Die Verständigung in der Gesellschaft fördern und insbesondere rassistischen Parolen etwas entgegensetzen. Diesen thematischen Inhalt hat ein Seminar, das am 24. August in Hofheim stattfinden soll. Christian Wittmann, Gastgeber und Mitorganisator des Seminars, sieht sich in einer Welt voller Widersprüche: Die Bundesrepublik Deutschland sucht weltweit für ihre Kliniken und Pflegeeinrichtungen Fachkräfte, welche bereit sind, in Deutschland Fuß zu fassen. Das Grundgesetz besagt, dass politisch verfolgten Menschen Asyl zu gewähren ist. Und mancher Gewerbebetrieb könnte seine Dienstleistung ohne zugewanderte Mitarbeitende nicht aufrechterhalten.
Dennoch erleben es Menschen, die offiziell willkommen sind, immer wieder, dass ihnen aus der Bevölkerung und der Politik heraus Misstrauen entgegenschlägt. "Anfeindungen können zum Alltag werden und mit der Willkommenskultur ist es hierzulande zuweilen nicht weit her", sagt Wittmann. Und es gehe noch einen Schritt weiter: "Unbeteiligte schauen im Konfliktfall fort, wer eingreift, wird selbst Ziel von Attacken."
Christian Wittmann will nicht tatenlos zuschauen
Die Tagesschau vermeldet am 11. August: "Nötigung, Körperverletzung, Volksverhetzung: Immer wieder werden Asylbewerber in Deutschland zum Ziel von Angriffen. Die Polizei registrierte im ersten Halbjahr deutschlandweit mehr als 500 Übergriffe." Konkret ginge es demnach um Straftaten wie Volksverhetzung, Nötigung und gefährliche Körperverletzung.
Tatenlos zuschauen sei der falsche Weg, meint Wittmann, und tatsächlich sehe er Bewegungen in der Gesellschaft, die ihm Mut machen: Omas finden sich zusammen, um gegen Rechts aufzustehen, der Freundeskreis Asyl in Hofheim zeigt Flagge, und das von Wittmann geleitete Café Maya entwickle sich zu einem Zentrum, in dem würdevoll miteinander umgegangen werde.
Förderung durch das Familienministerium
Dort, in einem Seminarraum im Rückgebäude, sollen demnächst auch Überlegungen geschmiedet werden: Was ist zu tun, um rassistischen Parolen entgegenzutreten? Wie kann man diese selbstbewusst entkräften? Und wie kann man eventuell mit eigenen Aktionen Zeichen setzen? Die Themenbereiche stehen bereits: Wie verhalte ich mich bei einem rassistischen Vorfall? An welche Einrichtungen und Initiativen kann ich mich im Bedarfsfall wenden? Was tue ich, wenn im Gespräch rassistische Äußerungen fallen?
All dies soll geschehen in Form eines "Seminars gegen Rassismus": Bis zu 20 Teilnehmende können sich hier zusammenfinden, die Einladung ist öffentlich, die Zusage erfolgt nach dem "Windhundprinzip", also nach dem Zeitpunkt der Anmeldungseingänge. Es findet statt als Mischung aus Interaktionen, Diskussionen, Rollen- und Reaktionsspielen sowie Powerpoint- Präsentationen zum Themenbereich Rassismus. Gefördert wird die Veranstaltung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!"
Wiederholung der Veranstaltung zur Not auf eigene Kosten
Und was, wenn es weit mehr Anmeldungen gibt, als Plätze zur Verfügung stehen? Die Förderung gebe es zwar nur einmal, sagt Christian Wittmann. Würde er also die gleiche Veranstaltung in der gleichen Form noch einmal wiederholen, gäbe es kein Geld mehr dafür. Das sei es ihm aber wert. Sollte es also viele Anmeldungen geben, wäre er bereit, das Seminar auf eigene Kosten zu wiederholen, erklärt Wittmann.
Außerdem könnte er sich vorstellen, daraus eine Veranstaltungsreihe werden zu lassen. Denn: Würde er weitere solcher Seminare mit anderen Themenschwerpunkten und einem anderen Titel anbieten, wäre eine Förderung durch das Familienministerium wieder möglich.
Vermittlung demokratischer Werte
Im Einzelnen gehe es um die Vermittlung und Realisierung demokratischer Werte und der Toleranz, sagt Wittmann: "Betrachtet werden die Inhalte und das Demokratiegebot von Parteien, Organisationen, Institutionen und Personen, die sich die Ungleichwertigkeit des Menschen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auf ihre Fahnen, in ihre Programmatik geschrieben haben." Und diesen werden gemäß Ankündigung Parteien und Institutionen, die sich für die Würde jedes Menschen einsetzen, gegenübergestellt.
Die Veranstaltung findet am 24. August von 10 bis 17 Uhr im Rückgebäude von Maya's Unverpacktladen & Café statt. Organisatoren sind der Verein "Besser gemeinsam leben Haßberge" in Kooperation mit den Omas gegen Rechts, dem Freundeskreis Asyl sowie Maya's Unverpacktladen & Café. Die Seminarleitung und Durchführung übernimmt das Bündnis "Aufstehen gegen Rassismus".
Die Anmeldung ist möglich im Café Maja in Hofheim zu den Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag, 11-18 Uhr, oder telefonisch unter Tel.: 0151 42024588.