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Röthlein
Großes Fischsterben im Röthleiner Königmarksee – Viele Helfer und die Feuerwehr im Einsatz
In Röthlein sind hunderte Fische verendet. Helfer bargen am Dienstag bis spät in der Nacht tote Tiere und versuchten ein Umkippen des Sees zu verhindern.
Zu Hunderten sind im Röthleiner Königmarksee Fische verendet.
Foto: Daniela Schneider | Zu Hunderten sind im Röthleiner Königmarksee Fische verendet.
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:19 Uhr

Am Königsmarksee in Röthlein riecht es am Dienstagabend nach Fisch und zwar extrem. Auf den ersten Blick wirkt alles idyllisch, am Gewässer neben der Bayerischen Asphaltmischanlage (BAM). Ein Boot mit zwei Anglern zieht seine Runden. Allerdings angeln sie nicht, sondern hieven große tote Fische aus dem Wasser auf ihr Boot. Am gegenüberliegenden Ufer sind weitere Angler, Helfer und die Freiwilligen Feuerwehren aus Röthlein und Hirschfeld im Einsatz.

Wer hat die toten Fische entdeckt? 

Das Landratsamt wurde am Dienstagvormittag von zwei Spaziergängerinnen informiert, dass im Königmarksee, dem Angelgewässer des Röthleiner Angelvereins, viele verendete Fische treiben. Daraufhin wurde die Vorstände des Angelvereins, Kurt Berger und René Fischer, informiert; gleichzeitig wurden die Gemeinde und verschiedene Ämter benachrichtigt, mit denen weitere Maßnahmen koordiniert wurden.

Warum sind so viele Fische verendet?

Wie Röthleins Bürgermeister Peter Gehring erläutert, ist nach ersten Erkenntnissen und Beprobungen davon auszugehen, dass der Sauerstoffgehalt im Wasser unter die kritische Marke gefallen ist, der PH- Wert dagegen scheint aktuell noch im grünen Bereich zu liegen. Als Grund wird das warme Wetter, der fehlende Regen und ein Absinken der Wasserstände vermutet; ausgeschlossen scheint dagegen laut Gehring eine mögliche Verunreinigung oder Vergiftung von außen.

Welche Vorsorge betreibt der Verein, um ein Fischsterben zu verhindern?

Laut Auskunft von Angelvorstand Kurt Berger wird der See regelmäßig vom Gewässerwart beprobt; des Weiteren gibt es zwei solarbetriebene Umwälzanlagen, die nachts ihr wichtiges Werk verrichten und belüften. Noch am Montag waren laut René Fischer Angler am See; da waren noch keine verendeten Fische gesichtet worden. Der See ist allerdings sehr flach und die anhaltende hochsommerliche Wetterlage hat die Wassertemperatur extrem erhitzt; es wird daher weniger Sauerstoff gelöst, den die Fische zum Atmen brauchen – der Erstickungstod droht.

Mit einem Boot wurden im Röthleiner Königsmarksee die Fischkadaver geborgen manche bis zu 30 Kilogramm schwer.
Foto: Daniela Schneider | Mit einem Boot wurden im Röthleiner Königsmarksee die Fischkadaver geborgen manche bis zu 30 Kilogramm schwer.

Wer half beim Einsammeln der Fische?

Nach Bekanntwerden wurde damit begonnen, die Fische aus dem See zu entfernen, die Helfer – so berichteten einige im Gemeinderat – schienen überfordert mit der Masse an Fisch, schwierig war es natürlich auch – so René Fischer – tagsüber schon Unterstützer zu finden, viele waren ja bei der Arbeit. In den Abendstunden war dann ein Großaufgebot rund um den See im Einsatz. Ein Segen und eine große Hilfe, sagt Vorstand Berger dankbar und meint damit ganz explizit auch die Feuerwehrleute aus Röthlein und Hirschfeld.

Wieviele Fische trieben an der Oberfläche?

Beim Pressetermin am Abend sprachen die Helfer bereits von gut 1,5 Tonnen eingesammeltem, toten Fisch. Am Mittwoch schätzte Kurt Berger es könnten bis zu vier Tonnen werden. Die Fische müssen, wie Helfer Detlev Reusch vom Bund Naturschutz erläutert, zügig aus dem See entfernt werden, da die Kadaver sonst andere Organismen vergiften und beim Zersetzungsprozess dazu weiteren Sauerstoff verbrauchen. Und gerade den braucht der See dringend, und so waren gleichzeitig die Feuerwehren im Einsatz, um den See mit drei Pumpen zu belüften und ein völliges "Umkippen" zu verhindern.

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Was passiert mit den toten Fischen?

Rund um den See wurden die toten Fische aus dem Wasser gezogen, von einem Radlager eingesammelt und zu Haufen geschichtet. Am Mittwochmorgen wurde dann ein Container gestellt, in dem die Fische nun zur Tierkörperverwertung gebracht werden.

Welcher Schaden ist entstanden?

Angelvorstand Kurt Berger geht davon aus, dass der Schaden etwa 10.000 bis 15.000 Euro beträgt. Zudem sind viele der kleinen Fische verendet, die erst noch aufgezogen werden sollten. Der See ist bis auf Weiters für den Angelbetrieb gesperrt. "Mindestens bis Jahresende, vielleicht sogar länger", sagt Berger, das hängt davon ab, ob der "totale Kollaps" verhindert wurde oder ob das Gewässer doch noch vollständig umkippt und auch die noch überlebenden Fische dann sterben.

Kein schöner Anblick: Tote Fische im Königmarksee.
Foto: Detlev Reusch | Kein schöner Anblick: Tote Fische im Königmarksee.

Kann man solche Situationen vermeiden

Schwierig, sagt Kurt Berger. Der Angelverein hat vorausschauende Maßnahmen getroffen, aber die Wetterlage war diesmal extrem. "Wir haben schon die ganze Zeit auf Regen gehofft", sagt Berger "vielleicht haben wir Glück und der angekündigte Regen kommt jetzt" – das würde die Situation vermutlich etwas entspannen. Detlev Reusch vom Bund Naturschutz plädiert für eine intensive Kontrolle der Gewässerqualität. Nicht nur die hohen Temperaturen, sagt er, sondern auch eine übermäßige Eutrophierung, also eine unerwünschte Zunahme eines Gewässers an Nährstoffen, kann das "Umkippen" eines Gewässers bedingen. Der Vorfall im Röthleiner Angelsee sollte – so Reusch – "allen Anglervereinen als Warnung dienen, ihre eigenen Seen jetzt zu beobachten und Vorsorgemaßnahmen einzuleiten."

Wie sah die Lage am Mittwochmorgen aus?

Wie Bürgermeister Peter Gehring im Telefonat erläutert, dauerten die Maßnahmen bis tief in die Nacht. Am Mittwochmorgen war dann Bauhofleiter Roland Geis am Königmarksee und berichtete, dass nur noch einige wenige Fische im See treiben. Ob die in der dunklen Nacht übersehen wurden oder neu verendet sind, ist noch nicht ganz klar, allerdings sprach der Bürgermeister von einer leichten Entwarnung. Die Maßnahmen scheinen eine erste Wirkung zu zeigen, und so hoffen Bürgermeister und Angelverantwortliche nun, dass ein sogenanntes, komplettes "Umkippen" des Sees doch noch abgewendet werden konnte – auch dank des Zusammenhalts in der Gemeinde und dem engagierten Einsatzes aller Helferinnen und Helfer.

 
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