Zum 9. Januar 2023 schließt Osiander seine Buchhandlung in Haßfurt. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Tübingen am Montagnachmittag mit. In der Pressemitteilung verspricht die Buchhandlungskette den Mitarbeiterinnen "attraktive Arbeitsplätze" in den Osiander-Filialen in Bamberg und Hallstadt.
"Es ist schon schlimm, dass wieder ein Laden in der Innenstadt wegbricht", sagt Stephan Heinisch, stellvertretender Vorsitzender des Aktionskreises Haßfurt Aktiv (AHA), der offiziellen Unternehmervereinigung und Werbegemeinschaft der Kreisstadt. "Wir vom AHA versuchen, die Innenstadt attraktiv zu gestalten", sagt er, aber das funktioniere eben nicht, wenn es immer weniger Geschäfte im Zentrum gebe.
Bürgermeister will sich nicht äußern
"Ich finde es schon schade, dass immer mehr Läden zu machen und dass sich neue nicht halten können", sagt er. Allerdings sieht er auch eine Mitschuld bei einigen Einzelhändlern. "Wir tun unser Bestes, aber der Einzelhandel zieht nicht mit", sagt er mit Blick auf die Beteiligung an Aktionen der Unternehmervereinigung. Zwar sieht auch er ein Problem in der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und der begrenzen Kaufkraft der Kundschaft. Dennoch glaubt er, so manches Geschäft könne durchaus mehr aus Verkaufsoffenen Sonntagen und anderen Events herausholen.
Bürgermeister Günther Werner wollte sich am Dienstag auf Anfrage dieser Redaktion nicht zur Schließung der Buchhandlung äußern. Zur Begründung sagte er, er wolle erst mit der Geschäftsleitung über die Angelegenheit sprechen.
Erst Hübscher, dann Osiander
Begonnen hatte die Geschichte der Buchhandlung in der Haßfurter Innenstadt im Sommer 2010. Damals eröffnete das Bamberger Buch- und Medienhaus Hübscher eine Filiale in der Kreisstadt. Zuvor hatte Herrenmoden Zehe seine Geschäft in diesem Gebäude. Im Januar 2018 übernahm dann die Kette Osiander, die laut Wikipedia im ganzen süddeutschen Raum insgesamt rund 70 Buchhandlungen betreibt, das Bamberger Unternehmen und damit auch seine Filialen in Forchheim, Hallstadt und Haßfurt.
Damit wurde die Buchhandlung in der Haßfurter Innenstadt Teil einer Kette, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann: 1596 gründete Erhard Cellius in Tübingen eine Druckerei mit Verlag und Buchhandlung. Über einige Generationen blieb es ein Familienunternehmen, ab dem 18. Jahrhundert wurde es einige Male verkauft. Der heutige Name der Buchhandlungskette geht auf Christian Friedrich Osiander zurück, der 1813 in die damalige Inhaberfamilie einheiratete. Noch heute befindet sich der Unternehmenssitz im Baden-Württembergischen Tübingen. Mit seiner mehr als 400-jährigen Geschichte gilt Osiander heute als die zweitälteste Buchhandlung Deutschlands.
Keine leichte Entscheidung für das Unternehmen
Doch mit dem Laden in Haßfurt ist nach den Weihnachtsferien Schluss. Die Gründe dafür seien vielfältig, wird Mitinhaber Christian Riethmüller in der Pressemitteilung zitiert. "Die wirtschaftliche Entwicklung liegt in Haßfurt unter unseren Erwartungen, der Mietvertrag läuft demnächst aus, die steigenden Kosten und die Veränderung des Kaufverhaltens seit Beginn der Pandemie haben uns in Summe zu dieser Entscheidung bewogen", so Riethmüller.
"Unter dem Strich ist es für Osiander und unsere Kollegen und Kolleginnen vor Ort die richtige Entscheidung – auch wenn sie uns nicht leichtgefallen ist", wird er weiter zitiert. Osiander werde jetzt gemeinsam mit dem Vermieter nach einer Nachfolgevermietung suchen. Das Geschäft ist, neben dem Kunsthaus und dem alten Rathaus, eines der drei Gebäude, die an der Kreuzung zwischen Hauptstraße und Brückenstraße liegen und damit zusammen mit dem Marktplatz das Zentrum der Altstadt bilden. Somit wird ein Nachmieter für einen Laden mit einer absoluten Top-Lage in der Kreisstadt gesucht.
Was aus der Pressemitteilung von Osiander noch hervorgeht: Bestellte Bücher können bis zum 7. Januar abgeholt werden. Gutscheine behalten ihre Gültigkeit und könnten auch nach Schließung der Haßfurter Filiale online oder in umliegenden Osiander-Buchhandlungen eingelöst werden.