
Die Winzerinnen und Winzer im Abt-Degen-Weintal haben schwere Monate hinter sich: ein früher Austrieb der Rebstöcke, danach ungewöhnliche Frostereignisse, ein feuchter Sommer, der durch Pilze Mehltau brachte, hinzukam die Kirschessigfliege. Die Redaktion hat sich umgehört, wie hiesige Winzerbetriebe das Jahr erlebt haben.
1. Max Martin (37) aus Ziegelanger: Der Ernteausfall kam nicht ganz so schlimm wie befürchtet

Max Martin leitet ein Weingut in Ziegelanger. Der 37-Jährige hat die Weinlese schon Ende September abgeschlossen, unter Einsatz eines Vollernters. Bei ihm sei es mit dem Ernteausfall nicht ganz so schlimm gekommen wie befürchtet, berichtet er. Seinen aktuellen Schätzungen zufolge liegt der Ertrag 40 Prozent unter dem Soll. Je nach Lage und Standort habe der Wind die Reben erwischt oder eben nicht. "Richtung Steinbach war es nicht so schlimm und in Krum gab es keinen Frost." Auch die Traubensorte spielte eine Rolle: Martins Beobachtung nach hat der Silvaner den Frost besser weggesteckt als der Müller-Thurgau.
2. Nico Scholtens (77) aus Fatschenbrunn: Noch nie einen so großen Verlust bei der Ernte gehabt

Nico Scholtens hat seine Weingärten in Zell am Ebersberg und in Steinbach. An beiden Standorten sei es sehr schlecht gelaufen, sagt er. Durch den starken Frost im April seien die Trauben "zu 100 Prozent kaputt gefroren". Manche Weinberge hätten einen zweiten Wuchs erfahren, aber durch den vielen Regen seien Pilzkrankheiten aufgekommen. "95 Prozent Ernteausfall, eher noch mehr", fasst Scholtens zusammen. Einen solchen Verlust habe er auf seinen fünf Hektar an Weinbergen noch nie gehabt. Eine kleine Ausnahme gab es: Der Johanniter. Die Trauben der pilzresistenten Sorte seien gesund geblieben.
3. Andreas Hetzel (43) aus Oberschwappach: Nicht nur der Ernteausfall bereitet Kopfschmerzen

Andreas Hetzel bewirtschaftet fünf Hektar an Weinbergen bei Oberschwappach. Er beziffert seinen Ernteausfall auf 50 Prozent. Ein anderes Phänomen bereitet ihm jedoch mehr Kopfschmerzen: "Weinstöcke gehen kaputt, sehr extrem, sehr auffällig. Die Stöcke waren da, haben auch ausgetrieben, und plötzlich sind sie umgefallen", erklärt er. Die Ursache hierfür sei noch unklar.
Insgesamt habe das Jahr vielversprechend begonnen. Dann kam die Kälte: Selbst der Saft in der Rute sei bei Domina und Müller-Thurgau erfroren, ein Totalausfall. Die Bacchus-Ernte sei gut. Weißburgunder und Sauvignon seien lagebedingt vom Frost verschont geblieben. Und der Silvaner? Die Stöcke seien erfroren, hätten aber nachgetrieben. Dann sei das Jahr gut verlaufen. Zwar mit viel Arbeit, aber ohne Pilzbefall.
4. Levin Rothmund (25) aus Eltmann: Außerhalb des Landkreises gab es weniger Frostschäden

Levin Rothmund ist Neueinsteiger im Weinbau: 2016 begannen seine Eltern hobbymäßig, Rebstöcke zu bewirtschaften. Er machte deren Hobby zu seinem Beruf. "Großflächig verteilt" seien seine Weinberge. Auf 3,5 Hektar seiner Fläche schlug der Frost in einer Heftigkeit zu, dass sich eine Ernte nicht gelohnt hätte, wie Rothmund berichtet. Zell, Zeil, Sand und Oberschwappach waren solche Standorte. Außerhalb des Landkreises, in Donnersdorf und Michelau, habe es besser ausgesehen. Herausforderung des Jahres sei dann gewesen, dem starken Wachstum Herr zu werden, um Pilzschäden zuvorzukommen.
5. Johanna Barthel (22) und Martin Barthel (57) aus Wohnau: Einige Rebstöcke fielen plötzlich aus

Johanna Barthel ist die aktuelle Weinprinzessin des Abt-Degen-Weintals und hat daher auch einen Überblick über die Region. "Es gibt Weinberge, die keinerlei Frostschäden abbekommen haben, bis hin zu Flächen, bei denen die Ernte zu nahezu 100 Prozent ausfällt." In Summe schätzt sie den Ausfall auf circa 50 Prozent. Nicht überall in Franken sei die Lage so prekär, die hiesige Gegend habe es "besonders erwischt".
Und ihr eigenes Weingut? Die Eltern bewirtschaften 3,5 Hektar an Weinbergen. Ihr Vater Martin Barthel berichtet unter anderem, dass bei Müller-Thurgau und Bacchus Triebe nachgekommen, aber unfruchtbar gewesen seien. Bei Silvaner und Spätburgunder seien um die 20 Prozent nachgekommen. Die Barthels machen, wie Andreas Hetzel, auf ein neues Phänomen aufmerksam: Ihr Betrieb musste ebenfalls miterleben, dass Rebstöcke plötzlich ausfielen. "Bis zu 10 Prozent."