
Stehen umwälzende Entscheidungen an, ringt die Politik immer auch um Akzeptanz in der Bevölkerung. In Sachen Klimaschutz und der damit verbundenen Energiewende ist das nicht anders. Hier setzt die Politik vermehrt darauf, Projekte so bürgernah wie möglich umsetzen – auch im Landkreis Haßberge.
Doch wie hoch ist hier die Akzeptanz von erneuerbaren Energien? Und warum entscheiden sich die einen für eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die anderen aber dagegen? Lukas Bauernschubert, Master-Student an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, hat in Kooperation mit dem Stadtwerk Haßfurt nun seine Abschlussarbeit vorgelegt, die sich unter anderem mit diesen Fragen befasst. Wir stellen die Ergebnisse vor - und ordnen sie ein.
Wie hoch ist die Akzeptanz erneuerbarer Energien im Landkreis?
Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen Zuspruch unter den Befragten, was umweltfreundliche und klimaneutrale Energieversorgung im Landkreis Haßberge betrifft: 93 Prozent befürworteten demnach grundsätzlich den Ausbau erneuerbarer Energien. Projekte in kommunaler Hand unterstützten 92 Prozent der Befragten.
Gefragt, warum diese Projekte auf kommunaler Ebene wichtig sind, nannte der Großteil (91 Prozent) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Beitrag gegen den Klimawandel. Neben ökologischen Gründen spielen aber auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Rund zwei Drittel (72 Prozent) sehen im Ausbau erneuerbarer Energien einen Beitrag zur regionalen Entwicklung, also beispielsweise zur Sicherung von Arbeitsplätzen im Haßbergkreis. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gab zudem finanzielle Gewinne für Kommunen und private Investoren als positiven und unterstützenswerten Effekt an.
Was spricht gegen die private Anschaffung einer Solaranlage?
Ziel der Studie war es außerdem, die Verbreitung privater Photovoltaik-Anlagen im Kreis Haßberge besser beurteilen zu können. 28 Prozent der Befragten gaben demnach an, eine eigene Solaranlage zu besitzen – und damit deutlich mehr als im bayernweiten Durchschnitt. Laut dem Energieversorger Eon lag der im Jahr 2018 bei rund zehn Prozent. Als wichtigste Gründe für die Anschaffung nannten die Besitzer den eigenen Beitrag zur Energiewende und die Reduktion fossiler Energieträger.

Aber warum setzen rund zwei Drittel der Befragten nicht auf eine eigene Solaranlage? Ideologische Motive scheinen hier keine Rolle zu spielen: Am häufigsten gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie an, nur Mieterin oder Mieter (46 Prozent) zu sein und sich eine solche Anlage aus finanziellen Gründen (39 Prozent) schlicht nicht leisten zu können.
Ist die Studie nun übertragbar auf den gesamten Landkreis?
Insgesamt wurden bei der Untersuchung die Antworten von 133 Personen ausgewertet, sagt Lukas Bauernschubert, Macher der Studie. "Bei manchen Fragen waren es auch noch ein paar Personen mehr." Die hohe Akzeptanz, die Bauernschubert in seiner Arbeit messen konnte, ist dabei in etwa vergleichbar mit Ergebnissen bundesweiter Untersuchungen zu Einstellungen gegenüber erneuerbaren Energien. Eine Studie des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2012 beispielsweise gibt hier Zustimmungswerte um 80 Prozent an.
"Der Unterschied zu diesem Wert kann einerseits darin begründet sein, dass im Kreis Haßberge die Akzeptanz grundsätzlich höher ist", sagt Lukas Bauernschubert. Andererseits könne auch mangelnde Repräsentativität ein Grund sein. Denn repräsentativ ist die Studie, die Bauernschubert im Sommer 2020 als Abschlussarbeit seines Masterstudiums durchführte, nur bedingt. "Was die Alters- und Geschlechterverteilung angeht beispielsweise, ist sie es mit kleineren Abweichungen", sagt er. Nicht aber, was andere Faktoren betreffe. "Die Studie erhebt diesen Anspruch auch nicht", erklärt Bauernschubert weiter. "Sie soll als Hinweisgeber dienen für die Umsetzung künftiger kommunaler Projekte im Landkreis", sagt er.
Was macht das Stadtwerk Haßfurt nun mit diesen Ergebnissen?
Für das Stadtwerk Haßfurt, Kooperationspartner bei der Erstellung der Studie, sind die Ergebnisse durchaus von Bedeutung. Denn das Unternehmen kann daraus Schlüsse ziehen, um den Ausbau erneuerbarer Energien im Verbreitungsgebiet voranzutreiben. Besonders die Gründe, die gegen eine eigene Solaranlage auf dem Dach genannt werden, sind hier interessant. Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerks, möchte Zweifel beseitigen: "Mit gezielter Aufklärungsarbeit können wir darlegen, warum die Bedenken unbegründet sind."
39 Prozent der Befragten etwa gaben an, sich eine eigene Solaranlage nicht leisten zu können. Zösch entgegnet: "Das finanzielle Problem ist inzwischen kein Problem mehr. Fast jede Bank finanziert heute eine solche Anlage." Besonders Menschen, bei denen das Geld knapp ist, empfiehlt Zösch deshalb diese Investition in die Zukunft. "Etwas Lukrativeres gibt es derzeit nicht." Und wer es sich trotzdem nicht zutraue, vielleicht auch wegen der vielen technischen Fragen, für den gebe es ebenfalls Möglichkeiten, wie beispielsweise das Pachtmodell. Grundvoraussetzung für eine Solaranlage ist dabei stets die entsprechende Eignung des Gebäudes.
Trotz der Fortschritte im Verbreitungsgebiet des Stadtwerks bestehe beim Ausbau erneuerbarer Energien weiterhin Nachholbedarf, sagt Zösch. Wie das im Allgemeinen gelingen könnte, dazu trifft Lukas Bauernschubert in seiner Studie Ableitungen: Auch wenn die Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien groß sei im Landkreis, so seien Bürgerbeteiligung und -information entscheidende Faktoren für den künftigen Erfolg von kommunalen Großprojekten. Das sieht auch Norbert Zösch so.
Hintergründe zum Macher der Studie