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Knetzgau
Seit drei Jahren außer Betrieb: Die Solaranlage auf dem Knetzgauer Schwimmbad wird nicht repariert
Für die Verwaltung ist die Anlage ein wirtschaftlicher Totalschaden. Bürgermeister Stefan Paulus ließ deshalb am Montag einen Vorstoß im Gemeinderat abblitzen.
Blick vom Knetzgauer Kirchturm Richtung Westen. In der Bildmitte das Schwimmbad mit der Solaranlage auf dem Dach, die seit drei Jahren abgeschaltet ist.
Foto: Christiane Reuther | Blick vom Knetzgauer Kirchturm Richtung Westen. In der Bildmitte das Schwimmbad mit der Solaranlage auf dem Dach, die seit drei Jahren abgeschaltet ist.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 24.11.2024 02:32 Uhr

Geht da nicht doch noch etwas? Über 20 Jahre lang hat die Solaranlage auf dem Dach des Knetzgauer Hallenbades zur Heizung und Warmwasserversorgung des Bades und der beiden benachbarten Schulturnhallen beigetragen. Doch seit Oktober 2021 sind die Flachkollektoren außer Betrieb. Das Rohrleitungssystem für den Wärmeträger ist marode. Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD) und die Verwaltung sprechen von einem wirtschaftlichen Totalschaden.

Doch elf Mitglieder des Gemeinderates unter Federführung von Stefan Seubert (CSU) und Nina Köberich (Grüne) wollen das Aus für die Nutzung der Sonnenenergie nicht einfach hinnehmen. Sie finden, dass es sich das Rathaus in der Angelegenheit zu einfach macht. Ergo hatten sie die Verwaltung im September aufgefordert, die Solaranlage schnellstmöglich instand zu setzen. Dieses Ansinnen war am Montagabend Thema in der Sitzung des Gremiums.

Wenn überhaupt komme nur der Austausch in Frage

Für Bürgermeister Paulus und Kämmerer Marco Depner ist die Reparatur quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Denn es gehe nicht nur um die Leckagen, die sich einfach nicht beseitigen ließen.  Sondern auch darum, dass die gesamte Technik so veraltet ist, dass Ersatzteile kaum noch zu bekommen seien und die Kompatibilität mit modernen Komponenten nicht gegeben sei. Zudem sei die Installation mit Blick auf heutige Brandschutzrichtlinien kritisch zu bewerten. 

Wenn überhaupt, so komme nur der Austausch der kompletten Anlage samt Leitungssystem in Frage. Aber auch das macht laut Verwaltung ohne Gesamtkonzept der Energie- und Wärmeversorgung keinen Sinn. Denn die Gebäudeleittechnik von Schwimmbad und Turnhallen ist ebenfalls in die Jahre gekommen, weswegen eine neue Anlage steuerungstechnisch nicht eingebunden werden könne, ohne den enormen Aufwand zu betreiben, die gesamte Leittechnik zu erneuern. 

Mark Zehe (CSU) hatte eingeworfen, dass die Solaranlage seit Ende 2021 keinen Ertrag mehr erbracht habe, die Gemeinde also mehr Geld für Gas, den Hauptenergieträger im Schwimmbad und den Turnhallen, habe aufbringen müssen. Für Zehe stellt sich die Frage der Gegenrechnung, sprich die Abwägung zwischen höherem Gaspreis und den Kosten für eine Reparatur. Doch laut Kämmerer Depner war der Wirkungsgrad der Sonnenkollektoren zuletzt so gering, dass ihr Beitrag finanziell nicht stark ins Gewicht gefallen sei.

Offenbar fühlen sich Teile des Gemeinderates aber nicht ausreichend informiert, um den Sachverhalt in letzter Konsequenz beurteilen zu können. Nina Köberich etwa sagte: 
"Mir ist das leider alles zu unkonkret", sie wünsche sich mehr Infos, mehr Transparenz. Ins gleiche Horn stieß Barbara Ullrich (CSU). 

Die Gretchenfrage nach dem Knetzgauer Schwimmbad

Peter Werner (Grüne) ärgerte sich über das jahrelange "Herumgeeiere" und stellte einen größeren Zusammenhang her. Er wollte wissen, wie es um die Zukunft des Hallenbades bestellt sei: "Was wollt Ihr mit dem Schwimmbad", fragte er in Richtung Bürgermeister und Verwaltung. Weil eben nicht nur die Solaranlage auf dem Dach, sondern das Bad insgesamt dringend sanierungsbedürftig ist. Jahrelang hatte Knetzgau an einem Sanierungskonzept gefeilt und um Fördermittel gekämpft.

Doch vor einem Jahr entschloss sich der Gemeinderat dann trotz einer Förderung durch den Bund in Höhe von 1,9 Millionen Euro einstimmig, das Projekt in Höhe von über sechs Millionen Euro abzublasen – wegen der klammen Gemeindekasse und der strengen Förderrichtlinien. Seitdem weiß niemand so recht, wie es weitergehen soll mit der Sportstätte. "Wir alle wollen unser Schwimmbad erhalten", antwortete Paulus am Montagabend aber unmissverständlich auf Werners Frage.

Beim Nahwärmenetz drängt die Zeit

Und vielleicht bahnt sich in Sachen Energieversorgung von Schwimmbad und Turnhallen eine ganz andere Lösung an. Die Unterfränkische Überlandzentrale (ÜZ, Lülsfeld) versorgt seit Jahren im Ortskern von Knetzgau die Haighäfe, die Senioren-Wohngemeinschaft St. Martha, das Rathaus samt Rats- und Kultursaal sowie Kindergarten und Kinderkrippe mit Nahwärme. Den Vertrag mit der ÜZ habe die Gemeinde zum 31. Dezember 2025 gekündigt, sagte Bürgermeister Paulus. In einen Folgevertrag könnte die Schule samt ihrer Sportstätten eingeschlossen werden.

Wie gut diese Idee auch sein mag, ein Haken an der Geschichte könnte der Faktor Zeit sein:  Zweiter Bürgermeister Stefan Seubert gab zu bedenken: "Ich komme selber aus der Planung. Und ich weiß: 2025 ist nicht zu machen."

"Entweder Ihr vertraut uns oder nicht. Ich wüsste nicht, worüber wir abstimmen sollten."
Bürgermeister Stefan Paulus zum Antrag auf Instandsetzung der Solaranlage

Nichts zu machen war am Montagabend mit Bürgermeister Stefan Paulus. Er lehnte es auf inhaltlichen und formellen Gründen ab, den Gemeinderat über den fraktionsübergreifenden Antrag auf Instandsetzung der Solaranlage befinden zu lassen. "Entweder Ihr vertraut uns oder nicht. Ich wüsste nicht, worüber wir abstimmen sollten", schloss der Bürgermeister die Diskussion. Damit war gleichzeitig der Wunsch vom Tisch, prüfen zu lassen, ob sich die Pellet-Anlage der Schule und die Gas-Heizanlage der Sportstätten sinnvoll koppeln lassen, um an schulfreien Tagen die nicht-genutzte Wärme im Schulhaus den Sportgebäuden zuführen zu können. 

 
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