Seit Anfang Oktober können Passantinnen und Passanten wieder durch die Scheiben am Nebeneingang des Haßfurter Kunsthauses in der Brückenstraße nach innen schauen und sogar hineingehen. Wo lange die Fenster verrammelt waren und die Räumlichkeiten leer standen, lädt nun Philipp Schneider in sein neues Ladengeschäft, "Herr Schneider Genusskontor", ein. Der 35-Jährige bietet in seinem Laden, der sich aktuell noch im Aufbau befindet, unter anderem Tee, Kaffee, Schnittblumen, Feinkost, Magazine und Tageszeitungen an, oder wie er sagt: "Alles, was man nicht unbedingt zum Leben braucht, es aber schöner macht."
Der Fokus läge dabei auf regionalen Produkten. Und wenn regional nicht möglich sei, auf Qualität, erklärt der neue Ladeninhaber. "Das ist eine Selbstverpflichtung, die ich uns auferlegt habe", ergänzt er. Während der Kaffee beispielsweise aus Würzburg kommt, die Pflanzen zum Teil aus eigener Vermehrung und beim zugekauften Teil zum Großteil aus Bamberger Gärtnereien stammen, sei das aber nicht überall möglich. "Bei Schnittblumen geht es leider nicht anders", erklärt der 35-Jährige, der bei seinem Angebot "bemüht" sei, den Preis so zu halten, dass er in einem "verträglichem Rahmen" bleibt.
Philipp Schneider will "lieber die Kleinen unterstützen"
Schneider weiß bei jedem Produkt, woher es kommt. Und er hat alles im Detail durchdacht. "Ich will mir keine goldene Nase verdienen, sondern die Produkte verkaufen, von denen ich überzeugt bin." Das Tee-Sortiment sei aktuell noch klein, da er noch keine Wintertees im Angebot habe. Die, die es aber gibt, werden von ihm selbst abgefüllt. Alle Teesorten und Kaffees können in kleinen Riechgläsern vor dem Kauf erschnuppert werden. Den Kaffee gibt es dann entweder gemahlen oder als ganze Bohne.
Nachhaltigkeit ist zudem ein Thema für Schneider. "Die Kassenzettel werden nur gedruckt, wenn der Kunde das möchte", erklärt er eine der Maßnahmen, die er umsetzt. Ähnlich klingt das auch, wenn es um die Auswahl seiner Lieferanten und des Standorts geht, wo er verkauft. Der Kernaspekt für ihn sei, "lieber die Kleinen unterstützen". Er habe "eine gewisse soziale Verantwortung". Deshalb habe er seinen Laden auch nicht in seiner Heimat Bamberg eröffnet. Dort gebe es bereits ein Überangebot an Gärtnereien, dort sei der Markt übersättigt.
Der Bamberger ist kein unbekanntes Gesicht in Haßfurt
Für den einen oder die andere ist der Bamberger, der seine Kundschaft nun mit Pulli, Weste und freundlichem Blick von der Theke des Geschäfts in der Brückenstraße empfängt, kein unbekanntes Gesicht. Der Unternehmer war bisher mit einem Stand auf dem Haßfurter Wochenmarkt vertreten. Gestartet hat der 35-Jährige 2022 mit seinem Ein-Mann-Unternehmen erst als reiner Online-Vertrieb von Kräutern und Heilpflanzen. Seit Anfang 2023 ist er auf dem Erlanger Wochenmarkt und mittlerweile auch beim Genuss-Samstag in Haßfurt vertreten. Schneider sagt: "Das ist Stückchen für Stückchen gewachsen." Zuvor war er im Einzelhandel tätig.
In diesem Jahr habe Schneider auf Wochenmärkten und Pflanzenbörsen 5451 Artikel verkauft. Das hat er während des Gesprächs mit dieser Redaktion extra noch einmal in seiner Kasse nachgeschaut. Er sei wirklich stolz darauf, dass das mit seinem Ein-Mann-Unternehmen so funktioniert habe, sagt er, und schiebt nach: "Das ist schon eine Hausnummer."
Hilfe bekomme Schneider von seiner Familie und von seinem Partner. "Ich habe die Rückendeckung, die man braucht", sagt er. Auf Expertise innerhalb der Familie kann Schneider ohnehin zählen, denn seine Mutter ist Diplomagraringenieurin und bildet unter anderem Gärtnerinnen sowie Gärtner aus, ist also vom Fach.
Wieso einen Laden in der Haßfurter Innenstadt eröffnen, Herr Schneider?
Aber wie kam Schneider überhaupt auf die Idee, einen Laden in der Haßfurter Innenstadt zu eröffnen? Der 35-Jährige sagt, dass er bereits auf dem Wochenmarkt war und dann die Überlegung aufgekommen sei, was er im Winter machen werde: einen Laden eröffnen oder auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen? Geworden ist es der kleine Laden in der Brückenstraße, wo sogar im Sommer noch Pflanzen im Hinterhof dazu kommen sollen.
Unterstützung beim Finden von Räumlichkeiten hat Schneider von der Stadt bekommen. Die Idee mit dem Laden im Kunsthaus habe ein Stadtrat gehabt. Von der Idee, die im August aufgekommen ist, bis zur Umsetzung, hat es nicht lang gedauert. Umgebaut sei das Geschäft laut Schneider dann innerhalb von zwei Wochen gewesen. "Der Laden ist langfristig geplant", sagt der Bamberger, der in Hessen aufgewachsen ist. Er schiebt nach, dass das aber von der Kaufkraft abhänge.
Über die ersten Tage als Ladeninhaber zieht Schneider indes ein positives Feedback. Beim Straßenfest sei der Zulauf "sehr gut" gewesen. Viele hätten erstmals von seinem Laden mitbekommen, sagt der 35-Jährige. Ansonsten wäre unter der Woche "stetig jemand da" gewesen.