Dass die Gemeinde Knetzgau ihren Bauhof umsiedeln will, ist seit langem bekannt. Viel zu eingepfercht ist der Bauhof zwischen Rathausareal und Biegerstraße, als dass er den heutigen Ansprüchen an einen Lager- oder Abstellplatz für Baumaterial, Baumaschinen, Baufahrzeuge und allem, was mit Grünpflege, Straßenreinigung oder Winterdienst zu tun hat, genügen würde; ganz zu schweigen von den Büro- und Sozialräumen. Zudem gilt der Fortzug des Bauhofs als eine der Voraussetzungen für die lange herbeigesehnte Umgestaltung, mithin Aufwertung, des Rathausareals.
Die Gemeinde hat inzwischen eine Fläche erworben, die als neue Heimstätte des Bauhofs dienen soll: das ehemalige Gelände eines Unternehmens für Erd- und Abrissarbeiten in der Klingenstraße, also im Industriegebiet "An der Siechkapelle", in Nachbarschaft des Coca-Cola-Werks.
Eine Halle und ein Wohngebäude sind vorhanden
Doch der Grundstückskauf war für manches Mitglied des Gemeinderats offenbar mit anderen Vorstellungen verbunden. Auf dem einstigen Firmengelände nämlich stehen noch eine Halle und ein Wohnhaus, die – so die verbreitete Vorstellung – in die neue Nutzung als Bauhof einbezogen werden sollten. Die Halle eben als Lager- und Abstellplatz und Bereich der Werkstätten, das Wohnhaus als Büro- und Sozialgebäude. Doch daraus scheint nun nichts zu werden.
Denn, so erfuhr es der Gemeinderat Anfang der Woche von Klaus Eiring vom gleichnamigen Ingenieurbüro für Bauwesen (Aidhausen): Die Halle ist so baufällig, dass eigentlich nur ein Neubau in Frage kommt. Und das bestehende Wohnhaus bringt so gut wie keine Eignung für den angedachten Zweck mit und sollte deshalb idealerweise aus der Nutzung herausgenommen werden.
Das Projekt ist erst in der Vorentwurfsphase
Zwar käme der Neubau der Halle (in Stahlbauweise) nicht wesentlich teurer als die wenig erfolgversprechende Sanierung. Die Rede ist hier von einer Summe von knapp unter einer halben Million Euro. Doch zusammen mit der Errichtung eines Büro- und Sozialtraktes in Massivbauweise rechnete Ingenieur Eiring mit Gesamtkosten von rund 3,4 Millionen Euro. Wohlgemerkt: Das Projekt befindet sich noch in der Vorentwurfsphase und lässt in der Folgezeit alle möglichen Änderungen zu, auch hin zu abgespeckten Varianten.
Trotzdem war am Ratstisch Skepsis und auch Frust zu spüren: Florian Klug (FDP/Freie Bürger) drückte seine Befürchtung aus, wohin die Reise gehen könnte: "Wir haben das Grundstück gekauft und jetzt muss der Bauhof hin, koste es was es wolle." Barbara Ullrich (CSU) sagte, ihre Überzeugung sei gewesen, Halle und Gebäude stünden schon da, "und die können wir nutzen". Davon war auch Sebastian Schierling (SPD) ausgegangen, der deshalb von einer Zwickmühle sprach, in der man sich nun befinde: Das Grundstück sei gekauft, aber "die Halle ist Schrott und das Haus können wir nicht nutzen."
Kommt der neue Bauhof "scheibchenweise"?
Mit Blick auf mögliche Baukosten von über drei Millionen Euro warf Mark Zehe (CSU) ein, dass im Finanzplan bis 2027 für den neuen Bauhof nur zwei Millionen Euro eingestellt seien – das Projekt müsste in diesem Falle also "gestreckt", in mindestens zwei Bauabschnitte aufgeteilt werden. Keine halbe Stunde nach diesem Einwurf verabschiedete der Gemeinderat dann auch den Haushalt für das Jahr 2024 und den Finanzplan der kommenden drei Jahre – mit Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe bei ursprünglich geplanten Investitionen.
Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD) hatte zuvor noch das Bauhof-Thema wie folgt zusammgefasst: "Wir haben hier keinen Dissens. Die Kosten sind zu hoch." Die Gemeinde müsse nun den Spagat hinbekommen, Einsparmöglichkeiten zu finden, ohne die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des neuen Bauhofs zu beeinträchtigen und ohne den Mitarbeitenden das Gefühl zu geben, dass der Gemeinderat ihnen nicht die nötige Wertschätzung entgegenbringe. Alle Beteiligten dürften nun gespannt sein, wie dieser Spagat dereinst aussehen wird.