerrungenanteil, also zum Beispiel den Anbau von Mais und Zuckerrüben. Die Böden blieben trocken, Regentropfen auf der Oberfläche hängen und versickerten nicht.
"Im Zeitraum 2005 bis 2015, also in zehn Jahren, gab es mit 119 Hitzetagen genauso viele wie in den darauffolgenden vier Jahren", beschrieb Hans Koch die regionale Wetterentwicklung. Einen Hitzetag definiert der Deutsche Wetterdienst mit einer Temperatur von über 30 Grad. Man wolle das Vertrauen der Landwirte gewinnen und zusammen mit ihnen individuelle Maßnahmen erarbeiten und ausprobieren. Wenn diese dann von Erfolg gekrönt seien, könne man sie auf die Fläche ausweiten, so der Diplom-Agraringenieur.
In der Landwirtschaftsstruktur könne man viel machen, sagte Hans Koch. Zum Beispiel mit Erosionsschutzstreifen, für die es auch Fördermöglichkeiten des AlE gebe. Diese können dauerbegrünt sein oder es können Hecken darauf stehen. Aber auch blühreiche Ackerfrüchte, die sich gut einfügen, seien denkbar.
Nach Meinung der Fachleute ist sogar ein erstes Projekt relativ leicht und schnell umzusetzen. Ein Grundstück der Gemeinde könne man derart umgestalten, dass der Wasserfluss im Riedengraben nach einem Starkregen abgebremst werde. Das brach liegende Land mit Büschen und Bäumen könnte im oberen Teil des Grabens angehoben werden, so dass das Wasser in der umliegenden Fläche versickern könne. Mit einem niedrigen Erdwall auf dem Grundstück werde gleichzeitig dafür gesorgt, dass das Wasser die umliegenden Felder nicht überschwemme. Auch durch Bewuchs im Riedengraben selbst werde das Wasser abgebremst, so dass es den Einlass in den Kanal nicht zu stark belaste.
Gemeinsam wolle man nun in Einzelgesprächen mit den betroffenen Landwirten Lösungen präsentieren und erarbeiten, sagte Bürgermeister Matthias Schneider. Das Unwetterereignis im Jahr 2016 hat auch beim Gemeindeoberhaupt einen starken Eindruck hinterlassen: "Wir müssen versuchen, in Zukunft die Überflutung des Wohngebietes zu verhindern."