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Kreis Haßberge
Umstrittene Fußball-WM in Katar: Das denken die Menschen aus dem Landkreis Haßberge darüber
Im Vorfeld der Veranstaltung gibt es viel Kritik am Gastgeberland. Sechs Personen aus der Region erzählen, was sie von der WM im Wüstenstaat halten und ob sie die Spiele schauen.
Umstrittene Fußball-WM in Katar: Das denken die Menschen aus dem Landkreis Haßberge darüber
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Die Fußballweltmeisterschaft 2022 steht vor der Tür. Und bald schon kickt das Team der deutschen Mannschaft den Ball über den Rasen, beim ersten Spiel gegen Japan am 23. November. Doch trüben die politischen und ethischen Bedenken die Vorfreude auf die Veranstaltung? Und verfolgen die Haßberglerinnen und Haßbergler die Spiele überhaupt? Diese Redaktion hat mit sieben Personen aus der Region gesprochen.

1. Cynthia Derra findet, dass durch die WM ein Zerrbild von Katar entsteht

'Das sportliche Ereignis steht im Gegensatz zur gelebten Wirklichkeit', sagt Cynthia Derra.
Foto: Wolfgang Aull | "Das sportliche Ereignis steht im Gegensatz zur gelebten Wirklichkeit", sagt Cynthia Derra.

Cynthia Derra wohnt in den Heiligen Ländern, ist politisch engagiert und begleitet das Amt einer Kirchenvorsteherin in der lutherisch-protestantischen Kirchengemeinde Gleisenau. Dass die Fußballweltmeisterschaft in Katar stattfindet, stößt bei ihr auf keine Begeisterung. "Ich bin kein großer Fußballfan, daher ist es mir grundsätzlich gleich, wann wer wo herumkickt." Doch das sportliche Ereignis, die Begeisterung und Faszination, die über die Bildschirme der Welt flimmern, all das steht laut Derra im Gegensatz zur dort gelebten Wirklichkeit. Das Fußballereignis geht vorüber, in so manchen Köpfen bleibt aber vermutlich die Erinnerung an ein grandioses Ereignis. Ein Zerrbild, von dem wir nicht wissen, wohin es führt, so Derra.

2. Kareem Aldbiyat sorgt sich, dass die Arbeiter ungerecht behandelt werden

Kareem Aldbiyat macht sich Sorgen um die Arbeiter, die am Bau des Stadions in Katar beteiligt waren.
Foto: Wolfgang Aull | Kareem Aldbiyat macht sich Sorgen um die Arbeiter, die am Bau des Stadions in Katar beteiligt waren.

Aldbiyat hat in Syrien internationale Beziehung und Diplomatie studiert, kam vor sieben Jahren nach Deutschland und ist Schichtarbeiter in einem Sicherheitsbetrieb. Ihn interessiert die Weltmeisterschaft. Als Kind hat er mit großer Leidenschaft Fußball gespielt, hier in Deutschland jedoch noch nicht die Zeit gefunden, sich mit dieser Sportart weiter auseinanderzusetzen. Grundsätzlich ist es ihm egal, wo die WM stattfindet, berichtet er.

Doch er fragt sich, was mit dem Stadion passiert, nachdem die Weltmeisterschaft vorbei ist. Er fühlt mit den Arbeitern, die am Bau beteiligt waren, die unter härtesten Arbeitsbedingungen für geringen Lohn gearbeitet hätten, und womöglich gestorben sind. "Gesundheit kann nicht zurückgebracht werden", sagt Aldbiyat. Und: "Wäre es in diesem reichen Land nicht möglich gewesen, sinnvollere Projekte zu verfolgen und bessere Löhne zu zahlen?"

3. Karl Weißenberger kann sich nicht auf die Fußballspiele freuen

'Die äußeren Umstände der WM sind ein Wermutstropfen', findet Karl Weißenberger.
Foto: Wolfgang Aull | "Die äußeren Umstände der WM sind ein Wermutstropfen", findet Karl Weißenberger.

