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Bamberg
Prozess um scharfe Schusswaffen auf der A70 bei Eltmann: Angeklagter erleidet Herzinfarkt im Gerichtssaal
Bei einer Verkehrskontrolle Ende 2023 ging der Polizei das Trio ins Netz. Der zweite Verhandlungstag am Landgericht Bamberg war zu viel für einen der Angeklagten.
Ein Notarzt und ein Rettungssanitäter kümmerten sich am Freitag am Landgericht Bamberg um den herzkranken Angeklagten.
Foto: Udo Güldner | Ein Notarzt und ein Rettungssanitäter kümmerten sich am Freitag am Landgericht Bamberg um den herzkranken Angeklagten.
Redaktion
 |  aktualisiert: 25.07.2024 02:48 Uhr

Der Prozess am Landgericht Bamberg, bei dem es um drei Männer geht, die im vergangenen Jahr scharfe Schusswaffen auf der A70 bei Eltmann geschmuggelt haben sollen, ging am Freitag in die nächste Runde – gar mit medizinischen Folgen. Schmerzen in der Brust, Atemnot und ein Schweißausbruch. Die Aufregung scheint an diesem Tag für den 48-jährigen Mann aus Georgien einfach zu viel zu sein. In einer Verhandlungspause am Landgericht Bamberg klappt der Angeklagte zusammen.

Der Rettungsdienst muss kommen und stellt fest, dass der Mann gerade eben einen Herzinfarkt erlitten hat. Er muss sofort ins Klinikum Bamberg. Doch selbst der herbeigeeilte Notarzt kann den aufgeregten Patienten nicht dazu bringen, sich abtransportieren zu lassen. Der Mann will unbedingt noch das Ende des Gerichtsverfahrens erleben. Was für ihn tödlich enden könnte. Kurze Zeit steht sogar die Fortsetzung des Prozesses auf der Kippe.

Sein Strafverteidiger Maximilian Glabasnia hat schließlich die rettende Idee. Es gelingt ihm, sich vom herzkranken Mandanten eine besondere Vollmacht ausstellen zu lassen. Dadurch ist es nicht notwendig, dass der Mann aus Georgien weiterhin im Gerichtssaal anwesend ist. Da dieser eine Bewährungsstrafe zu erwarten hat, hebt die Vierte Strafkammer kurzerhand den Haftbefehl auf.

"Houdinireife Flucht" aus der Polizeidienststelle

Danach kann der Angeklagte ins Krankenhaus gebracht werden – ohne Hand- und Fußfesseln und ohne Polizei-Eskorte. Gleichsam eine juristische Erste-Hilfe-Maßnahme, damit sich beim Patienten die lebensbedrohliche Aufregung legt.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Mann aus Georgien für Aufsehen sorgt. Wohl auch seinetwegen gleicht der Justizpalast am zweiten Verhandlungstag einem Hochsicherheitstrakt mit schwerbewaffneten und vermummten Polizisten. Denn kurz nach seiner Festnahme infolge einer Polizeikontrolle an der Autobahn A70 auf Höhe Eltmann kurz vor Silvester ist dem Mann eine "houdinireife Flucht" aus der Polizeidienstelle in Bamberg gelungen, wie es Oberstaatsanwalt Michael Hoffmann nennt.

Dort hatte man den Georgier mit Handschellen an einen verankerten Stahlhaken gefesselt. Irgendwie schafft es der Tatverdächtige, den Haken, der mit einem Spezialdübel und Betonkleber befestigt war, aus der Wand herauszudrehen. Über eine Brandschutztür verschwindet er an diesem Tag. Am Anker-Einrichtung-Oberfranken taucht er wieder auf. Er versucht, über einen Zaun auf das Gelände zu kommen, um sich inmitten seiner Landsleute zu verstecken.

Schusswaffen auf Mülldeponie "gefunden"

Im Prozess erfährt man mehr über die Verkehrskontrolle, bei der der Fahrer mit einem Auto ohne Zulassung und mit gefälschtem georgischen Führerschein unterwegs ist. Er erzählt den Polizisten, den Wagen habe er sich nur für eine Probefahrt "geliehen" und die Schusswaffen auf einer Mülldeponie "gefunden".

Offenbar soll er alles auf sich nehmen, um den dritten Mann auf dem Rücksitz aus der Schusslinie zu halten. Der dritte Mann erzählt vor Gericht eine regelrechte "Räuberpistole". Die scharfen Schusswaffen gehörten angeblich einem Landsmann, der in Frankreich hinter Gittern sitze. Der habe darum gebeten, die Pistolen und den Revolver mitsamt Munition verschwinden zu lassen, um keine weiteren Schwierigkeiten zu bekommen. Freilich wirft man sie nicht einfach bei Bordeaux in den Atlantik oder lässt sie in der Schrottpresse verschwinden, sondern wickelt die Schießeisen in Panzertape und versteckt sie im Motorraum. Dann macht man sich auf den Weg nach Polen.

Weiterhin ohne Bewährung im Gefängnis

Am Ende wird der Fahrer wegen diverser Verstöße gegen das Waffengesetz zu sechs Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt. Sein 54-jähriger Komplize, der als Ersatzfahrer vorgesehen ist, bekommt zehn Monate mit Bewährung und darf das Gericht als freier Mann verlassen. Nur der dritte Mann bleibt nach dem Richterspruch über 22 Monate ohne Bewährung weiterhin im Gefängnis. 

Oberstaatsanwalt Michael Hoffmann und Rechtsanwältin Mareen Basler am zweiten Verhandlungstag.
Foto: Udo Güldner | Oberstaatsanwalt Michael Hoffmann und Rechtsanwältin Mareen Basler am zweiten Verhandlungstag.

Er scheint eine große Nummer innerhalb der georgischen Mafia zu sein. Von massiven Taten spricht Richterin Manuela Teubel und von einer laufenden Bewährung. Tatsächlich geht es unter anderem um einen Totschlag, eine Handgranate und eine Haftstrafe von 19 Jahren. Weitere Informationen gibt es vor Gericht allerdings nicht.

 
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