Wer derzeit an eine Tankstelle fährt, kann sich schon im Voraus darauf einstellen, dass es teuer wird. Denn kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Spritpreise. Dieser war so massiv, dass nun auch die Bundesregierung mit einem Entlastungspaket gegensteuern will. Eine Umfrage zeigt, was Menschen im Landkreis Haßberge von den hohen Benzin- und Dieselpreisen halten.
Roswitha und Friedrich Hümmer, Tankstelle Hümmer, Kirchlauter
"Unsere Kunden sind zwar geschockt und verärgert über die horrenden Preise, wissen aber, dass wir als Tankstellenbetreiber nichts dafür können und schimpfen nicht auf uns, sondern zeigen sich verständnisvoll.
Sie tanken aber weniger und achten mehr auf das Geld. Die Leute müssen trotzdem zur Arbeit fahren, da es auf dem Land fast keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Die Landwirte, die viele Tanks und landwirtschaftliche Fahrzeuge zu füllen haben, leiden sehr. Einige machen sich sorgen, wie sie das mit der Ernte im Spätsommer hinbekommen. Wir als Tankstellenbesitzer sind immer sehr bemüht, je nach Möglichkeit unseren Kunden einen fairen Preis anzubieten."
Ilker Martin Özalp, Haßfurt
"Als Familienvater dreier Kinder trifft einen die Energiekostenerhöhung, insbesondere auch die exorbitante Steigerung der Spritkosten, hart, da man notwendigerweise Versorgungs-und Erledigungsfahrten, zum Beispiel Einkauf oder Arzttermin, zu tätigen hat. Wir unternehmen sowieso meist nur die nötigsten Fahrten. Für eine derart hohe Energiekostensteigerung gibt es keinen plausibel erklärten Grund. Man fühlt sich schon geschröpft und ,abgezockt'."
Isabella Gretzer, Altershausen
"Für die Preisentwicklung aufgrund der aktuellen Lage habe ich bedingt Verständnis. Aber warum hat nur Deutschland solche extrem hohen Preise? Andere Länder zeigen uns, dass trotz Erhöhung der Sprit wesentlich günstiger ist als bei uns. Das soll uns doch bitte mal jemand erklären."
Anton Gerstenkorn, Ebern
"Als Unternehmer und Maler- und Stuckateurmeister in vierter Generation sehe ich die hohen Energiepreise als zusätzliche Herausforderungen. Die Mehrkosten müssen wir auf den Kunden beziehungsweise Endverbraucher umlegen. Im Bundesverband unseres Handwerks wird diskutiert, wie man das am besten umlegt, durch Anfahrtspauschalen oder auf die Einheitspreise. Bei unseren Zulieferern zahlen wir für die Materialien deftige Zulagen auf die Einkaufspreise.
Glücklicherweise arbeiten wir überwiegend regional, so dass wir kurze Wege haben. Bei großen Aufträgen können wir aufgrund der stetigen Preiserhöhungen nur ganz schlecht kalkulieren. Die dreimonatige Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe ist zwar gut gemeint, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein."
Florian Zang, Untermerzbach
"Ganz klar, die Spritpreise sind sehr hoch. Gerade für Pendler und Vielfahrer wird die Belastung immer größer. Deshalb ist es absolut richtig, dass der Staat reagiert und die eh schon hohen Steuern zumindest vorübergehend senkt. Auf dem Land lässt es sich einfach ohne Auto schlecht leben. Ich für meinen Teil bin zum Glück eher weniger betroffen, da meine Arbeitsstelle mit dem Fahrrad zu erreichen ist."
Marion Müller, Höchstädten
"Durch diese Erhöhung ist eine Preisspirale nach oben in Gang gesetzt worden, deren Ende nicht abzusehen ist. Jeder Bereich ist davon massiv betroffen. Alle Lieferanten unserer Metzgerei erheben pro Lieferung neben den sowieso schon massiv gestiegen Einkaufspreisen Energie- und Speditionskostenzuschläge.
Bei uns in der Landwirtschaft sieht es so aus, dass jetzt gerade die Zeit für Feldarbeiten ist und wir unseren 3000 Liter Tank mit Diesel zum doppelten Preis im Vergleich zum Vorjahr füllen mussten. Auch die Futtermittelkosten steigen ins Unermessliche. Für Landwirte wie uns, die noch Milchvieh halten, ist es existenzbedrohend, weil die steigenden Kosten nicht weitergegeben werden können. Der Landwirt muss für seine Milch und anderen Erzeugnisse nehmen, was er bekommt. Mal schauen, wieviel bäuerliche Betriebe durchhalten oder doch aufgeben müssen. Die Senkung der Energiesteuer für nur drei Monate bringt gar nichts, es muss schnellstens eine dauerhafte Entlastung her."
Jürgen Heinl, Sylbach
"Durch meinen Job im Außendienst einer Bäckerei bin ich beruflich sehr viel unterwegs. Es ist schon sehr heftig, jetzt für über 100 Euro zu tanken, wenn die gleiche Füllung vor ein paar Monaten noch 70 Euro gekostet hat. Unser Spediteur erhöht seine Preise ab April, sonst kann er nicht mehr fahren.
Eine fränkische Mühle hat den Preis für Weizenmehl mittlerweile auf das Doppelte erhöht. Die gestiegenen Preise müssen umgelegt werden, das geht mir und allen an den Geldbeutel. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute in den Bereichen Urlaub sowie Veranstaltungs- und Gastronomiebesuche sparen werden und nicht mehr so viel wie früher dafür ausgeben.
Ich denke, es ist sehr gut, durch die Senkung der Energiesteuer erstmal eine schnelle Lösung gefunden zu haben. Aber diese drei Monate sollten in Berlin genutzt werden, um längerfristige Möglichkeiten zu finden, Unternehmen, Arbeitnehmer und auch Vereine und ehrenamtlich Tätige zu unterstützen und entlasten."
Marco Depner, Knetzgau
"Die Preispolitik - wenn man dieses Wort bemühen will - ist nach meinem Empfinden unverfrorene Profit-Willkür, für die es bislang keinerlei Rechtfertigung gibt. Seitdem ich Auto fahre, ist der Preis für Kraftstoff um 370 Prozent gestiegen. Würde man diese Steigerung auf mein Lohngefüge in all den Jahren anlegen, wäre ich heute wohl ein überaus wohlhabender Mensch mit einem richtig fetten Monatseinkommen.
Ich sehe jedenfalls hier keinerlei Marktprinzipen mehr. Leider vergessen wir wohl auch viel zu schnell und sind dann auch noch überaus dankbar, wenn die Bundesregierung den Dieselpreis um 14 Cent auf lächerliche 2,16 Euro senkt. Auch dieses Entlastungsprogramm zahlt der Bürger! Danke für nichts!
Und solange wir noch mit dem Auto unsere Brötchen beim Bäcker holen, wird sich wohl daran auch nichts ändern. Hier muss das Motto lauten: Stehenlassen! Bewegt Euch, sonst bewegt sich nichts! Ich finde, wir sind insgesamt betrachtet beim Aktionismus um die Energie- und Klimawende auf dem Holzweg; auch hier steht nur der Profit unterschiedlichster Akteure im Vordergrund. Oder warum sonst beschweren sich - wie jüngst geschehen - die Anteilseigner von Wind- und Solarparks öffentlich, wenn Rendite und Dividende in Genossenschaftskreisen nicht wie erwartet ausfallen? So schaffen wir das nicht."