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EBERN
100 Stellen für Ebern
Behördenverlagerung: Ebern soll bei der Behördenverlagerung berücksichtigt werden.
Foto: Mösslein | Behördenverlagerung: Ebern soll bei der Behördenverlagerung berücksichtigt werden.
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 05.03.2015 11:42 Uhr

Das Geheimnis ist gelüftet: Bei der Behördenverlagerung soll auch der Landkreis Haßberge berücksichtigt werden. Die Landesbaudirektion der Autobahndirektion Nordbayern soll von Nürnberg nach Ebern verlagert werden. Damit verbunden: 100 neue Stellen in der früheren Kreisstadt.

Erwartungsgemäß positiv fielen nach der Ankündigung von Finanzminister Markus Söder am Mittwochnachmittag die Stimmen zu dieser Entscheidung im Haßbergkreis aus. Unisono sprachen etwa Stimmkreisabgeordneter Steffen Vogel (CSU) und Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) von einem „guten Tag für Ebern“. Landrat Wilhelm Schneider (CSU) ist „sehr zufrieden“ – die Vorgespräche mit den verantwortlichen Politikern und Stellen hätten sich gelohnt. 100 Stellen sind für ihn nicht „irgendeine“ rein symbolische Verlagerung, sondern eine ernst gemeinte.

Für Vogel ist die Verlagerung der Landesbaudirektion aus der Autobahndirektion Nordbayern von Nürnberg nach Ebern ein „ganz dicker Fisch“, da die Landesbaudirektion eine Behörde mit über 100 qualifizierten Arbeitsplätzen sei, heißt es in einer Presseerklärung des Abgeordneten. Die Landesbaudirektion ist für die Betreuung von Liegenschaften des Bundes in Bayern zuständig.

Eine Möglichkeit wäre, die Behörde in die ungenutzten Gebäude in der Kaserne unterzubringen, die jedoch gegebenenfalls erworben werden müssten. „Jetzt gilt es die optimalen Räumlichkeiten zu finden oder gegebenenfalls zu errichten“, so Vogel weiter.

Er hält die Verlagerung für „eine ganz starke Maßnahme zur Stärkung des hiesigen, von der Bevölkerungsentwicklung besonders betroffenen Raumes im nördlichen Landkreis Haßberge“. Finanzminister Söder und Innenstaatssekretär Gerhard Eck hätten sich offen gezeigt für die von ihm und Landrat Schneider vorgebrachten Argumente und die Notwendigkeit einer Unterstützung des Landkreises Haßberge.

Es klappt auch ohne CSU-Bonus

Anhand der Wahl von Ebern als Behördenstandort könne man ersehen, dass man auch nicht danach ausgewählt habe, wo ein CSU-Mitglied Bürgermeister sei, sondern danach, wo eine Unterstützung dringend notwendig sei. Vogel weiter: Ebern sei durch die Schließung der Bundeswehr durch die rot-grüne Bundesregierung besonders getroffen worden, so dass er froh sei, dass die Staatsregierung nunmehr den Eberner Raum nachhaltig unterstütze.

Die Verlagerung der Behörde werde sich allerdings einige Zeit, wenn nicht sogar Jahre, hinziehen, da es keine zwangsweisen Versetzungen geben werde und die Infrastruktur aufgebaut werden müsse.

Von der Zusage für Ebern hatte Bürgermeister Hennemann am frühen Mittwochnachmittag via Internet erfahren. Er freut sich über die Entscheidung, zumal „wir uns ja immer wieder ins Gespräch gebracht haben“. Es sei auf jeden Fall ein wichtiger Beitrag, „als Ersatz für die abgezogene Bundeswehr“, aber auch, um den Verlust von Amtsgericht und Forstamt zu kompensieren.

Bei der Bewerbung habe man deutlich gemacht, dass es noch Gebäude auf dem Bundeswehrareal gibt, die genutzt werden könnten. Vorgespräche habe es gegeben. Um geeigneten Raum zu finden, werde man „Unterstützung bieten, wo es nur geht“.

Und zur Tatsache, dass die Stadt unter der Führung eines roten Bürgermeisters den Zuschlag erhalten hat: „Dass ein Minister nicht nach dem Parteibuch schaut, sollte doch selbstverständlich sein. Das kann man bei solchen Fällen auch nicht machen.“

Für Hennemann zeigt der Zuschlag für Ebern auch die gute Zusammenarbeit der Stadt mit dem Landkreis, der die Bemühungen Eberns unterstützt habe. Weiter berichtet Hennemann, dass man auch Schloss Ditterswind ins Gespräch gebracht habe, das, nachdem dort Wohngruppen verlagert werden, leer stehen wird. Was letztlich für Ebern gesprochen hat, das dürfte zum einen das Raumangebot sein, aber unter Umständen auch die gute Anbindung an den Großraum Nürnberg. Stündlich gibt es über den Verkehrsverbund eine Zugverbindung nach Nürnberg, sagt Hennemann.

Landrat Schneider betrachtet den Zuschlag in erster Linie als einen Gewinn für den Landkreis – und an zweiter Position für Ebern. „Die Eberner hatten halt Glück gehabt.“ Und vielleicht die bessere Verkehrsanbindung und die Nähe zu Oberfranken, ergänzt Schneider. Der Kreis hat dem Finanzministerium neben Ebern jedenfalls noch mehr mögliche Behördenstandorte vorgeschlagen, ohne selbst Prioritäten zu setzen: Hofheim, das bisherige Amtsgericht in Haßfurt sowie die Schlösser in Gleisenau und Ditterswind. Wichtig ist Schneider, dass die Staatsregierung den nördlichen Landkreis stärkt.

Aus Schneiders Sicht ging die Rechnung auf, sich mit seinen Landratskollegen aus Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen abzusprechen und in München ein abgestimmtes Konzept vorzulegen. So kommen 270 der 346 nach Unterfranken verlagerten Stellen in diese drei Landkreise.

Das Raumangebot in Ebern dürfte nach Einschätzung von Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst der Grund gewesen sein, dass Ebern den Zuschlag erhielt. Wie er auf Anfrage bestätigte, hatte sich auch Hofheim beworben, „allerdings ohne große Illusionen, denn Ebern hatte einfach die bessere Ausgangsposition“. Hofheim habe sich mit kleineren Einheiten beworben, für 25 bis 30 Stellen, zwei Objekte habe man angeboten.

Borst freut sich für den Kreis

Es wäre unrealistisch gewesen, zu denken, dass in Hofheim ein Neubau erstellt würde, „wenn woanders Gebäude vorhanden sind“. Dennoch freut es Borst, dass der Kreis mit 100 Stellen „gut bedacht“ worden sei.

Und was hält man 90 Kilometer beziehungsweise gut eine Autostunde von Ebern entfernt, bei der Autobahndirektion Nordbayern, von der Stellenverlagerung? Diese Frage bleibt an dieser Stelle ungeklärt. Presseauskunft in dieser Sache gibt allein das Innenministerium in München, ist dort am Mittwochnachmittag lediglich zu erfahren. Die von den Plänen der Staatsregierung direkt Betroffenen dürfen sich offenbar nicht selbst äußern.

-> Das Thema Seite 8
 
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