Deutlich zu warm, erheblich zu trocken sowie sehr sonnig. So fiel laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) der Juli 2022 aus. Und der Juni war entsprechend. Nicht nur für Menschen können diese Temperaturen unangenehm oder sogar gefährlich sein. Wie kommen Haustiere mit der Hitzebelastung zurecht?
Hitzschlag ist eine große Gefahr
Ellen Schindler ist Tierärztin mit Praxis in Fabrikschleichach. Sie berichtet, dass Hitzschlag zu den größten Gefahren bei Hitzestress zählt. Und erklärt den wesentlichen Unterschied zum Menschen: "Haustiere wie Hund, Katze und Hamster haben im Gegensatz zu uns keine Schweißdrüsen. Zur Regulation ihrer Körpertemperatur hecheln sie, vermeiden die pralle Sonne und nehmen regelmäßig Flüssigkeit auf." Sie führt weiter aus: "Hunde und Katzen haben empfindliche Pfoten. Uns Menschen schützen Schuhe vor Verbrennungen, Vierbeiner sind aufgeheizten Asphaltwegen bedingungslos ausgeliefert."
Hunde: Schatten, Wasser und Ruhe
Daher gibt sie einige Tipps für Tierhalterinnen und -halter. Hunden müsse es ermöglicht werden, sich ganztägig im Schatten aufzuhalten, unabhängig vom Tagesstand der Sonne. Der Wassernapf sollte stets gefüllt sein, idealerweise empfiehlt die Tierärztin, mehrfach täglich frisches, kühles Wasser nachzufüllen. Denn: Hecheln trocknet die Schleimhäuten aus.
Bewegung in der Mittagshitze sei zu vermeiden, die beste Zeit zum Ausgang ist nach Schindlers Angaben der frühe Morgen oder der späte Abend. Gemütliche Spaziergänge, keine schweren Belastungen wie Jogging und Radfahren. Besonders beglückt es Hunde, wenn sie an einem Bach oder Weiher vorbeikommen, wo sie in das kühle Nass springen können.
Schindler ermahnt: "Das Auto kann zur Todesfalle werden. Nie bei Wärme den Hund im Innenraum einsperren. Selbst bei leicht geöffneten Fensterscheiben kann sich dieser binnen kurzer Zeit bis zur Unerträglichkeit aufheizen." Auch zu einem Sonnenbrand kann es kommen, insbesondere bei dünnbehaarten und weißen Hunden.
Katzen: Individualist unter den Haustieren
Katzen lieben es, eigene Wege zu gehen. Sie vermeiden instinktiv abgestandenes Fressen und ziehen fließendes Wasser dem Trog vor. Sie suchen sich schattige Plätze mit kühlem Untergrund. Hauskatzen verkriechen sich gerne in eine kühlen Ecke. Zimmerbrunnen sind beliebte Erfrischungsquellen.
Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen: Käfig darf nicht zur Falle werden
Käfighaltung bedarf dagegen im Sommer einer besonderen Fürsorge. Schon ein kurz in den Raum eindringender Sonnenstrahl kann für die Bewohner wie Hamster, Meerschweinchen oder Kaninchen lebensbedrohlich werden. Wer solche Tiere hält, sollte daher stets darauf achten, dass im Laufe des Tages die Sonne am Käfig vorbei wandert, rät die Tierärztin. Zugige Standorte sind ungeeignet.
Aquarium: Temperaturkontrolle unabdingbar
Sonneneinstrahlung und hohe Raumtemperaturen können für Fische in einem Aquarium fatale Folgen haben, sie erhöhen die Wassertemperatur und verringern somit den lebenswichtigen Sauerstoff im Aquarium. Regelmäßige Kontrolle und vorsichtiges Nachregulieren mit kühlendem Wasser kann deshalb Leben retten.
Frisches Wasser für Gartenvögel
Doch nicht nur für ihre Haustiere können Menschen etwas tun, sondern auch für die Tiere in ihrem Garten. Vögel haben einen erheblichen Wasserbedarf. Daher ist es sehr hilfreich, Vogeltränken aufzustellen. Dabei sollte täglich frisches Wasser eingefüllt und die Tränke gereinigt werden.
Urlaubszeit ist Reisezeit
Britta Merkel, Leiterin des Tierheimes in Zell am Ebersberg, bereiten die Hitzeperioden keine Probleme. Das Heim verfügt über artgerechte Plätze, Freigang zwischen Gehege und Innenraum. Ausnahme ist die betagte Hundedame Lennie: "die 17-jährige Hündin wurde 15 Jahre lang als Hofhund gehalten und war stets im Freien. Bis zum heutigen Tag ist sie mit nichts dazu zu bewegen, eine Haustürschwelle zu übertreten."
Doch unter ihrem Sonnensegel fühlt sich die Hündin richtig wohl. Merkel rät: "Stress vermeiden, denn dieser belastet den angestrengten Kreislauf zusätzlich." Und sie schwärmt von alten Sandsteinen: "Sie sind das Geilste bei dem Wetter!"
Große Sorgen bereitet allerdings die Reisezeit, denn "Hundepensionsplätze sind rar". Vor den großen Ferien erhält sie täglich mehrere Anfragen, kann aber nicht wirklich weiterhelfen. Pensionsplätze für Katzen hält sie für eine Notlösung: "Katzen sind sehr standortliebend. Eine Versorgung in der vertrauten Umgebung ist immer einem Aufenthalt in der Tierpension vorzuziehen."
Veterinäramt: Lieber eine Meldung zu viel als zu wenig
Dr. Simone Nowak leitet das Staatliche Veterinäramt im Landratsamt Haßberge. Sie schätzt, dass die Meldungen besorgter Bürger bei Zweifeln an der artgerechten Tierhaltung bei Hitzewellen "circa 20 bis 30 Prozent über dem Durchschnitt liegt". Schwerpunkt hierbei sind Freigehege. Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde, Dammwild – alle Tiere stehen gleichermaßen unter Beobachtung durch aufmerksame Spaziergänger. Obwohl meist Entwarnung gegeben werden kann, ist sie "für jede Meldung dankbar, lieber mehrmals Fehlalarm als einmal etwas übersehen".
So erzählt sie von einem typischen Beispiel aus der Zwingerhaltung eines Hundes: Der durchaus großzügig bemessene Wasservorrat war schon mittags aufgebraucht, der Tierhalter wurde jedoch erst gegen Abend zurückerwartet. "Dann nahmen wir den Schlauch selbst in die Hand", schildert sie ihre pragmatische Vorgehensweise. Ein tragischer Fall ist ihr in Erinnerung: "Vergangenes Jahr kamen Kaninchen ums Leben, deren Käfig auf dem Balkon stand." Sie appelliert eindringlich: "Schattige Plätze, ausreichend Wasser, jeden Hinweis melden."