Manchmal ist an einer Tagesordnung nicht nur interessant, welche Themen darauf stehen, sondern auch, welche Themen nicht darauf stehen. So verhält es sich auch im Eberner Stadtrat. Denn Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) würde sich wünschen, endlich über die Planung für die neue Landesbaudirektion sprechen zu können, die in Ebern entstehen soll. Doch als der Stadtrat am Donnerstagabend tagte, stand dieses Thema wieder einmal nicht auf der Tagesordnung.
Noch keine Einigung in den Ministerien
Aktuell steht an der Stelle in der Innenstadt, an der der neue Sitz der Behörde gebaut werden soll, noch ein altes "Bestandsgebäude" – wie es in der Behördensprache heißt –, nämlich der Gasthof Post. Schon lange ist geplant, diesen abzureißen, um Platz für die Baudirektion zu machen. Doch da das noch immer nicht geschehen ist, kommt auch in der Bevölkerung die Frage auf, ob hier noch alles nach Plan läuft. "Wir warten darauf, dass uns die Planung vorgestellt wird", sagt Bürgermeister Hennemann im Gespräch mit dieser Redaktion. "Seit April fragen wir jeden Monat nach", berichtet er, doch ein ums andere Mal komme eine Absage.
"Die Ministerien werden sich nicht einig", meint Hennemann. Denn für das Projekt ist eine Abstimmung zwischen dem Bauministerium und dem Finanzministerium nötig. "Wir haben das Signal bekommen, dass die Endabstimmung in den Ministerien noch nicht stattgefunden hat."
Umweltaspekte spielen beim Neubau eine große Rolle
Zwar ist dem Bürgermeister im Gespräch anzumerken, dass er darüber nicht glücklich ist, dennoch könne er ein Stück weit verstehen, warum es beim neuen Gebäude und dem dazugehörigen Parkplatz noch offene Fragen gibt. So sei geplant, bei dem Neubau auf Umweltaspekte zu achten, es solle viel mit Holz gebaut werden und der Behördenbau solle energieautark sein. Ehrgeizige Ziele also, die die Planung durchaus komplizierter machen.
Das bayerische Bauministerium betont auf Anfrage dieser Redaktion dennoch, dass sich das Projekt weiterhin im Zeitplan bewege. "Eine Fertigstellung des Neubaus wird weiterhin für Ende 2025 angestrebt", schreibt Baudirektor Thomas Harant. Der Haushaltsausschuss des Landtags habe im Juli 2022 die ersten Teilbaumaßnahmen genehmigt. Diese ersten Maßnahmen umfassen noch nicht den Neubau, sondern erst einmal die Beseitigung des bestehenden Gebäudes, also die Schadstoffsanierung und den Abbruch des alten Gasthofes. Diese Arbeiten sollen Ende 2022 beginnen, derzeit laufe das Vergabeverfahren für diese Arbeiten. Der Baubeginn für den Neubau sei für 2024 geplant.
Umzug von Nürnberg nach Ebern in mehreren Schritten
Die Landesbaudirektion ist laut der Selbstbeschreibung auf ihrer eigenen Website der "Ansprechpartner für alle Hochbauprojekte des Bundes in Bayern". Bisher hatte sie ihren Sitz in Nürnberg. Doch dann kam die bayerische Behördenverlagerung, mit der der Freistaat verhindern will, dass die gesamte Verwaltung nur in den Großstädten sitzt. 2015 verkündete der damalige Finanz- und Heimatminister und heutige Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass im Rahmen dieses Projektes die Landesbaudirektion nach Ebern umziehen solle.
Der Umzug erfolgt in mehreren Schritten: Zum Jahresbeginn 2017 nahm eine Rumpfmannschaft in Ebern den Dienst auf, wo die Behörde nun auch bereits ihren offiziellen Sitz hat – wenn auch noch nicht in neuen, eigenen Räumen, sondern im alten Rathaus. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten aber vorerst weiterhin von Nürnberg aus.
Die Behörde als "Teil der Stadt Ebern"
Zunächst war auch nicht klar, wo genau in Ebern die Baudirektion ihren Platz finden soll, im Gespräch waren unter anderem Gebäude auf der ehemaligen Bundeswehr-Kaserne. Doch einige Politikerinnen und Politiker, darunter auch Bürgermeister Hennemann, hatten sich dafür eingesetzt, die Behörde in die Innenstadt zu holen. "Der Standort in der Innenstadt ist auch ein Zeichen an die Bürgerinnen und Bürger. Wir wollen als Teil der Stadt Ebern wahrgenommen werden", hatte die damalige bayerische Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) diese Entscheidung im Jahr 2020 begründet.
Sobald der Neubau steht, sollen dann auch die übrigen Arbeitsplätze von Nürnberg nach Ebern verlagert werden. Gut 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will die Behörde dann an ihrem neuen Standort beschäftigen.