Die großen Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre – sowohl aus arabischen Ländern als auch aus der Ukraine – haben gezeigt: Ein Landkreis sollte darauf vorbereitet sein, in kürzester Zeit viele Menschen unterbringen zu müssen. Dafür sind Notunterkünfte nötig, so dass die Neuankömmlinge zumindest in den ersten Tagen ein Dach über dem Kopf haben. Eine solche bekommt der Landkreis Haßberge nun beim TV Haßfurt: Der Verein stellt für einen Zeitraum von zwei Jahren seine Tennishalle zur Verfügung. Am Dienstag nahm das Vorhaben die letzte Hürde: Der Haßfurter Bauausschuss stimmte der Nutzungsänderung zu, allerdings bei einer Gegenstimme.
Bürgermeister wirbt für Toleranz gegenüber Geflüchteten
"Ich weiß von einigen TV-Mitgliedern, die da 'not amused' sind", sagte Stadtrat Ilker Martin Özalp (CSU), als das Thema in der Sitzung an die Reihe kam. "Ich bin schon gefragt worden, wie man als Stadtrat da zustimmen kann."
Bürgermeister Günther Werner erwiderte darauf, er habe für diese Diskussion "kein Verständnis". Er plädierte daraufhin für mehr Toleranz und Hilfsbereitschaft gegenüber Geflüchteten und sagte, die Menschen sollten sich besser informieren und mit den Betroffenen, die Hilfe benötigen, ins Gespräch kommen. Özalp stellte daraufhin klar, dass es den Kritikern nicht um Fremdenfeindlichkeit gehe, sondern um den Spielbetrieb in der Tennishalle.
Nicht das erste Mal, dass sich der TV für Geflüchtete einsetzt
Damit sprach Özalp an, dass die Entscheidung, die Halle zur Verfügung zu stellen, auch beim Turnverein heftig diskutiert wurde und innerhalb des Vereins auch Gegenstimmen laut geworden waren. Vereinsvorsitzender Gerd Wolf verwies damals allerdings darauf, dass die Tennisabteilung den Verein ohnehin viel Geld koste, das die anderen Abteilungen mittragen müssten, und dass die lautesten Beschwerden ausgerechnet von Nichtmitgliedern gekommen seien.
Die Entscheidung des Vereins, dem Landratsamt die Halle zur Flüchtlingsaufnahme zur Verfügung zu stellen, fiel letztlich im Vorstand zusammen mit dem erweiterten Vereinsausschuss mit einer Mehrheit von 10 zu 3 Stimmen. Auch damals hatte sich Wolf gegenüber dieser Redaktion für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft ausgesprochen – und das nicht zum ersten Mal. Schon in der Vergangenheit hatte sich der TV Haßfurt unter Wolfs Führung für Geflüchtete eingesetzt, beispielsweise im Kampf gegen die Abschiebung eines jungen Mannes aus Ghana, der bei dem Verein Fußball spielte.
Gut vorbereitet auf eine mögliche Flüchtlingsaufnahme
Um die Tennishalle für die Aufnahme von bis zu 75 Geflüchteten vorzubereiten, soll sie im Eingangsbereich um einen Container erweitert werden. Ein Bauzaun soll eine Abtrennung schaffen, so dass der Sportbetrieb in den anderen Teilen des TV-Geländes nicht gestört wird. Bürgermeister Werner betonte, man wisse nicht, ob noch einmal eine größere Zahl an Geflüchteten kommen werde. Aber wenn der Fall noch einmal eintrete, dann sei es gut, auf deren Aufnahme vorbereitet zu sein.
Als die Nutzungsänderung der Halle schließlich im Bauausschuss zur Abstimmung kam, hob auch Ilker Martin Özalp seine Hand für die Flüchtlingsunterbringung. Eine Gegenstimme gab es dennoch, nämlich von Jürgen Kehrlein (CSU), der seine Ablehnung allerdings nicht mit einem Wortbeitrag begründete.