Die Betreiber des Geschäfts "Wohn S.tyle" in der Haßfurter Innenstadt haben nach sieben Jahren ihre Sachen gepackt und sind nach Bamberg umgezogen. Für Geschäftsfrau Simone Rödamer und ihren Mann Manfred Rödamer ist es ein Wechsel mit viel Wehmut, aber auch ein notwendiger Schritt, um das Geschäft langfristig weiterführen zu können. Haßfurt habe für sie an Attraktivität verloren, sagt das Ehepaar.
Ein Blick zurück: Im Jahr 2017 eröffnete das Geschäft "Wohn S.tyle" am Oberen Turm in der Hauptstraße in der Haßfurter Innenstadt seine Türen. Im Sortiment hatten die Rödamers Dekoartikel, Teppiche, Kissen und noch so einiges mehr. "Hochwertige Wohnaccessoires", wie Simone Rödamer es selbst beschreibt. Am 6. März dieses Jahres öffnete der Laden dann das letzte Mal seine Türen. Seitdem ist das Ehepaar damit beschäftigt, die Umsiedelung zu stemmen, damit sie alsbald in Bamberg neu starten können.
Corona-Krise und Ukraine-Krieg hätten die Lage verschärft
"Die Idee entstand vor circa einem Jahr", erzählt Manfred Rödamer, der seiner Frau unterstützend unter die Arme greift. "Das Geschäftsumfeld in Haßfurt wurde immer schwieriger für uns." Zu Beginn sei alles noch gut gelaufen, berichtet das Ehepaar. Mit den Schließungen zur ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 sei die Lage zum ersten Mal angespannter geworden. Die Kauflaune der Leute sei nach der Wiedereröffnung im Sommer zwar wieder gut gewesen – aber nur bis zur zweiten Corona-Welle im darauffolgenden Winter.
Da sei der nächste Dämpfer gekommen. Und dieser habe sich dann lange hingezogen. Bis zum Beginn des Ukraine-Kriegs, im Februar 2022. "Die Corona-Krise und der Krieg hatten wirklich starken Einfluss auf unser Geschäft", resümiert Manfred Rödamer im Gespräch mit der Redaktion.
Die Lage in der Haßfurter Innenstadt sei zunehmend schlechter geworden, so empfindet es das Ehepaar. Vor allem bemängeln sie die fehlende Vielfalt an kleinen Geschäften und der Gastronomie. "Im Endeffekt hat die gesamte Lage dazu geführt, dass der Spaß letztendlich auch auf der Strecke blieb", erklärt die Geschäftsfrau die Hintergründe.
Keine aussagekräftige Statistik zu Geschäftsschließungen
Ladenschließungen in Haßfurt gibt es zwar immer wieder. Beispielhaft sind hierfür die Schließungen der Klamottengeschäfte "Hilbert Mode-Sport Trends" und "Cecil & Street One" oder die des Buchladens "Osiander". Wie viele Geschäftsschließungen es in ähnlicher Dimension zu "Wohn S.tyle" in Haßfurt in den letzten drei Jahren gab, das kann die Stadt auf Nachfrage der Redaktion jedoch nicht konkret benennen.
Seit 1. Januar 2021 habe es insgesamt 55 Gewerbeabmeldungen und 39 Neuanmeldungen gegeben, wie Bürgermeister Günther Werner, sowie Silke Brochloß-Gerner und Philip Kober, zuständig für das Stadtmarketing, in einem gemeinsamen Schreiben erklären. Diese Statistik sei aber nur bedingt aussagekräftig, da hier auch alle kleinen Nebengewerbe enthalten seien, die ihren Wohnsitz in der Innenstadt hatten. Darunter fielen beispielsweise auch nebenberufliche Versicherungsvertreter oder Personen, die einen Onlinehandel betreiben.
Die Geschäftslage in der Innenstadt im Allgemeinen sieht die Stadt als "repräsentativ für die generelle Entwicklung vieler Innenstädte in Deutschland". Bedingt sei dies durch die angespannte wirtschaftliche Situation, die recht hohe Inflation, dem demografischen Wandel, einem aggressiven Online-Handel und nicht zuletzt dem Fachkräftemangel. Das spiegele sich auch in der Schließung von Einzelhandelsgeschäften nieder.
Unter Kaufleuten sei die Innenstadt dennoch weiterhin attraktiv, denn oft entstehe nach einer Schließung kein Leerstand, so der Bürgermeister und das Stadtmarketing. Als Beispiel nennt die Stadt hier "Cecil", das zum "Reformhaus Braun" wurde, den Laden "Insider", in dem sich nun das Stoffgeschäft "Eingefädelt" befindet oder das Schuhgeschäft am Floriansplatz, in dem nun der Laden "Männersache" sein Domizil aufgeschlagen hat. Verbesserungsbedarf bestehe aber immer.
Bessere Rahmenbedingungen in Bamberg
Der Stadt Haßfurt geben die Rödamers für die Gesamtlage nicht die Schuld, das machen die beiden im Gespräch mit der Redaktion klar. "Gerade die verkaufsoffenen Sonntage, die lange Einkaufsnacht, das Straßenfest oder der Ostermarkt beleben das Geschäft deutlich", zählt Manfred Rödamer die positiven Aspekte auf. Mit solchen Aktionen helfe die Stadt den Kaufleuten sehr.
Ihren Wechsel nach Bamberg begründen die beiden vielmehr mit den deutlich besseren Rahmenbedingungen, welche sie ihrer Meinung nach dort vorfinden würden. "Bamberg ist einfach die lebendigere Stadt. Das Flair ist dort ein besseres, es kommt geradezu Urlaubsstimmung auf", sagt Simone Rödamer. Das Ehepaar hoffe künftig auf viel mehr Laufkundschaft, ebenso auf Touristen. Auch die Vielfalt an Geschäften, die den Rödamers in Haßfurt fehle, fänden sie dort vor.
Ihr neuer Laden wird in der Keßlerstraße nahe dem Grünen Markt in der Innenstadt zu finden und ab Samstag, 6. April, geöffnet sein. Dort haben sie auf zwei Etagen mehr Platz, auch wollen sie ihr Angebot auf Feinkostartikel aus Griechenland erweitern. "Natürlich bleiben durch die gesamtwirtschaftliche Lage dieselben Herausforderungen wie in Haßfurt", das sieht auch Manfred Rödamer ein. Er hoffe jedoch darauf, dass es künftiger durch mehr Kundschaft einfacher für ihn und seine Frau werde. "Die Masse machts."
Neues Geschäft zieht in den leerstehenden Laden ein
Logisch sei so Neuanfang auch mit Anspannung verbunden, sagt die Geschäftsfrau. Die Vorfreude überwiege aber. Das ehemalige "Wohn S.tyle" in der Haßfurter Hauptstraße bleibt übrigens nicht verwaist. Für den derzeit leerstehenden Laden ist mit der "Fachfußpflege Nail Artist Spa", für Fußpflege und Fußbäder, bereits eine Nachfolge gefunden.