Der Kleidersee bei Augsfeld sieht derzeit nicht gerade einladend aus: Am Ufer liegen zahlreiche tote Fische, weitere Fischkadaver treiben auf dem Wasser. Das Landratsamt Haßberge hatte am Freitagmittag in einer Pressemitteilung lediglich darauf hingewiesen, dass das Gesundheitsamt ein Badeverbot ausgesprochen habe, weil in dem beliebten Badegewässer giftige Blaualgen festgestellt wurden. Bei einem Besuch vor Ort bot sich aber ein deutlich dramatischerer Anblick.
"Die Anglergemeinschaft hat mich darauf aufmerksam gemacht", sagt Michael Kolahsa, Fischereifachberater von Unterfranken. Er spricht von einem "typischen Phänomen": Am Ende einer langen, heißen Trockenphase im Sommer können mehrere Gründe zusammenkommen, die ein solches Fischsterben verursachen.
Schuld daran ist vor allem der Mangel an Sauerstoff im Wasser. Dieser kommt unter anderem mit neuem Frischwasser in den See, doch wenn es lange nicht geregnet hat, bleibt das Frischwasser und damit auch der Sauerstoff aus. Außerdem habe zu dieser Zeit das Algenwachstum seinen Höhepunkt erreicht, die Algen beginnen, abzusterben. Tagsüber, bei Sonnenlicht, produzieren die Algen Sauerstoff, der auch den Fischen zugutekommt. In der Nacht hingegen verbrauchen die Algen ihn selbst, so dass gerade in den frühen Morgenstunden Fische leicht ersticken können.
Belüftung des Wasser könnte eine Lösung sein
"Fische sind wechselwarm. Das heißt: Bei Wärme haben sie auch einen höheren Stoffwechselbedarf", erklärt Kolahsa. Und schließlich komme noch dazu, dass die toxischen Stoffe der Blaualgen, die das Gesundheitsamt zu dem Badeverbot veranlasst haben, auch für Fische giftig sind. Das führe letztlich dazu, dass gerade die kleinere, empfindlichere Fische sterben.
Eine kurzfristige Lösung könne in solchen Fällen die Feuerwehr bieten, indem sie mit Schläuchen und Pumpen das Wasser des Sees verwirbelt und so zusätzlichen Sauerstoff in das Gewässer bringt. Langfristig könne ein Belüfter helfen, also ein strombetriebenes Wasserrad, das ebenfalls den Zweck hat, Wasser zu verwirbeln und dadurch mehr Sauerstoff in den See zu bringen.
Im Gesundheitsamt sowie in der Pressestelle des Landratsamtes war indes am Freitagnachmittag niemand mehr zu erreichen. Die Behörde informiert in ihrer Pressemitteilung von 11.21 Uhr lediglich über das Badeverbot, von einem Fischsterben ist hingegen nicht die Rede. Wie sie auf die aktuelle Lage reagieren will, ist daher noch nicht bekannt.
Gesundheitsamt warnt vor Blaualgen
"Im Rahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes werden die Badegewässer im Landkreis regelmäßig auf ihre hygienische Situation und auf das Vorliegen von Blaualgen überprüft", heißt es in der Pressemitteilung. Nachdem die Blaualgen festgestellt wurden, habe das Gesundheitsamt das Badeverbot ausgesprochen. Gleichzeitig habe die Stadt Haßfurt am selben Tag begonnen, Hinweisschilder aufzustellen, die die Bevölkerung darüber informieren.
Blaualgen sind große Ansammlungen an Cyanobakterien, von denen einige giftige Wirkstoffe bilden können, informiert das Gesundheitsamt. Zu erkennen sind sie an grünlichen Schlieren und Algenteppichen an der Wasseroberfläche. Die Algen entstehen im Sommer bei hohen Wassertemperaturen in Seen und Teichen und kommen vor allem in nährstoffreichen Gewässern vor. Durch das Algenwachstum wird die Sichttiefe des Badegewässers deutlich verringert, was zu Gefährdungen für Badende führt. Die Sichttiefe im Kleidersee habe bei der Feststellung der Blaualgen teilweise weniger als zehn Zentimeter betragen, heißt es in der Pressemitteilung.
Das Wasser soll weiter untersucht werden
Bei Kontakt mit Blaualgen können Reizungen der Haut, der Schleimhaut und der Augen auftreten. Auch zu Ohrenschmerzen kann es kommen. Das Verschlucken des Wassers kann zu Übelkeit, Durchfall sowie Erbrechen führen. Die Behörde rät, beim Auftreten dieser Symptome den Hausarzt oder die Hausärztin aufzusuchen.
Das Gesundheitsamt werde nun Proben entnehmen und zur weiteren Untersuchung an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit senden, teilt das Landratsamt mit. Das Badeverbot könne aufgehoben werden, wenn die Untersuchungen keine Grenzwertüberschreitungen ergeben, das Algenwachstum beendet ist und die Sichttiefe wieder deutlich über einen Meter beträgt.