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Haßfurt
"Solches Leid darf nie wieder geschehen": Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht in Haßfurt
Um an die Judenverfolgung im Dritten Reich zu erinnern und zu mahnen, fand in der Kreisstadt am Samstag eine Kundgebung statt. Die Eindrücke.
An mehreren Stationen, wie hier im Anstaltsgässchen am ehemaligen Wohnsitz einer jüdischen Familie, hielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung inne.
Foto: Christian Licha | An mehreren Stationen, wie hier im Anstaltsgässchen am ehemaligen Wohnsitz einer jüdischen Familie, hielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung inne.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 15.11.2024 02:39 Uhr

Zum Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 erinnerte am Samstag in Haßfurt eine Gedenkkundgebung an die Judenverfolgung im Dritten Reich. Organisiert von Kim Davey vom Verein Stolpersteine Haßberge und Valentin Schnapp vom Bündnis Demokratie Haßberge wurde an vier Stationen in der Altstadt innegehalten und das Schicksal der damaligen jüdischen Bevölkerung in der Kreisstadt verdeutlicht. Wahrscheinlich dem frühen Termin am Vormittag um 9.30 Uhr geschuldet, nahmen allerdings nur 30 Personen an der Kundgebung teil.

Progromnacht in Haßfurt in den frühen Morgenstunden

Am Mahnmal für die Haßfurter Jüdinnen und Juden in der Promenade sagte Dr. Alex Klubertanz, Vorsitzender des Vereins Stolpersteine: "An diesem 9. November schlug über ganz Deutschland eine Welle von Zerstörung und Gewalt zusammen. Auch hier in den Haßbergen, auch wenn es hier erst in den frühen Morgenstunden des 10. November losging. Die jüdischen Männer und einige Frauen aus den Kreisen Ebern, Haßfurt und Hofheim wurden verhaftet und erkennungsdienstlich behandelt. Später, am 25. November, wurden die meisten von ihnen ins Konzentrationslager Dachau verbracht, wo sie einige Wochen oder Monate einsaßen."

Am Mahnmal in der Promenade begann der Rundgang durch Haßfurt am Gedenktag zur Pogromnacht.
Foto: Christian Licha | Am Mahnmal in der Promenade begann der Rundgang durch Haßfurt am Gedenktag zur Pogromnacht.

Im Anstaltsgässchen, in der Zwerchmaingasse und in der Hauptstraße waren die weiteren Stationen – die ehemaligen Wohnhäuser der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, vor denen die sogenannten Stolpersteine aus Messing im Pflaster verankert sind. Als Denkmal regen sie zum Denken an und erinnern an alle Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.

"Solches Leid darf nie wieder geschehen. Kein Mensch darf um seines Glaubens willen geächtet werden. Nicht um seines Geschlechtes willen", verdeutlichte Dekanin Anne Salzbrenner von der evangelischen Kirche, die ebenfalls zu der Veranstaltung aufgerufen hatte.

Mahnende Worte und ein Lied, das um die Welt ging

Katharina Schmidt, Vorstandsmitglied des Freundeskreises Asyl Hofheim, verdeutlichte, wie wichtig das Gedenken ist: "Erinnern ist wichtig. Welche Kraft darin steckt, zeigt sich darin, wie sehr Diktaturen und Autokratien Erinnern behindern, wenn es zum Beispiel um verschwundene Menschen geht, um Massaker auf öffentlichen Plätzen, um die Trauer der Hinterbliebenen. Erinnern kann aber auch immer ideologisch benutzt werden, auch das passiert immer und immer wieder."

Auch in der Hauptstraße wurde an die Opfer der Judenverfolgung im Dritten Reich erinnert.
Foto: Christian Licha | Auch in der Hauptstraße wurde an die Opfer der Judenverfolgung im Dritten Reich erinnert.

Ebenfalls mahnende Worte sprach Günter Pierdzig von der Kreisvereinigung Bamberg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Musikalisch begleitete Lutz Werner an der Gitarre die Veranstaltung, unter anderem mit dem Lied "Die Moorsoldaten". Dieses Lied entstand 1934 im Konzentrationslager Börgermoor und wurde dort von Häftlingen uraufgeführt. Es fand schnell weltweite Verbreitung und wurde zum Symbol des Widerstands gegen Faschismus.

Im kommenden Jahr ist für den 25. Mai eine weitere Verlegung von Stolpersteinen in Haßfurt geplant. An dem Sonntag werden dann um 14 Uhr am Tränkberg und voraussichtlich in der Hauptstraße die Mahnmale wie Pflastersteine bündig im Bürgersteig verlegt.

 
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