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Knetzgau
Umfassende Sanierung des Hallenbades eingestellt: Gemeinde Knetzgau reagiert auf angespannte Finanzlage
Ein Förderprogramm des Bundes hätte 1,9 Millionen Euro bringen sollen. Doch das kam mit Auflagen, die die Gemeinde nach eigenen Angaben nicht erfüllen kann.
Sanierung vorerst auf Eis gelegt: Die Gemeinde Knetzgau kann es sich derzeit nicht leisten, große Summen in die Technik ihres Hallenbades zu stecken (Archivbild).
Foto: Marco Depner, Gemeinde Knetzgau | Sanierung vorerst auf Eis gelegt: Die Gemeinde Knetzgau kann es sich derzeit nicht leisten, große Summen in die Technik ihres Hallenbades zu stecken (Archivbild).
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Knapp ein Jahr ist die gute Nachricht her: 1,9 Millionen Euro hätte es als Förderung vom Bund für die Sanierung des Knetzgauer Hallenbades und der beiden Schulturnhallen geben sollen. Schon seit 2018 ist diese Sanierung der ab den 1970er Jahren errichteten Gebäude geplant. Noch im September 2022 hatte Zweiter Bürgermeister Stefan Seubert (CSU) in einer Gemeinderatssitzung gesagt, es gehe "auch um die maßgebliche Erhaltung unseres Schulstandortes". Doch nun kam die große Überraschung: Am Dienstag, 28. November, fiel im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung einstimmig der Beschluss, das Bad doch nicht zu sanieren. "Das Ausschlaggebende ist, dass wir das Geld nicht aufbringen", sagt Bürgermeister Stefan Paulus (CWG) im Gespräch mit dieser Redaktion.

Unter Umständen müsste die Gemeinde die Förderung zurückzahlen

Auch in einer Pressemitteilung der Gemeinde heißt es, der Beschluss sei vor allem aufgrund der "finanziellen Gesamtsituation" Knetzgaus nötig geworden, weiter ist von "formalen und technischen Schwierigkeiten" die Rede. Das betrifft vor allem die Bundesförderung. Diese stammt aus dem Programm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur". Die Fördermittel dienen unter anderem dazu, Gebäude energieeffizienter zu machen. Dementsprechend ist vorgeschrieben, welche Energieeffizienzklasse das Hallenbad nach Abschluss der Arbeiten erreichen müsste. Sollten die vorgeschriebenen Werte jedoch nicht erreicht werden, müsste die Gemeinde die Fördergelder wieder zurückzahlen.

Förderung steht "auf ganz wackligen Füßen"

Ob die geplanten Sanierungsmaßnahmen aber den gewünschten Effekt bringen, ist laut Pressemitteilung "unkalkulierbar". So wird der im Förderverfahren eingebundene Energieberater zitiert: "Es wird kein Selbstläufer, mit den vorgesehenen Dämmmaßnahmen den geforderten Status zu erreichen." Damit stehe die Finanzierung einer der größten Maßnahmen in der Geschichte der Gemeinde "auf ganz wackligen Füßen".

Bürgermeister Paulus erklärt zudem, das Förderprogramm sei mit einigen Auflagen verknüpft, dabei ging es unter anderem um die Barrierefreiheit. Diese sei zwar sinnvoll, treibe aber auch die Kosten in die Höhe. Alle Posten zusammengerechnet würden somit voraussichtlich Baukosten von rund sieben Millionen Euro zusammenkommen, die Inflation könnte diese noch weiter in die Höhe treiben.

Angespannte Finanzlage: Ein Problem vieler Gemeinden

Ein weiteres Problem: Kostenbeteiligungen und weitere Zuschüsse würden sich ebenfalls förderschädlich auswirken. Sprich: Gäbe es Geld vom Freistaat oder von Nachbarkommunen, käme dafür wiederum weniger vom Bund.

Hallenbad und kleine Turnhalle teilen sich die gemeinsame Heizkreisverteilung. Noch funktioniert die Technik des Bades und der Turnhallen, doch es wird schwieriger, Ersatzteile zu bekommen (Archivbild).
Foto: Wolfgang Sandler | Hallenbad und kleine Turnhalle teilen sich die gemeinsame Heizkreisverteilung. Noch funktioniert die Technik des Bades und der Turnhallen, doch es wird schwieriger, Ersatzteile zu bekommen (Archivbild).

Würde die Gemeinde unter Berücksichtigung all dieser Umstände an dem Projekt festhalten, würde sie einen nicht genehmigungsfähigen Haushalt produzieren, sagt Paulus. Er betont außerdem, nicht nur Knetzgau, sondern auch viele andere Kommunen hätten aktuell Probleme mit knappen Kassen und hohen Ausgaben. So fürchte er, dass die Gemeinde bald auch über die Streichung weiterer Posten diskutieren müsse.

Die Schließung droht noch lange nicht

Dass Schwimmbäder für die Kommunen nur schwer zu erhalten sind, hatte sich zuletzt in Zeil gezeigt, wo das Hallenbad im Sommer 2019 dauerhaft geschlossen werden musste. Seitdem ist das Knetzgauer Bad das einzige öffentliche Hallenbad im südlichen Landkreis und spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es beispielsweise darum geht, den Schwimmunterricht im Schulsport aufrechtzuerhalten.

Allerdings äußert sich der Bürgermeister auch optimistisch: "Es gibt immer wieder Förderprogramme", sagt er. Sicher werde irgendwann ein anderes Programm kommen, mit dem sich das Schwimmbad und die Turnhallen sanieren lassen. Eines mit weniger Bürokratie und weniger strengen Auflagen. Und die Gemeinde Knetzgau habe auch noch etwas Zeit, auf ein solches Programm zu warten. "Es ist ja nicht so, dass wir vor der Schließung stehen."

Ersatzteile sind immer schwerer zu bekommen

Die Gebäude seien in einem guten Zustand, bei der geplanten Sanierung hätte es vor allem um Technik und Energie gehen sollen. So werde es mit der alten Technik, die nun noch etwas länger genutzt werden muss, zwar immer schwieriger, Ersatzteile zu bekommen. Aber mit einem gewissen Pragmatismus der Hausmeister gelinge es doch, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Es sei auch nicht so, dass die Gemeinde im Schwimmbad und den Turnhallen nun gar nichts mehr reparieren lässt. Einzelne Punkte seien sehr wohl geplant, wie der Austausch des alten Blockheizkraftwerks, die Wiederinbetriebnahme von Solaranlagen oder der Austausch alter Rohrleitungen. Dabei handle es sich immerhin um Ausgaben im sechsstelligen Bereich.

Und noch etwas hebt Paulus positiv hervor: "Es freut mich, dass das im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde." Alle Fraktionen stünden also hinter der Entscheidung. Das bedeute nicht, dass sich der Gemeinderat generell gegen die Sanierung ausspreche. "Aber von diesem Förderprogramm haben wir uns verabschiedet", sagt Paulus.

 
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  • Ottmar Söllner
    Bürgergelderhöhung 12 % - Rente ????
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  • Mike Rösler-Fischer
    Die finanzklemme der ampelregierung, die vielen Flüchtlinge und viel mehr bringt uns ins Chaos. Überall schaut es düster aus. Leider hat die Regierung über Jahre über ihre Verhältnisse gelebt. Aber Geld wird immer noch zuviel ausgegeben besonders ausland.
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  • Michael Appel
    Genau , nur für die eigenen Leute hat diese Regierung nichts übrig.
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