In Karl Weißenbergers Brust schlagen zwei Herzen: der Oberschwappacher ist fest eingebunden in die Flüchtlingsarbeit und er koordiniert die Ukrainehilfe in der Gemeinde Knetzgau.  Er hat Hochachtung vor dem Wertesystem, das die westliche Kultur auszeichnet. Für Weißenberger steht das im deutlichen Widerspruch zu dem, was man aus dem Gastgeberland in Sachen Freiheit und Toleranz hört. "Kann man sich dort als Gast wohlfühlen, geht man dort freiwillig hin?", fragt er sich. Er sieht gerne beim Fußball zu. Aber: So richtig freuen auf die kommenden Spiele kann er sich nicht. "Die äußeren Umstände sind einfach ein Wermutstropfen."

4. Thomas Ort boykottiert die WM und lässt den Fernseher ausgeschaltet

'Unmöglich, dass so ein Event in die Adventszeit fällt', sagt Thomas Ort.
Foto: Wolfgang Aull | "Unmöglich, dass so ein Event in die Adventszeit fällt", sagt Thomas Ort.

Thomas Ort ist eingefleischter Fußballfan. 370 Spiele des FC Bayerns hat er schon live gesehen. Er ist gläubiger Christ und politisch engagiert, mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Sozialwohl. Er ist entsetzt gewesen, als klar wurde, dass die WM in Katar stattfindet, erzählt er. Seitdem ist für ihn klar: Er wird kein Spiel verfolgen. Einfach unmöglich ist laut Ort aus christlicher Sicht, dass ein solches Event in die Adventszeit fällt und massiv die Anstrengungen zu nachhaltiger Lebensweise konterkariert. Ort weiß, dass er als Einzelperson auf die Vergabeentscheidung keinen Einfluss nehmen konnte. Um ein Zeichen zu setzen, lässt er jedoch den Fernseher ausgeschaltet – für eine geringere Einschaltquote während der Fußballspiele.

5. Tobias Reßmann findet es schade, dass die WM im Winter stattfindet

'Eine ganz andere Euphorie' entwickele sind bei einer WM im Sommer, meint Tobias Reßmann.
Foto: Wolfgang Aull | "Eine ganz andere Euphorie" entwickele sind bei einer WM im Sommer, meint Tobias Reßmann.

Der Eltmanner Tobias Reßmann ist selbst ehemaliger Fußballer und Vorsitzender der Zabelstein Runners. Wenn er sich vor dem Bildschirm auf das Spiel konzentriere, sagt er, blieben alle Probleme rund um den Sport ausgeblendet. Was für ihn aber nicht heiße, dass ein humanes, faires Umfeld nicht für alle Sportaktivitäten – gleich, ob Hobbysport oder bei den Profis – eine Selbstverständlichkeit sein müsse. "Ich möchte Vorbild sein für die Jugend, keinesfalls dürfen ethische Werte auf den Opfertisch von Gier, Profit und Korruption gelegt werden."

Zur Weltmeisterschaft nach Katar würde er schon allein aus diesem Grund der Nationalmannschaft keinesfalls nachreisen. Und dass die WM in den Wintermonaten stattfindet, sei schlicht und einfach "schade". Im Sommer entwickle sich in der Fangemeinde "eine ganz andere Euphorie".

6. Herbert Nölscher wird sich keines der WM-Spiele anschauen, auch wenn es ihm schwerfällt

Die Seele des Sports sei für die WM in Katar geopfert worden, findet Herbert Nölscher.
Foto: Wolfgang Aull | Die Seele des Sports sei für die WM in Katar geopfert worden, findet Herbert Nölscher.

Herbert Nölscher ist, wie man landläufig sagt, ein Fußballnarr: bekennender "Clubberer" und Vorsitzender der Clubfreunde Eltmann. Er liebt die Atmosphäre in den Fußballstadien. Für ihn sei es ein absolutes Highlight gewesen, das Spiel Argentinien gegen Mexiko bei der Weltmeisterschaft in Deutschland live erlebt zu haben. Er fühle sich einfach wohl in der Gesellschaft, unter Gleichgesinnten, unter Seelenverwandten.

"Bei dieser Weltmeisterschaft werde ich mir kein einziges Spiel anschauen."
Herbert Nölscher

Und genau dies sei auch das Problem, das er mit der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft in Katar habe: ein Land, das überhaupt keine Fußball-Liga hat. Dort treffe man keine Sportsfreunde, sondern Funktionäre. Die Seele des Sports sei geopfert worden. Lieber eine Rolex am Arm als Enthusiasmus im Fanblock. Enttäuscht habe er bereits kurz nach Bekanntgabe des Austragungsortes eine der schwersten Entscheidungen seines Lebens öffentlich gemacht: "Bei dieser Weltmeisterschaft werde ich mir kein einziges Spiel anschauen."

 
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  • R. B.
    Teil2: Bei der Vergabe an Katar ging es schlichtweg um Geld und Macht, wie bereits in den vergangenen Jahren durch die mächtige FIFA. Wenn man einen Boykott hätte erreichen wollen, dann zu Beginn der Vergabe und nicht jetzt wo der Ball ab Sonntag rollt. Teilnehmende Nationen, auch Deutschland hätten sich verweigern können, in Katar teilzunehmen; getan hat dies keiner. Deshalb ist es für mich verlogen, jetzt zu Beginn die große Hysteriewelle auszupacken. In manchen arabischen Ländern werden heute noch Frauen gesteinigt und Homosexuelle erhängt, ein für uns barbarisches Verhalten. Diese Leute leben streng nach ihrer Religion, welche sie für Ihre Anschauung extrem auslegen. Die Menschen in diesen Ländern müssen ihre eigene Geschichte prägen, ob dieser Weg die Demokratie sein wird, weiß ich nicht. Aber jedes Land ob seiner Umstände zu sanktionieren, trifft ohnehin nur die Bevölkerung und insbesondere die Armen, niemals Jene, welche man eigentlich verwunden will.
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  • R. B.
    Teil1:Im Iran reißen sich die Frauen demonstrativ die Kopftücher herunter, während vor noch nicht all zu langer Zeit in Deutschland die "Bessermenschen" dafür demonstrierten, dass Frauen hier mit Kopftuch z.B. auch in die Universitäten besuchen dürfen. Zuvor hatten die gleichen "Bessermenschen" dafür gesorgt, dass die Kruzifixe aus den Schulen und Hörsälen verschwinden mussten. Machen Sie einmal eine Umfrage unter hier lebenden Muslimen wie sie zu Homosexualität und Transgendern stehen, das Ergebnis wird sie glatt umhauen. Da wird eine WM in ein Land vergeben, in dem mittelalterliche Gepflogenheiten vorherrschen und nun zu Beginn der WM sind alle fassungslos hinsichtlich dieser Zustände. Was für eine Heuchelei. Wir müssen endlich aufhören, in jedem Land dieser Welt unsere westlichen Standards einzufordern, das ist überheblich und arrogant. Selbstverständlich darf und muss man über das Thema Menschenrechte reden, aber man kann nicht erwarten, dass sich das von heute auf morgen ändert.
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  • C. B.
    Ich bin persönlich der Meinung dass uns das überhaupt nichts angeht. Jedes Land hat seine eigene Kultur, selbstverständlich ist das in den arabischen Ländern etwas gegen unsere Mentalität, aber wer sind wir dass wir versuchen den muslimischen Glauben zu regulieren. Aber wir haben auch in Deutschland diverse kulturelle Gegebenheiten bei denen sich andere Länder die Kopfschütteln. Ich finde das auch etwas lächerlich wenn die Bayern mit ihren Lederhosen rum rennen.
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  • K. F.
    mir geht der fußball dieses mal gelinde gesagt auch am hut vorbei. diese verbrecherbande in kathar muss man nicht unterstützen. hoffentlich sind die spiele der deutschen mannschaft zu unchristlichen zeiten in der nacht, damit sie niemand anschaut!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    ich werde boykottieren. Zugegeben, mir fällt es nicht schwer auf den korrupten Bezahlfußball zu verzichten.
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  • M. S.
    Wir regen uns über die Arbeitsverhältnisse der Arbeiter beim Bau der Anlagenauf in den Land,bin gestern um die Mittagspause an der Baustelle Solarpark in Lendershausen vorbei gefahren,da saßen die Arbeiter in ihren Pkws und hinten in den Kofferräumen und habe ihre Brotzeit aus ihrer Tasche gegessen wie vor 50 Jahren bei uns die Bauarbeiter auf kleinen Baustellen, das ist bestimmt auch nicht Menschenwürdig.
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  • J. Z.
    Das kann mann jetzt aber auf keinen Fall mit Katar vergleichen ! Und wenn die gewollt hätten könnten die auch zu nem Metzger fahren und dort essen.
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  • S. K.
    wollen Sie das ernsthaft mit den Zuständen in Katar vergleichen?
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